(11.11.2013, 18:16)markusku schrieb: Wir sind da der selben Meinung, das wenn man solche Artikel wie im "Postillion" schreibt, wahnsinnig viel über die Themen wissen muß.
Wahnsinnig viel vielleicht nicht gerade - aber die üblichen Argumente muss man schon kennen um sich darüber lustig zu machen
(11.11.2013, 18:16)markusku schrieb: Du stellst suuuuper Fragen und hast Zweifel.
Leider bekomme ich aber keine Antworten auf meine "suuuuper Fragen" - warum eigentlich nicht?
Zweifel habe ich übrigens kaum noch - Zweifel verursachen möchte ich hingegen.
(11.11.2013, 18:16)markusku schrieb: In keinem anderem Gebiet kann man sich so in Zweifel baden wie in der Homöopathie und in Impffragen.
Das sehe ich vollkommen anders.
Es gibt kein "alternativmedizinisches" Verfahren, dass so oft und so gründlich untersucht wurde wie Homöopathie.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es da doch noch vielleicht einzelne Situationen gibt, in denen homöopathischen Mittel eine Wirkung über Placebo entfalten und die man bislang übersehen hat ist entsprechend minimal - auch wenn man das prinzipiell nie vollkommen ausschließen kann (man kann auch nicht 100% ausschließen, dass die Holzhammer-Therapie nicht in ganz bestimmten Situation vielleicht doch wirkt).
Es gibt viele wesentlich schlechter untersuchte "alternativmedizinische" Verfahren - bei denen daher eher noch die Möglichkeit besteht das tatsächlich eine Wirkung vorliegt und die obendrein nicht so extrem den bekannten Naturgesetzen widersprechen wie es homöopathische Mittel tun.
Die Grundlagen der Homöopathie lassen sich sehr einfach überprüfen (z.B. durch doppelverblindete Arzneimittelprüfungen) und jedesmal wenn man das gemacht hat zeigte sich, dass bereits die grundlegenden Annahmen der Homöopathie in der Realität nicht funktionieren.
Nach 200 Jahren ist der Zug da wohl abgefahren.
Es ist viel wahrscheinlicher das vielleicht das eine oder andere wirksame Element in der bislang nur teilweise untersuchten TCM (oder ähnlichen Verfahren) gefunden wird.
Und was "Impffragen" anbelangt - es gibt keine anderen Arzneimittel die so gut untersucht und so massenhaft verwendet wurden wie Impfstoffe - wenn Zweifel an Arzneimitteln geäußert werden dann sind viele Arzneimittel eher zweifelhaft als die Wirkung von Impfstoffen.
Natürlich gibt es eine (weltweit betrachtet sehr kleine) Minderheit von Impfgegnern die nicht müde werden Zweifel an Impfungen zu streuen - teils mit uralten und längst widerlegten Argumenten die schon vor 50 Jahren gebracht wurden aber auf die Laien immer noch hereinfallen)
Aber allein die epidemiologischen Daten belegen bestens, dass Impfstoffe wirksam sind.
Auch wenn z.B. Impfgegner gerne behaupten, die Ausrottung der Pocken wäre nicht auf die in diesem Zeitraum weltweit durch die WHO durchgeführte Impfkampagne zurückzuführen sondern auf verbesserte Hygiene und/oder Ernährung.
Selbst wenn man spaßeshalber annimmt, dass damals tatsächlich der größte Teil der Menschen in guten hygienischen Verhältnissen und gut genährt gewesen wäre (was natürlich in keinster Weise stimmt) und dadurch die Pocken ausgerotten worden wären, dann stellt sich gleich die nächste Frage warum es im gleichen Zeitraum (dank toller Hygiene und Ernährung) dann keinen nennenswerten Rückgang bei den Polio-Erkrankungen gab - den gab es erst Jahrzehnte später und wieder (welch Zufall) parallel zu einer entsprechenden WHO-Impfkampagne.
Wenn in Deutschland innerhalb eines Jahres (1962) die Zahl der Polio-Neuerkrankung um über 95% zurückging, dann wird das auch wohl nicht daran liegen, dass es 1962 einen Durchbruch auf dem Gebiet der Hygiene und Ernährung gab - sondern wohl doch an dem zu dieser Zeit eingeführten Polio-Impfung.
Noch dazu wo sich das gleiche "Wunder" 2 Jahre zuvor in der DDR ereignet hat...
Bezweifeln kann man natürlich alles.
Die Beleglage für eine Wirksamkeit homöopathischer Mittel ist aber sehr dünn.
Die Beleglage für die Wirksamkeit zahlreicher Impfstoffe ist geradezu überwältigend
Beides auf eine Stufe zu stellen ist schon mehr als gewagt.
(11.11.2013, 18:16)markusku schrieb: Ich denke das es nicht nur eine Wahrheit gibt, es gibt immer mehrere !
Und ich denke, dass zwei Aussagen, die sich gegenseitig widersprechen nicht beide gleichzeitig wahr sein können.
Das die Erde eine Kugel ist (zur Zeit vorherrschende Theorie) mag wahr oder falsch sein
Das die Erde eine Scheibe ist (angeblich im Mittelalter unter Laien verbreitete Annahme) mag theoretisch auch wahr sein.
SICHER ist aber, dass nicht beides wahr sein kann - die Erde kann nicht gleichzeitig eine Kugel und eine Scheibe sein.
Statt dem Problem aus dem Weg zu gehen, indem man beides gelten läßt sollte man schon versuchen herauszufinden was denn nun stimmt.
Die "Schulmedizin" geht von der (bestens belegten) Annahme aus, dass Wirkstoffe mit zunehmender Verdünnung an Wirkung verlieren. Egal ob man sie schüttelt oder nicht
(Das kennt jeder der schon mal Wein mit Sprudel verdünnt hat)
Die Homöopathie geht hingegen davon aus, dass Wirkstoffe ihre Wirkung sogar steigern je mehr man sie verdünnt.
Beides kann nun mal nicht gleichzeitig stimmen - und deswegen sollte man schon versuchen herauszufinden, was denn nun stimmt.
Dazu kann man z.B. mal die Wirkung von Weinbrand mit Weinschorle vergleichen - nach einem halben Liter weiß man Bescheid wer Recht hat
Gäbe es einen Homöopathen die reproduzierbar (und besser als durch Raten) z.B. Arsen D24 von Arnica C1000 anhand der Wirkung (und nicht dem Etikett) unterscheiden könnte, dann könnte dieser Homöopath Millionen an Preisgeldern abkassieren die für ein derartiges Kunststück ausgesetzt sind.
Nur war eben noch nie ein Homöopath in der Lage dieses Kunststück vor kritischen Zuschauern aufzuführen.
Auch da stellt sich die naheliegende Frage (auf die ich wohl wieder keine Antwort bekomme):
Warum eigentlich nicht?
Es müßte doch (wenn Homöopathie auch nur ansatzweise funktioniert) geradezu kinderleicht sein Arsen D24 von Arnica C1000 zu unterscheiden.
(11.11.2013, 18:16)markusku schrieb: Bei den Impfungen gibt es die Wahrheit das man durch eine Zwangsimpfung mehr Menschen erreicht und somit eine Krankheits ausrotten kann, eine andere Wahrheit besteht in der Angst der Eltern anhand der Nebenwirkungen einer Impfung, die noch zusätzlich den "Zwang" als bitteren Nachgeschmack hat. Und diese Vielschichtigkeit ist gut ! Ich möchte behaupten unverzichtbar !
Bei Sicherheitsgurten gibt es die Wahrheit, dass man durch eine Gurtpflicht Todesfälle und Verletzungen reduzieren kann - trotzdem besteht die Angst mancher Autofahrer, im Falle eines Unfalls im Auto zu verbrennen, weil der Gurt das Verlassen des Fahrzeugs erschwert oder verhindert.
Trotzdem gibt es eine Gurtpflicht und kaum einer stört sich noch daran.
In der Medizin gibt es leider nur ganz selten 100% Wahrheiten - aber ein kleiner Vergleich spricht doch Bände:
z.B. Komplikationsraten:
Exanthem:
bei Masern: 98 %
bei MMR-Impfung:5 %, abgeschwächt
Fieber
bei Masern: 98 %, meist hoch
bei MMR-Impfung: 3 % bis 5 %, sehr selten hoch
Fieberkrämpfe
bei Masern: 7 bis 8 %
bei MMR-Impfung: ≤ 1 %
Abfall der Blutplättchen
bei Masern: 1/3000
bei MMR-Impfung: 1/30.000 bis 1/50.000
Enzephalitis
bei Masern: 1/1000 bis 1/10.000
bei MMR-Impfung:< 1/1.000.000 (unsicher)
Letalität
bei Masern: 1/1000 bis 1/20.000
bei MMR-Impfung: 0
Wenn man Angst haben sollte dann wohl vor Masern und nicht vor der Masernimpfung.
Wenn man natürlich auf Daten verzichtet und stattdessen gezielt Ängste schürt ist es relativ einfach bei besorgten Eltern Angst vor der Impfung zu verbreiten - man muss halt nur dafür sorgen, dass sie nichts von den vergleichsweise viel größeren Risiken einer Masernerkrankung erfahren.
Schaut man sich auf sogenannten "impfkritischen" Seiten um wird genau so vorgegangen - man liest viel über die Gefahren von Impfstoffen (wenn auch meistens keine Zahlen) aber fast nichts über die Risiken der Krankheiten gegen die geimpft wird.
Da wird verharmlost oder gar behauptet, dass Kinderkrankheiten wie Masern wichtige "Entwicklungsschübe" auslösen würden - was übriges auf der anthroposophischen Vorstellungen von Rudi Steiner basiert, der meinte Masern wären für die Entwicklung notwendig - falls das Kind in einem "früheren Leben" zuviel gegrübelt hat.
Wer die die Anthroposophen an ein früheres Leben glaubt der glaubt logischerweise auch an ein nächstes Leben.
Das ist es dann auch nicht mehr so schlimm, wenn ein Kind an Masern stirbt statt einen "Entwicklungschritt" durchzumachen.
(11.11.2013, 18:16)markusku schrieb: Du möchtest Überzeugen ? Ich befürchte das das sehr unwahrscheinlich ist. Vorallem in einem Forum in dem man sich u.a. diese (H.) Interesse teilt ?
Ich schreibe ja hier (wie bereits mehrfach erwähnt) hauptsächlich für die nicht registrierten reinen Mitleser.
Und bei denen scheinst Du Dir ja bzgl. der Unwirksamkeit meiner Argumente dann doch nicht mehr so sicher zu sein - oder wie soll ich folgende Aussage von Dir sonst verstehen?
Zitat:Den größten Schaden den sie anrichten kann, ist der das sich Anfänger von Ihr verschrecken lassen.
Wobei es ja (hoffentlich) meine Beiträge sind (und nicht ich) welche vielleicht "Anfänger" verschrecken könnten.