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Lange genug hat es ja gedauert. Nachdem die DGE jahrelang aus unterschiedlichen Richtungen - darunter eine Gruppe Mediziner und Ernährungswissenschaftler - wegen ihrer veralteten Empfehlungen öffentlich kritisiert wurde, konnte sie die Fakten nicht länger ignorieren und musste sich den wissenschaftlichen Tatsachen zumindest ein wenig beugen.
Die DGE hat ihre 10 Regeln geändert und wir dürfen uns jetzt mit ihrem Segen zumindest teilweise nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ernähren. Statt Getreide täglich und satt werden gesunde Fette favorisiert. Die veraltete Empfehlung, täglich Kartoffeln in sich zu schaufeln, ist glücklicherweise ebenfalls verschwunden. Die Bauchspeicheldrüse sagt hierzu laut danke und manch Diabetiker wird sich künftig über die Veränderungen in seinem Körper freuen.
Kein lautes Getöse, kein öffentliches: Wir haben verstanden und gehandelt - nichts dergleichen. Sattdessen ein Umschreiben der Empfehlungen im stillen Kämmerlein. Als wäre es eine Schande, sich zu irren. Es ist keine Schande, sich zu irren, es ist aber nicht in Ordnung, sich vehement wissenschaftlichen Erkenntnissen zu verwehren.
So ist es auch kein Wunder, dass die große öffentliche Präsentation ausblieb. Nur wer genau hinschaut und die neuen mit den alten Regeln vergleicht, bemerkte, wie sich das Ernährungskonzept der DGE verändert hat. Beispiel: Der veraltete Hinweis, dass zu viele gesättigte Fettsäuren schaden und ein Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen darstellen, wurde gestrichen. Jetzt gibt es Hinweise auf gesundheitsfördernde Fette und darauf, dass diese trotz ihres hohen Fettgehaltes gesund sind. Auch die Obergrenze für Eier wurde gekippt. Ratz Fatz. So geht es eben auch.
Wollen wir hoffen, dass die Neuerungen schnell die Runde machen und sich die DGE weiterentwickelt, denn die Fachgesellschaft ist längst nicht auf dem aktuellen Stand. Beispiel: "Essen Sie Milch und Milchprodukte wie Käse und Joghurt täglich." Selbst wenn wir uns für Demeter Milch entscheiden, birgt diese Empfehlung Risiken, denn Casein (Proteinanteil der Milch, der zu Käse weiterverarbeitet wird) gilt als Auslöser von Autoimmunerkrankungen, Rheuma, Parkinson oder auch von Morbus Chron. Ein Stück Käse, betrachtet und gehandhabt als gelegentliches Genussmittel, ist aus meiner Sicht in Ordnung, nicht aber, der tägliche Konsum von Milchprodukten.
Schön, dass die DGE aufgewacht ist. Jetzt sollte sie wachsam bleiben, damit sie den Anschluss nicht verpasst.
Quelle: http://www.hirnnahrung.net/blog
Link: Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE: http://www.dge.de/ernaehrungspraxis/voll...n-der-dge/
Sabina
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Liebe Sabine
Vielen lieben Dank für Deine Einschätzung.
Die Info über die neuen Regelungen sind seit der Veröffentlichung als Download
bei uns im Forum zu finden.
Schau hier:
Neufassung der 10-Regeln der DGE
wurde auch schon 80 mal herunter geladen.
Unsere Ernährungsberater sind also voll auf dem Laufenden.
In dem letzten Arbeitskreis habe ich das auch nochmals extra erläutert.
Liebe Grüße
Gudrun
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Hallo,
im Gegensatz zu Deutschland ist Belgien da schon einen Schritt weiter und streicht Fleisch aus der Ernährungspyramide.
http://www.wir-essen-gesund.de/belgier-s...spyramide/
www.wir-essen-gesund.de
lg Diana
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Vielen Dank für den tollen Link, liebe Diana
So etwas wird der Fleischindustrie nicht gut gefallen.
Aber uns schon
Liebe Grüße
Gudrun
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(13.11.2017, 11:35)Gudrun Nebel schrieb: Liebe Sabine
Vielen lieben Dank für Deine Einschätzung.
Die Info über die neuen Regelungen sind seit der Veröffentlichung als Download
bei uns im Forum zu finden.
Schau hier:
Neufassung der 10-Regeln der DGE
wurde auch schon 80 mal herunter geladen.
Unsere Ernährungsberater sind also voll auf dem Laufenden.
In dem letzten Arbeitskreis habe ich das auch nochmals extra erläutert. Liebe Gudrun,
darf ich Deinem Beitrag entnehmen, dass Du die neuen Erkenntnisse in den Unterricht einfließen lässt? Das würde mich freuen, denn als ich Deine Schülerin war, diskutierten wir ja schon heiß über das Thema Vollkornprodukte, die auf Deiner Liste ganz oben standen.
In diesem Zusammenhang erlaube ich mir eine kleine Geschichte aus der Praxis. Mein Shiatsu-Lehrer, der sich 30 Jahre lang rein vegetarisch ernährte und schon lange an Diabetes leidet sagte mir: Mein größter Fehler war es, vegetarisch zu leben. Er hat seit einiger Zeit seine Ernährung umgestellt: Fisch, Fleisch, viel Gemüse und in Maßen Obst, wenn Korn, dann glutenfrei und ebenfalls sehr, sehr in Maßen. Es wird dauern, aber es wird besser. Sein amerikanischer Lehrer hat ihm übrigens die gleichen Empfehlungen gegeben. Inzwischen wissen wir ja, dass die Amerikaner in Bezug auf Ernährung fortschrittlicher sind als wir.
Wie beim Getreide, so scheiden sich auch beim Fleisch die Geister. Ich selbst bin immer wieder überrascht davon, wie hilfreich Fleischbetonte Ernährung bei neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose ist. Auch deshalb warte ich mit Spannung auf die Ergebnisse einer Studie aus dem Berliner Immanuel Krankenhaus, das in Kooperation mit der Berliner Charité auch dieses Phänomen untersucht. Wer mehr erfahren möchte, kann meinen folgenden Blog Beitrag vom 24. Juli lesen, zu finden auf www.hirnnahrung.net
Ernährung und Multiple Sklerose − Immanuel-Krankenhaus und Charité starten Studie
In Deutschland erschien 2014 das Buch von Dr. Terry Wahls mit dem Titel „Multiple Sklerose erfolgreich behandeln mit dem Paläo-Programm“. Die Ärztin beschreibt darin, wie sie über Ernährung und Bewegung ihre MS-Erkrankung in den Griff bekam. Heute, drei Jahre später, greift die Berliner Charité (Prof. Dr. Friedemann Paul) und das Berliner Immanuel-Krankenhaus (Dr. Andreas Michalsen) die Erkenntnisse auf und startet eine Studie. „Erfahrungswerte und erste Studien mit verschiedenen Ernährungskonzepten deuten darauf hin, dass sich die Auswirkungen von Multiple Sklerose durch Ernährung beeinflussen lassen könnten.“
Kurz zur Erinnerung: Wir schreiben das Jahr 2016. Ein MS-Mäuseversuch zeigte, dass sich modifiziertes Fasten und ketogene Ernährung positiv auf die Entstehung der Krankheit und den klinischen Verlauf auswirkten. Es folgte eine randomisierte und kontrollierte Pilotstudie am Menschen. Verglichen wurde, wie sich intermittierendes Fasten und ketogene Ernährung auf die Lebensqualität bei MS-Patienten auswirkt.
60 Probanden wurden seinerzeit in drei Gruppen aufgeteilt. 48 Ergebnisse konnten ausgewertet werden. Gruppe eins stellte die Kontrollgruppe dar. Sie ernährte sich von Mischkost. Gruppe zwei wurde auf ein siebentägiges Saft-Fasten gesetzt und ernährte sich danach mit Mischkost. Die dritte Gruppe hielt sich an die ketogene Ernährung (keine schnellen Kohlenhydrate wie Zucker, Getreide, Reis). Die Studie dauerte sechs Monate.
Ergebnis: „Wir konnten mit unserer Studie zeigen, dass die untersuchten Interventionen bei MS-Patienten zu einer klinisch relevanten Verbesserung der Lebensqualität führen – gemessen mittels Multiple Sclerosis Quality of Life – Fragebogen. Zudem zeigte sich in der ketogenen Gruppe eine signifikante Reduktion der nüchtern gemessenen Serum-Triglyzerid-Konzentration und des LDL/HDL-Cholesterol-Quotienten zum Studienende“ so Dr. med. Markus Bock von der Charité Universitätsmedizin Berlin.
Die neue Studie ist auf 18 Monate angelegt und soll drei Ernährungsformen miteinander vergleichen.
Intervall-Fasten
Zwischen der letzten und der ersten Mahlzeit müssen mindestens 14 Stunden liegen, in denen nicht gegessen, also gefastet wird. Vorzugsweise zwischen Abendbrot und Frühstück.
Ketogene Ernährung
Eine fettreiche Ernährung, die aus viel Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch besteht und auf schnelle Kohlenhydrate verzichtet. Terry Wahls empfiehlt Kokosöl, Olivenöl, Fischöl, Fisch, Fleisch, sechs Tassen Gemüse, drei Tassen Beeren bzw. in der Paläo-Phase fünf Tassen Gemüse und eine Tasse Beeren.
Entzündungshemmende Ernährung
Die besteht aus überwiegend pflanzlichen Nahrungsmitteln, wie sie den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung entspricht.
Schade, dass diese drei Aspekte nur getrennt voneinander betrachtet werden. Aus meiner Sicht fehlt eine wichtige vierte Gruppe in dieser Studie. Diese vierte Gruppe sollte alle drei Komponenten, also ketogene, entzündungshemmende Ernährung und regelmäßiges Intervallfasten, vereinen. So, wie es auch von Terry Wahls empfohlen wird.
Manch einen mag am Wahls-Programm irritieren, dass täglich Fleisch, Fisch und wöchentlich Innereien auf dem Speiseplan stehen und sich Frau Wahls dennoch guter Gesundheit erfreut. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung warnt ja bekanntermaßen vor allzu hohem Fleischkonsum. Auch deshalb bin ich jetzt schon gespannt darauf, welche Ergebnisse die Studie über die Auswirkungen der ketogenen Ernährung auf das Herz-Kreislauf-System herausfinden wird. Terry Wahls kündigte erste Ergebnisse bereits an. Sobald die vorliegen, werde ich berichten.
Bis die Berliner Ergebnisse vorliegen, wird es noch etwas dauern, denn zurzeit werden noch die Probanden gesucht. Wer nicht so lange warten will, dem empfehle ich, das Buch der Ärztin zu lesen, ihr Konzept auszuprobieren und selbst zu erfahren, wie es wirkt. Das geht eindeutig schneller.
Anmerkung: Dr. Wahls war jahrelang Vegetarierin.
Sabina
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Ja über die Ernährung gibt es immer wieder neue Erkenntnisse, Forschungen, Meinungen, etc. pp.
Was ich aber hier wiederum, wie auch schon damals, als Gudrun die neuern Richtlinien der DGE hier ins Forum stellte, sagen muss ist folgendes:
Die DGE gibt allgemeingültige Richtlinien vor, nach die sich "Ottonormalverbraucher" richten kann und sollte. Es bildet das sogenannte Grundgerüst, nach denen sich auch die Ernährungsberatung richtet.
Selbstverständlich gibt es immer wieder neue STudien zu den verschiedensten Erkrankungen und die kann man, wenn sie denn fundiert sind, auch in die Beratungen mit einfliessen lassen und/oder den Patienten mit auf den Weg geben.
Seit einiger Zeit fällt mir aber die zunehmende Verkrampfung auf, wenn es um das Thema Essen geht. Ziel unserer Beratung muss auch sein, dass der Patient mit dem was er isst sich wohl fühlt und sich auch damit identifizieren kann. Ich kann einer 60 jährigen Frau aus einfachen Verhältnissen, eben nicht empfehlen, sich fortan keton, vegan, rohvegan oder was weiss ich zu ernähren.
Es findet ja zur Zeit ein Umdenken statt, weg vom täglichen Fleischkonsum, weg vom Hauptsache billig, weg von den Fertigprodukten, etc.pp.. Und da, muss ich sagen, mit einfachen SChritten kann so der Konsument/Mensch/Patient in die richtige Richtung gelenkt werden. Und genau dies ist Sinn und Zweck der DGE.
Die Ausbildung von Gudrun hat hier mit Ihrer Empfehlung zur Vollwertigen Ernährung auch grosses geleistet. Vollwertig heisst aber nicht nur, nur Vollkornprodukte zu verzehren, sondern auch ökologisch sinnvoll sich zu ernähren. Getreide ist per se nicht ungesund, auch nicht unsere heimischen GEtreide, wie Roggen, Dinkel, Hafer und auch Weizen. Ich bin sehr skeptisch gegenüber diesem Hype um Amaranth, Quinoa und so weiter. Ökologisch gesehen werden diese Körner aus Südamerika hierher importiert. Auch die wirklich sehr gesunde Avokado (Ich liebe sie heiss und innig) ist ökologisch sehr umstritten und verbraucht extrem viel wasser bei der Anpflanzung. Die meisten "superfoods" Acaibeere, Gojibeere, Chiasamen ebenso.
Aber vielleicht ist das gar nicht so erheblich. Denn vor allem wird mit dem Begriff Superfood ein Gefühl verkauft: das Gefühl, diese Nahrungsmittel brächten von irgendwoher weit weg die Ursprünglichkeit in die westliche Industriegesellschaft zurück, die Natürlichkeit, die Gesundheit, die heute nicht mehr als Voraussetzung für ein schönes Leben betrachtet wird, sondern offenbar als ein Wert an sich. Die Avocado, das wohl beliebteste Superfood, ist tatsächlich sehr gesund. Sie enthält so viele ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe, als wollte sie den Menschen von all seinen Gebrechen heilen.
Der Avocadoboom ist eine jener Moden, die nur in einer Gesellschaft möglich sind, die im Überfluss lebt. In diesem Teil der Erde, wo Nahrung nur noch nebenbei satt machen soll, bekommen Lebensmittel eine fast poetische Bedeutung. Sie werden wie Figuren in einem Roman wahrgenommen, haben einen guten oder einen schlechten Charakter. Das Schweinenackensteak hat in dieser Fiktion die Rolle des schmierigen Bösewichts übernommen.
In der Wirklichkeit ist die Avocado die ungefähr 400 Gramm schwere Beere eines immergrünen Laubbaumes. Dieser Baum muss irgendwo wachsen, und wie jeder Baum braucht er Erde, Luft und Wasser. Eine Avocado braucht noch viel mehr. In der realen Welt der landwirtschaftlichen Produktion hat sie gar nichts Müheloses. Im Gegenteil. Ihr Erfolg war kein Wunder der Natur, sondern von langer Hand geplant. Menschen haben Geld auf sie gewettet. Unternehmen arbeiten daran, dass mehr und mehr Leute ein Leben ohne Avocado für unmöglich halten. Und am anderen Ende der Welt verändern sich ganze Landstriche, was die Frage aufwirft, ob es wirklich gut ist für die Welt, wenn der deutsche Verbraucher Schweinefleisch und Butter durch Berge von Avocados ersetzt.
Das kann, auf Dauer gesehen, weder für den Menschen und schon gar nicht für die Natur gut sein.
Deswegen mein Credo:
So natürlich wie möglich, so heimisch wie möglich, so schmackhaft wie möglich kochen, braten, essen und geniessen.
Ganz liebe Grüsse
Annette
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Liebe Annette
Vielen lieben Dank für Deine sehr realistische Einschätzung.
Schön, dass Du aus dem Kurs „Ganzheitliche Ernährungslehre“ so viel mitnehmen konntest.
Da ist das Ziel wirklich toll erreicht worden.
Ich bin ganz dabei, wenn es darum, dass nicht jede Nahrung für jeden richtig sein kann.
Das Grundgerüst der DGE machen wir uns zu Nutze und darüber ergeben sich viele
gute und individuelle Ansätze. Sowohl für die Ernährungsberater und Ernährungstherapeuten,
wie auch für Klienten und Patienten.
Genau das möchte ich im Kurs zeigen. Das ist ja auch der Grund warum im Block B so viele verschiedene
alte Gesundheitsweisen, wie Ayurveda, TCM, Hildegard oder Anthroposophie vorkommen.
Desweiteren viele verschiedene Möglichkeiten mit anderen Methoden zu arbeiten.
Wie z.B. mt der Trennkost oder der vegetarischen oder veganen Ernährung.
Danke auch für die Ausführungen zum Thema Superfoods.
Die heimischen Superfoods bringen meist bessere Resultate.
Sie sind nicht nur frischer und günstiger, sondern sie schonen die Ressourcen und mit ihren Inhaltsstoffen stehen sie meist weiter vorn.
Deshalb habe ich ja auch das Buch „Heimische Superfoods“ geschrieben.
Dein Credo unterschreibe ich auf jeden Fall
O-Ton Annette: So natürlich wie möglich, so heimisch wie möglich, so schmackhaft wie möglich kochen, braten, essen und geniessen.
Dankeschön, genau so ist
Liebe Grüße
Gudrun
Die Ernährungsfrau vom Kochelsee
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liebe Sabina,
das ist ja schön, dass man wieder etwas von Dir liest und dann auch noch Thema MS und Ernährung, ich kenn Terry Wahls, hatte mal ein Youtube Video gesehen........aber ich muss gestehen, ich habe mich noch nicht näher damit beschäftigt.......was ich nur von mir sagen kann ist, dass ich nicht der größte Freund von Getreide bin, ich muss mich mal einlesen
erstmal Danke liebe Sabina
und Annette von dem Hype mit Chia, Quinoa, etc. halte ich auch nichts, aber was man gerne mag und noch dazu gesund ist ist doch perfekt und wenn dann Sommer ist und ich Dinge aus dem Garten hole, dann ist es noch viel besser, weil ich dann weiss, was ich habe
Liebe Grüße Eva
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(13.11.2017, 15:47)annette_mllr schrieb: Ja über die Ernährung gibt es immer wieder neue Erkenntnisse, Forschungen, Meinungen, etc. pp.
Was ich aber hier wiederum, wie auch schon damals, als Gudrun die neuern Richtlinien der DGE hier ins Forum stellte, sagen muss ist folgendes:
Die DGE gibt allgemeingültige Richtlinien vor, nach die sich "Ottonormalverbraucher" richten kann und sollte. Es bildet das sogenannte Grundgerüst, nach denen sich auch die Ernährungsberatung richtet.
Selbstverständlich gibt es immer wieder neue STudien zu den verschiedensten Erkrankungen und die kann man, wenn sie denn fundiert sind, auch in die Beratungen mit einfliessen lassen und/oder den Patienten mit auf den Weg geben.
Seit einiger Zeit fällt mir aber die zunehmende Verkrampfung auf, wenn es um das Thema Essen geht. Ziel unserer Beratung muss auch sein, dass der Patient mit dem was er isst sich wohl fühlt und sich auch damit identifizieren kann. Ich kann einer 60 jährigen Frau aus einfachen Verhältnissen, eben nicht empfehlen, sich fortan keton, vegan, rohvegan oder was weiss ich zu ernähren.
Es findet ja zur Zeit ein Umdenken statt, weg vom täglichen Fleischkonsum, weg vom Hauptsache billig, weg von den Fertigprodukten, etc.pp.. Und da, muss ich sagen, mit einfachen SChritten kann so der Konsument/Mensch/Patient in die richtige Richtung gelenkt werden. Und genau dies ist Sinn und Zweck der DGE.
Die Ausbildung von Gudrun hat hier mit Ihrer Empfehlung zur Vollwertigen Ernährung auch grosses geleistet. Vollwertig heisst aber nicht nur, nur Vollkornprodukte zu verzehren, sondern auch ökologisch sinnvoll sich zu ernähren. Getreide ist per se nicht ungesund, auch nicht unsere heimischen GEtreide, wie Roggen, Dinkel, Hafer und auch Weizen. Ich bin sehr skeptisch gegenüber diesem Hype um Amaranth, Quinoa und so weiter. Ökologisch gesehen werden diese Körner aus Südamerika hierher importiert. Auch die wirklich sehr gesunde Avokado (Ich liebe sie heiss und innig) ist ökologisch sehr umstritten und verbraucht extrem viel wasser bei der Anpflanzung. Die meisten "superfoods" Acaibeere, Gojibeere, Chiasamen ebenso.
Aber vielleicht ist das gar nicht so erheblich. Denn vor allem wird mit dem Begriff Superfood ein Gefühl verkauft: das Gefühl, diese Nahrungsmittel brächten von irgendwoher weit weg die Ursprünglichkeit in die westliche Industriegesellschaft zurück, die Natürlichkeit, die Gesundheit, die heute nicht mehr als Voraussetzung für ein schönes Leben betrachtet wird, sondern offenbar als ein Wert an sich. Die Avocado, das wohl beliebteste Superfood, ist tatsächlich sehr gesund. Sie enthält so viele ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe, als wollte sie den Menschen von all seinen Gebrechen heilen.
Der Avocadoboom ist eine jener Moden, die nur in einer Gesellschaft möglich sind, die im Überfluss lebt. In diesem Teil der Erde, wo Nahrung nur noch nebenbei satt machen soll, bekommen Lebensmittel eine fast poetische Bedeutung. Sie werden wie Figuren in einem Roman wahrgenommen, haben einen guten oder einen schlechten Charakter. Das Schweinenackensteak hat in dieser Fiktion die Rolle des schmierigen Bösewichts übernommen.
In der Wirklichkeit ist die Avocado die ungefähr 400 Gramm schwere Beere eines immergrünen Laubbaumes. Dieser Baum muss irgendwo wachsen, und wie jeder Baum braucht er Erde, Luft und Wasser. Eine Avocado braucht noch viel mehr. In der realen Welt der landwirtschaftlichen Produktion hat sie gar nichts Müheloses. Im Gegenteil. Ihr Erfolg war kein Wunder der Natur, sondern von langer Hand geplant. Menschen haben Geld auf sie gewettet. Unternehmen arbeiten daran, dass mehr und mehr Leute ein Leben ohne Avocado für unmöglich halten. Und am anderen Ende der Welt verändern sich ganze Landstriche, was die Frage aufwirft, ob es wirklich gut ist für die Welt, wenn der deutsche Verbraucher Schweinefleisch und Butter durch Berge von Avocados ersetzt.
Das kann, auf Dauer gesehen, weder für den Menschen und schon gar nicht für die Natur gut sein.
Deswegen mein Credo:
So natürlich wie möglich, so heimisch wie möglich, so schmackhaft wie möglich kochen, braten, essen und geniessen. Die, die mich kennen, wissen natürlich, dass ich nichts von den Empfehlungen der DGE halte. Die ist und war noch nie auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Stehengeblieben in einer Zeit, in der sich der Mensch noch bewegte, auf dem Feld ackerte und Haribo noch nicht zur täglichen Aufmunterung zählte. Auch die zaghaften Verbesserungen ihrer 10 Regeln ändern nichts an ihrer antiquierten Einstellung. Offensichtlich kam das in meinem Blog-Beitrag, der bewusst einen ironischen Unterton trägt, nicht klar zum Ausdruck.
Quinoa und Amaranth sind Pseudogetreide, die der Bauchspeicheldrüse ebenso schaden, wie anderes Getreide und in die Insulinresistenz führen können. Deshalb werden sie auch von mir nicht empfohlen. Allenfalls in Maßen, damit der Patient die Motivation nicht verliert. Die Unverträglichkeiten, insbesondere Quinoa gegenüber, nehmen übrigens rasant zu.
Viele meiner Patienten − ich berate ausschließlich Menschen mit neurologischen Erkrankungen − sind älteren Jahrgangs und durchaus gewillt − je nach Leidensdruck − ihre Ernährung radikal umzustellen. Da in den meisten Fällen eine schnelle Besserung eintritt, bleiben sie auch dran. Nicht immer, aber immer öfter. Es gibt eben keinen Kompromiss: Bei neurologischen, insbesondere neurodegenerativen Erkrankungen gelten klare Einschränkungen für Zucker, schnelle Kohlenhydrate und Gluten gepaart mit viel Bewegung und Entspannung.
Es freut mich sehr, dass mein Beitrag wie in alten Zeiten eine kleine Diskussion ausgelöst hat. Ich bin sehr darauf gespannt, was die Zukunft bringen wird, denn eines ist mir klar: Ich weiß, dass ich nichts weiß und je mehr ich lerne, verstehe und lese, desto weniger scheine ich zu begreifen. Das verbindet mich mit dem alten Griechen und deshalb hinterfrage ich stets aufs Neue, was ich zu wissen glaube.
Sabina
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