Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie - Druckversion +- Heilpraktikerschule Isolde Richter (https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum) +-- Forum: Tierheilpraktiker - Tierernährungsberater - Tierbesitzer (https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum/forum-389.html) +--- Forum: Therapieverfahren (THP) (https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum/forum-503.html) +--- Thema: Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie (/thread-13972.html) |
Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie - anigeR - 25.01.2014 Oft mit leichtem Ekel betrachtet und oft unterschätzt, der Blutegel. Dabei sind das so hübsche Tiere Darf ich vorstellen: Hirudo medicinalis, so heisst er auf Lateinisch Blutegel sind schon sehr lange Zeit dafür bekannt, daß ihre Anwendung sich positiv auf viele Krankheitsbilder auswirkt. Erste Aufzeichnungen darüber finden sich aus dem Jahr 1500 v. Chr. . Die Blutegeltherapie wird oft der kleine Aderlass genannt. Heute ist der Blutegel ein anerkanntes Arzneimittel, er fällt unter die Richtlinien der Fertigarzneimittel. Blutegel bedürfen im Humanbereich also einer Zulassung, auf den Tierbereich ist das nicht ausgeweitet. Also dürfen THP's ihn verwenden. Das therapeutisch wirksame am Blutegel ist sein Speichel (Salvia). Der Biß eines Blutegels ist nicht schmerzhaft. Mit kleinen Kalkzähnchen beißt er vorsichtig durch die Haut, um an das Blut von dem er sich ernährt zugelangen. Zwischen den Kalkzähnchen sind Öffnungen an denen der Speichel abgegeben wird. (Nur als Nebeninfo, um zu verdauen benötigt er 15 Monate bis zu 2 Jahre, erst dann müsste er wieder etwas zu sich nehmen) Die Wirkung beruht auf mehr als 30 Stoffen, die unter anderem durchblutungsfördernd, entzündungshemmend sowie schmerzlindernd sind. Manche Stoffe wirken blutgerinnunngshemmend oder ein schnellerer Abbau und Abfluss von Gewebeflüssigkeit wird ermöglicht. Es sind noch nicht alle Inhaltsstoffe erforscht. Bekannte Stoffe sind: Hirudin, Calin, Hyaluronidase, Eglin, Hemetin, Orgelase, Bdellin . Heutzutage werden für die Blutegelbehandlungen speziell für diesen Zweck gezüchtete medizinische Egel verwendet. Eine genaue Kenntniss der Handhabung sowie der Indikationen bei denen eine Blutegeltherapie angezeigt sind ist unerlässlich, ebenso ein Wisen um die Kontraindikationen. Beispiele mögliche Indikationen: Arthitis, Arthrose, Hüftdysplasie, Ellnbogendysplasie Erkrankungen des Bänder- und Sehnenapparates, der Wirbelsäule Neuritiden und Nervenreizungen Lumbago Myogelosen Ekzeme Abszesse und Phlegmone Mastitis Wundheilungsstörungen Narbenprobleme Hämatome, Othämatom Venenentzündung Hufrehe, Gallen, Hufrollenprobleme u.a.m. ganz klare Kontraindikationen: Störungen der Blutgerinnung Blutarmut Immunschwäche Behandlung mit quecksilberhaltigen Medikamenten Infektiöse Hauterkrankung Wundheilungsstörungen Bekannte Allergien Lebererkrankungen oder Erkrankungen anderer innerer Organe arterielle Gefäßerkrankungen Fieber Tumorerkrankungen Ebenso nicht einsetzbar ist die Blutegeltherapie bei allen Tieren die unter 10 kg wiegen. Das ist logisch wenn man an die Nachblutungen denkt und daran wie viel oder besser wenig Blut in einem kleinen Körper fließt. Ein Infektionsrisiko ist bei sachgemäßer Anwendung so gut wie nicht gegeben. Allerdings können als Nebenwirkung auftreten: Rötung und Juckreiz, Narbenbildung, Kreislaufprobleme, Blutergüsse Wissen muss man unbedingt auch das nach der Behandlung ein Nachbluten normal und gewollt ist. Allein hier sind deshalb auf versch. Dinge zu achten. Durch die Wunde fließt etwa 20-50 ml Blut oder auch mal mehr beim Nachbluten ab, dies kann bis zu 24 Stunden dauern. Der Patientenhalter muss darüber gut informiert und vorbereitet sein um damit umgehen zu können. Egel sind manchmal Sensibelchen, auch wenn sie nicht so aussehen. Es kann also sein das sie nicht immer beißen. Allgemein muss man auf viele Besonderheiten achten. Hierzu zählt auch das Danach. Ein Blutegel darf immer nur einmal verwendet und angesetzt werden. Da er ein Arzneimittel ist muss er danach vorschriftsmäßig entsorgt werden. Was hier leider die Tötung des Egels bedeutet, wenn man nicht ein innoffizielles "Gnadenbrotegelaquarium" betreiben möchte. Ein spannendes Thema und gar nicht mehr so gruselig wenn man sich mal näher damit beschäftigt. RE: Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie - Ariane Carolin - 26.01.2014 Danke liebe Regina, das Thema Blutegel finde ich sehr spannend. Ich selber habe noch nie einen lebenden gesehen, mich auch noch nicht getraut, einen bei mir ansetzen zu lassen. Egel finde ich immer noch "appetlicher" als Maden, die auch sehr hilfreich sein können. Schade finde ich es wirklich, diese tollen Helfer als Dank töten zu müssen RE: Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie - anigeR - 27.01.2014 Ja, das ist schwierig und jeder der sie einsetzen will muss sich dessen bewusst sein. Da ist einfach nicht dran zu rütteln. Ist echt ein spannenden Thema, vor allem wenn man sie mal live kennenlernt. Da ich die unter 10 kg Fraktion bei mir beherberge hab ich hier noch nicht die Chance gehabt einen Blutegel einzusetzen. Hier hätte ich noch einen Büchertip: Blutegeltherapie bei Tieren - Anke Henne http://www.amazon.de RE: Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie - Nicole Kremling - 27.01.2014 Ja, ihr habt recht. Blutegel kann man nicht mehr zurück schicken (früher gab es einen Rentnerteich) und man könnte sie nur am gleichen Tier ein zweites Mal verwenden. Das ergibt sich aber nicht, weil sie nach einer Mahlzeit erst einmal ca. 1 Jahr satt sind. Meine benutzten Egel haben jeder ein eigenes Glas mit einer Mooskugel und einem Stein zum häuten. Falls zwei zusammen an einem Tier waren und hinterher den gleichen "Füllstand" haben, dürfen sie zusammen in ein Glas. Je nach Indikation überleben die Egel so nicht unbedingt lange, wenn ich sie bei Furunkeln, Otitiden etc. ansetze, also überall dort, wo richtig dicke Entzündungen in der Nähe sind, überleben sie ohnehin die nächsten Tage nicht - dem Tier geht es besser, der Egel stirbt... aber irgendwie ist das dann ein Heldentod! "Bewegungsapparat-Egel" halten da schon länger durch und ich persönlich mache mir lieber die Mühe, den Tierchen regelmässig das Wasser zu wechseln und mich über sie zu freuen, als dass ich einem Tier, das einem anderen Tier zu Linderung seiner Schmerzen verholfen hat und mir zu meinem Lohn, das Lebenslicht ausblasen muss... Und ja, es gibt ein Rentneraquarium, momentan nur durch den Umbau meiner Praxis nicht bewohnt. Die Patienten staunen sehr und es ist immer wieder schön, diese eleganten Schwimmer zu beobachten. Aber ACHTUNG: Das Abdeckglas muss absolut dicht schließen und es dürfen nur Egel zusammen in das Aquairum, die in etwa den gleichen "Füllstand" haben, sonst gibt es Tote. So ein Egel ist nicht so wählerisch, wenn der Kumpel satt und er selbst hungrig ist... Ich bin ein großer Fan dieser schönen Tiere! Sowohl wegen ihrer Überlebenstrategien, ihrer Eleganz und ihrer Wirksamkeit! Liebe Grüße, Nicole RE: Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie - Ariane Carolin - 27.01.2014 Danke Nicole, diese Info beruhigt mich, denn mir wurde gesagt, daß man sie auf alle Fälle töten muß und dafür gibt es verschiedene Methoden, ein davon ist einfrieren. Ich wußte nicht, daß sie nach einer Mahlzeit ca 1 Jahr nichts mehr fressen müssen. Das mit dem Rentneraquarium finde ich eine gute IDEE. Das würde ich auch so machen wollen und regelmäßg das Wasser wechseln. Was passiert mit den Egeln, die nach einem Jahr immer noch leben und Hunger haben? Oder sterben sie nach einer ARBEIT sowieso von alleine innerhalb eines Jahres? RE: Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie - dorinast - 27.01.2014 Danke für eure Ausführungen. Das Buch habe ich auch und war mir eine Hilfe. LG Dorina RE: Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie - Nicole Kremling - 27.01.2014 Also, bei mir hat der längste 8 Monate im Glas zugebracht, aber immerhin. Die Frage, ob der was essen muss, hat sich also nicht gestellt... Aber ganz klar: Man darf sie nicht aussetzen! Ich hätte mir gewünscht, dass der Rentnerteich erhalten geblieben wäre, aber wie das so ist: Wenn die Paragraphen reiten... Experimentiell können Blutegel nicht einmal Milzbranderreger direkt auf ein anderes Wesen übertragen, aber für den Fall, dass ein Vogel sich einen mit was auch immer infizierten Egel aus dem Rentnerteich holt und ihn dann fallen lässt und sich ein Mensch infiziert... wie gesagt, das wäre gar nicht möglich...Hätte der Züchter die Egel "überdacht", wie die Zuchtegel auch, hätte wohl niemand etwas dagegen gehabt, aber dann hätte die Rente halt keine 50 Cent mehr gekostet, sondern wesentlich mehr und das hätten wohl weder Therapeuten noch Kunden zahlen wollen.... So also: Rentnerglas oder Rentneraquarium... Und ja, wenn schon, dann ist Einfrieren der "schönste" Tod. Angeblich schäft man da ja einfach ein... Wenn man einen benutzten Egel in hochprozentigen Alkohol wirft, um ihn zu töten, dann finde ich das extrem unethisch und mies. Man muss der Quälerei auch gar nicht lange zusehen, weil sich das Glas sofort rot mit dem Blut verfärbt, das der Egel in seinem Todeskampf wieder ausspuckt... Es gibt auch Therapeuten, die den Egel nach dem Ansetzen hinter dem Kopf abschneiden, damit er länger saugt und nicht aufhört, wenn er satt ist. Das spart Geld, weil man dann nur einen braucht. Dann noch etwas Salz drauf, wenn er seine Arbeit getan hat (ja, das macht mit ihm das Gleiche wie mit den Nacktschnecken...) - dann stellt sich die Frage nach dem Töten ja eh' nicht mehr... Sorry für den Sarkasmus, aber manchmal finde ich es schlimm, wie man mit Mit-Geschöpfen umgeht.... RE: Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie - Ariane Carolin - 28.01.2014 ALLERDINGS!!!! Einfrieren könnte ich mir gerade noch vorstellen, aber wenn ich mal EGEL habe, dann kriegen die ihr Rentnerglas oder auch mehrere, je nach Futterstand. RE: Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie - anigeR - 28.01.2014 Genau das meinte ich auch mit Gnadenbrotegelaquarium *g* Sollte ich sie später doch mal einsetzen dann wäre das auch meine Wahl. Und es sind echt so hübsche Tiere, ich mag sie irgendwie . Woher beziehst du deine Egel, Nicole? Oder kann man die grundsätzlich in jeder Apotheke bestellen? RE: Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie - Nicole Kremling - 28.01.2014 Ich beziehe meine Egel direkt beim Züchter, das darf ich, weil ich auch HP bin. Nach der Gesetzesänderung, in der Blutegel Arzneimittel wurden, können Privatleute nicht mehr direkt bestellen, sondern müssen die Blutegel über die Apotheke beziehen. Wenn Ihr allerdings Eure Prüfung gemacht habt, einen Nachweis darüber habt und Mitglied in einem Verband seid, würde ich direkt nachfragen, ob Ihr als Therapeuten nicht direkt einkaufen könnt. Das war früher kein Problem bei Zaug. Und fragen kostet ja auch nichts... http://www.blutegel.de/egel/opencms/de/shop.html Wir Naturhelkundler haben übrigens großes Glück gehabt, dass sich der Egel nicht standardisieren und in Einheitsgrößen mit immer gleichem Gewicht, Saugvolumen und Wirkstoffgehalt herstellen lässt. Sonst wäre er nämlich verschreibungspflichtig geworden!!! Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie oft Verfahren, die ursprünglich aus der Naturheilkunde kommen oder dort große Erfolge haben, plötzlich von der Ärzteschaft unter die Verschreibungspflicht gestellt werden wollen. Ähnliches gab es auch bei der Neuraltherapie und ich bin sicher, dass es nur dem Engagemant der Verbände zu verdanken ist, dass nicht alle Lidocain und Procain-Lösungen verschreibungspflichtig wurden... Liebe Grüße, Nicole RE: Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie - Martina Carmen Lamping - 28.01.2014 Dazu habe ich dies hier gelesen: In Deutschland gibt es einen "Sachverständigen-Ausschuß bei der Zulassungsstelle für Medikamente. Die 12 Mitglieder entscheiden abstimmend in Mehrheitsbeschlüssen über die Präparate, die in Deutschland in den Verkehr gebracht werden dürfen. Die Verteilung der Sitze ist wie folgt: 11 Vertreter der Chemie 1 Vertreter der Naturheilkunde 0 Vertreter der Patienten Erklärt vieles, oder? ( Seite 167. Es geht um ihre Knochen, J.-C. Alix, HP ) Übrigens ein äusserst zu empfehlendes Buch. Wie alle seine Bücher! RE: Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie - Nicole Kremling - 28.01.2014 RE: Therapieverfahren in der Tierheilkunde - Blutegeltherapie - anigeR - 28.01.2014 Zitat:Erklärt vieles, oder? Das dann allerdings... |