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Schlafmittel in der TCM - Druckversion

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Schlafmittel in der TCM - Melanie Aue - 05.03.2017

Hallo lieber KollegInnen,

die Einnahme von Schlafmittel macht keinen erholsamen Schlaf, so wie er natürlicherweise wäre.

Wie verhält sich das in Bezug auf die TCM, vor allem auf den nächtlichen Yin-Aufbau? Kann bei der Einnahme von Schlafmitteln nachts überhaupt Yin aufgebaut werden? Weiß man etwas darüber?

Ich freue mich auf Eure Antworten.

Liebe Grüße,
Melanie


RE: Schlafmittel in der TCM - Loulou - 05.03.2017

Liebe Melanie,

es gibt ein tolles Buch (das uns Birgit empfohlen hat Big Grin)

"Arzneimittelwirkungen aus Sicht der chinesischen Medizin", von Sabine Ritter

Wenn es sich bei dem Schlafmittel um Benzodiazepine handelt, so kühlen sie die Hitze im Herzen, sodass der Shen zur Ruhe kommt.
Aber sie beeinträchtigen im gleichen Zuge evtl die Milz, sodass es zur Qi Leere kommen kann.
Im Zuge dessen könnten gastrointestinale Beschwerden auftreten, evtl auch die Extremitäten schwach werden.

Durch die Qi Leere kann aber auch Wind oder Leber Qi Stagnation auftreten.

Benzodiazepine tonisieren nicht, können aber eine Leere verstärken. Hier muss man schauen, welche Leere der Patient hat.

Also ich denke, dass das Yin dadurch nicht aufgebaut wird, sondern im Gegenteil, wenn es sowieso schon im Leerezustand ist, wird sich dieser
durch Benzodiazepine noch weiter verstärken.

Ich hoffe, ich konnte etwas helfen...


RE: Schlafmittel in der TCM - Melanie Aue - 05.03.2017

Auf jeden Fall hast Du mir sehr geholfen, liebe Loulou! kuss2

Vielen Dank. Ich habe mir auch schon gedacht, dass das Yin weiter geschädigt wird...

Das Buch werde ich mir mal anschauen. 

Herzliche Grüße,
Melanie


RE: Schlafmittel in der TCM - Birgit Kriener - 05.03.2017

Hallo Ihr Zwei!

Loulou hat Dir ja schon geantwortet, ich ich schreibe nochmal was anderes dazu!


Nicht das Du/Ihr meint Schlafstörungen entstehen nur aus einer Leere – Symptomatik!!!

Erstmal unterscheidet man in einer TCM – Praxis unterschiedliche Formen von Schlafstörungen:
1.    Einschlafstörungen
2.    Durchschlafstörungen
3.    Die ganze Nacht nicht schlafen können
4.    Frühes Aufwachen
5.    oder durch Träume gestörter Schlaf

Generelle Ursachen, die zu Schlafstörungen führen können
  • Psychische und soziale Problem zählen zu den wichtigsten Ursachen von Ein- und Durchschlafstörungen. Ängste und Sorgen, das «Gedankenkreisen» sind fast jedem von Euch als „Schlafverhinderer“ bekannt. 
  • Desweiteren sind auch körperliche Erkrankungen für veränderte Schlafgewohnheiten verantwortlich, aber auch psychische Erkrankungen wie wie Depressionen, Angststörungen oder Suchterkrankungen können Schlafstörungen triggern.
  • Dann spielen Genussmittel wie Alkohol, Rauchen oder Medikamene, sowie Drogenmißbrauch eine wichtige Rolle. 
  • Der Schlaf kann jedoch auch ohne ersichtlichen Grund schwer gestört sein. Sogenannte Parasomien, d. h. Aktivitäten wie Schnarchen, Zähneknirschen, ständige Bewegung der Beine (Restless-legs- Syndrom), Alpträume und Schlafwandeln verhindern ebenfalls einen erholsamen Schlaf. 
Schlafstörungen aus Sicht der TCM und Ihre unterschiedlichen Muster:

Hier ist es besonders wichtig zu unterscheiden, handelt es sich bei den Schlafstörungen Deines Patienten um einen Fülle- oder Leere- Typus. Qelches Muster für die Schlafstörungen verantwortlich ist, erkennst am Zungen – und Pulsbefund Deines Patienten.

Die wichtigen Fülle-Mustern sind:

[b]Emporloderndes Herzfeuer [/b]
  • Hier sind die Auslöser oft übermässige Sorgen, Überanstrengungen oder ständiges Grübeln. 
  • Begleitet ist das nächtliche Aufwachen mit einer psychischen Unruhe und Herzklopfen.
  • Andere Begleitsymptome sind z. B. bitterer Mundgeschmack, Zungengeschwüre.

Emporloderndes Leberfeuer
  • Die häufigste Ursache für dieses Muster ist Ärger und Frustration über einen längeren Zeitraum. 
  • Auch übermäßiger Alkoholkonsum und Drogenmissbrauch (hier meine ich auch Energy – Drinks mit) können zu Feuer in der Leber führen.
  • Der Schlaf ist bei diesen Patienten sehr unruhig und sie haben oft Alpträume. 
  • Zuzüglich kommen dann noch andere Begleitsymptome wie Gereiztheit, evtl. Schläfenkopfschmerzen, die Patienten haben Durst (Hitze/Feuer), oft ein Problem mit Obstipation und evtl. Schwindelgefühle. 
Schleimhitze bedrängt den Shen (Geist)
  • Ursache ist hier häufig eine Fehlernährung wie zu spätes und schweres Abendessen (Schleim und Hitze, eine ungute Kombination).
  • Die Patienten leiden unter Einschlafstörungen und einem oberflächlichen Schlaf. 
  • Andere Begleitsymptome dieses Musters sind ein allgemeines Schweregefühl (Schleim), Schwindel, oft ein Druckgefühl im Brustkorbbereich, Übelkeit, aber auch saurer Reflux etc. 
Resthitze im Zwerchfell (versteckter pathogenerFaktor)
  • Dieses Muster entsteht durch Eindringen von Wind-Hitze (Grippe) in den Körper, die sich in innere Hitze umwandelt und nicht ausreichend beseitigt wurde. 
  • Das heißt diese Schlafstörungen können nach einer Antibiotikatherapie auftreten. 
  • Viele Symptome sind ähnlich dem Schleimhitze-Muster (hier ist natürlich dann die Anamnese auch wichtig. 
  • Die Behandlung ist jedoch eine andere, wie Du Dir vorstellen kannst. 
So, jetzt mal zu den Leere - Mustern :

Herz- und Milz-Blut-Mangel
  • Hier sind emotionalen Problemen wie Traurigkeit vor dem Hintergrund einer allgemeinen Schwäche von Qi (Energie) und Blut eine wichtige Ursache. 
  • Die Pateinten (vor allem Patientinnen) leiden unter Einschlafstörungen, oft begleitet mit Palpitationen. 
  • Andere Begleitsymptome unter dem die Patientin leidet sind eine chronische Müdigkeit (wird nicht besser nach Essen), generell hat sie aber auch wenig Appetit, oft leichte Angstzustände und ein schlechtes Gedächtnis (Blut nährt das Gehirn). 
Herz-Yin-Mangel (Niere)
  • Dieses Muster hast Du oft bei Frauen in den Wechseljahren oder bei alten Menschen. 
  • Gekennzeichnet ist diese Muster durch eine generelle psychische Unruhe, häufiges Aufwachen in der Nacht und Nachtschweiß.
  • Zusätzliche Begleitsymptome sind Palpitationen (Herz), 5 heiße Herzen (heiße Fuß- und Handflächen), sowie Trockenheit von Rachen und anderen Schleimhäuten.
Herz und Nieren harmonisieren nicht
  • Anhaltender Stress, ist hier die häufigste Ursache, der führt zu einer Erschöpfung der Nieren.
  • Typische Symptome sind Einschlafstörungen und häufiges Aufwachen während der Nacht.
  • Folgende Begleitsymptome könnten sein: Schwindelgefühle, Tinnitus, Rückenschmerzen (Niere) etc. sein. 
Leber-Yin-Mangel
  • Der «Hun» oder auch Wanderseele genannt, ist der geistige Aspekt der Leber und diesem wird durch den Leber- Yin-Mangel seiner Wurzel beraubt, weshalb er in der Nacht umherwandert und keine Ruhe mehr findet .
  • Das führt bei Deinem Patienten zu häufigem Aufwachen, zu vielen Träumen, die Patienten reden im Schlaf und in schweren Fällen sind es auch Nachtwandler. 
  • Andere Symptome die Dein Patient  hat, sind oft unscharfes Sehen (Mouches volants) , Hitzegefühle, schmerzende, trockene Augen etc. 


Herz- und Gallenblasenschwäche
  • Diesem Muster liegt oft eine chronische Krankheit zu Grunde. 
  • Die Symptome beschreiben auch einen gewissen Charakter Deines Patienten  (mutlos, kleines Herz,...)
  • Sie erwachen in den frühen Morgenstunden und können dann nicht mehr einschlafen, aber aber generell sowieso einen oberflächlichen Schlaf, sie träumen sehr viel, sind sehr schreckhaft,.... 
  • Andere Begleitsymptome sind Schüchternheit, ein Mangel an Unternehmungsgeist und auch Selbstvertrauen. 

So unterschiedlich die Ursachen und Muster von Schlafstörungen sind, so spezifisch reagiert der Patient auch auf Schlafmittel. Generell haben sie oft eine sedierende Wirkung, sind also – wenn überhaupt – eher bei Fülle-Mustern einsetzbar, selten bei Schlafstörungen durch Leere-Muster! Aber immer haben sie auch Nebenwirkungen und schädigen gewisse Substanzen im Körper Deines Patienten!



RE: Schlafmittel in der TCM - Melanie Aue - 06.03.2017

Vielen Dank, Birgit.
Eine sehr nützliche und ausführliche Antwort!

Das Thema "Schlaf" ist in meiner Praxis ein recht großes Thema. Besonders schwierig finde ich die Behandlung bei Kleinkindern, denn die homöopathische Anamnese geht ja immer gefiltert über die (genervten) Eltern.  Undecided

Liebe Grüße und eine schöne Woche,
Melanie