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Diagnostische Kriterien F1 - Carina. - 28.06.2018 Hallo zusammen, ich glaub ich hab gerade einen Knoten im Kopf Gleich mehrere Fragen: 1. Bin bei der vaskulären Demenz unschlüssig wegen dem Zeitkriterium. Bei den diagnostischen Leitlinien steht ja, dass die allgemeinen Kriterien für die Demenz erfüllt sein müssen (also Dauer mind. 6 Monate). Allerdings steht bei der vaskulären Demenz mit akutem Beginn "entwickelt sich plötzlich, gewöhnlich innerhalb 1 Monats, aber nicht über 3 Monate hinaus". Bei der Multiinfarkt-Demenz heißt es zwischen 3-6 Monaten. Hebt sich das also gegenseitig auf? Beides gleichzeitig geht ja schlecht... 2. Bei den diagnostischen Kriterien für den schädlichen Gebrauch (F1x.1) heißt es beim Punkt D: "Auf die Störung treffen die Kriterien einer anderen psychischen oder Verhaltensstörung bedingt durch dieselbe Substanz zum gleichen Zeitpunkt nicht zu (außer akute Intoxikation F1x.0)" Ich nehme mal an, dass die Antwort ganz einfach ist und es vielleicht nur heißt, dass alle anderen Unterpunkte zur Klassifikation (Entzugssyndrom, psychotische Störung, Delir usw.) NICHT zutreffen dürfen, stimmt das so? 3. Bei den diagnostischen Kriterien für die psychotische Störung durch psychotrope Substanzen (F1.x5) steht unter B "Dauer der psychotischen Symptome länger als 48h" und bei C "Dauer der Störung nicht länger als 6 Monate". Was ist denn da der Unterschied zwischen Symptomen und der Störung? Oder das gleiche gemeint, nur anders betitelt? LG Carina RE: Diagnostische Kriterien F1 - tanjatanbuss - 28.06.2018 Hallo Carina, ich will mal versuchen, mich den Knoten zu widmen. Zu 1.: habe ich keine Idee! Echt eine gute Frage. Vielleicht hat jemand anderes eine Erklärung. Der gesunde Menschenverstand sagt mir aber, daß das Zeitkriterium der Demenz nicht mehr gilt bei der vaskulären Demenz mit akutem Beginn und bei der Multiinfarkt-Demenz. Will man sich aber streng an die Formulierung in der ICD 10 halten will, hat man ein Problem mit der Widersprüchlichkeit. Zu 2.: so würde ich das auch verstehen Zu 3.: Symptome sind Symptome, und eine Störung ist eine "Ansammlung" von bestimmten Symptomen. So würde ich das verstehen. Da diese Störung jedoch nur aus psychotischen Symptomen besteht, würde ich in diesem Fall B und C synonym verstehen: die Symptome/Störung muss länger als 48 Stunden und weniger als 6 Monate persistieren. LG Tanja RE: Diagnostische Kriterien F1 - Carina. - 06.07.2018 Vielen Dank für deine Antwort Tanja Beim Wiederholen des letzten Kurses bin ich auch noch über was gestolpert: 4. Im Skript und der PPT des Kurses heißt es, dass Halluzinogene starke psychische Abhängigkeit erzeugen und der Entzug in Spezialkliniken durchgeführt werden muss. Im Dr. Psych auf Seite 690 steht aber "... es kommt zu milder psychischer Abhängigkeit mit gering ausgeprägtem Craving" und "aufgrund des geringen Abhängigkeitspotenzials dieser Substanzen gibt es keine spezifischen Therapieprogramme" und "in der Regel besteht keine kontinuierliche Einnahme, sondern gelegentliche". Das heißt für mich doch eigentlich, dass der Konsument die Einnahme recht gut steuern kann, noch "Herr im Haus" ist und der Entzug keine Klinik braucht? 5. Noch generell zum Thema psychotrope Substanzen: reicht es, wenn wir die diagnostischen Kriterien usw. für die jeweiligen Oberbegriffe (Halluzinogene, Stimulanzien, usw.) können, oder müssen wir tatsächlich auch die einzelnen Drogen und deren Wirkungen (Ecstasy, LSD, Meskalin, Pilze usw.) auseinander halten können? Mir raucht der Kopf Liebe Grüße Carina RE: Diagnostische Kriterien F1 - Savina Tilmann - 08.07.2018 Liebe Carina und liebe Tanja, also erstmal: Carina, deine Fragen sind TOLL :-) :-) Und liebe Tanja: Deine Antworten ebenso :-) :-) Ich freu mich immer über so viel Engagement! Also: Zu 1: Im Grunde ist es ganz einfach: Die allgemeinen Kriterien sind so zu verstehen, dass man nach einem halben Jahr ganz sicher von einer Demenz sprechen kann, wenn die allgemeinen Symptome persistieren. Welche Demenz auch immer es sein möge, aber nach einem halben Jahr kann man nicht mehr sagen: Das ist keine Demenz. Dass es natürlich Demenzformen gibt, die schneller verlaufen und man aufgrund der plötzlich auftretenden Symptomatik schon vor Ablauf dieser 6 Monate mal Untersuchungen macht, ist auch logisch. Und bei der vaskulären Demenz ist es eben so, dass einem das schneller auffällt, und die bildgebende Diagnostik das auch schnell zeigt. Daher ist hier dann ein anderes Zeitkriterium angegeben, das dann natürlich gilt. Das das gilt für alle Demenzformen. 2 und 3 hat Tanja schon wunderbar beantwortet :-) zu 4 und 5 schreibe ich gleich noch etwas.. gerade ein Anruf reingekommen, der wichtig ist, aber ich hab Angst, dass der Text hier verloren geht - also sende ich das hier schonmal ab Liebe Grüße, Savina RE: Diagnostische Kriterien F1 - Savina Tilmann - 08.07.2018 So.. jetzt gehts weiter :-) Also. Zu 4: https://www.suchtpraevention-zh.ch/abhaengig-von/halluzinogene/?L=0 https://www.suchtpraevention-zh.ch/ schreibt: "Bei längerfristigem Gebrauch kann sich eine psychische Abhängigkeit entwickeln. Auch chronische Sehstörungen (dauerhafte Flashbacks) sind möglich, wenn Halluzinogene über längere Zeit konsumiert werden. Es gibt keine eindeutigen Hinweise auf eine körperliche Abhängigkeit von Halluzinogenen. Bei regelmässigem Gebrauch ist jedoch eine Toleranzbildung zu beobachten, das heisst die Dosierung muss laufend erhöht werden, um dieselbe Wirkung zu erlangen. Dies birgt die Gefahr, sich durch hohe Dosen akut zu vergiften. (...) Der Konsum von Halluzinogenen birgt Gefahren für die körperliche und insbesondere für die psychische Gesundheit." https://www.praevention.at/sucht-vorbeugung/suchtmittel/halluzinogene.html https://www.praevention.at/ schreibt: "Toleranzbildung: bei regelmäßigem Konsum vermindert sich die Wirkung des eingenommenen Halluzinogens Kreuztoleranz: Der Körper gewöhnt sich nicht nur an das eingenommene Halluzinogen, sondern auch an andere, so dass sich deren Wirkung ebenfalls vermindert." https://www.tk.de/techniker/service/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/sucht/halluzinogene-rauschmittel-2015852 https://www.tk.de/ schreibt: "Es ist bekannt, dass bei einigen dieser Substanzen relativ schnell Gewöhnungseffekte auftreten können. Um die gleiche oder eine ähnliche Wirkung zu erhalten, muss der Konsument dann eine höhere Dosis der jeweiligen Substanz einnehmen. Entzugssymptome körperlicher Art treten beim Absetzen jedoch so gut wie nie auf." https://www.drugcom.de/?id=faq&sub=7&idx=42 https://www.drugcom.de/ schreibt: "Von Halluzinogenen wird man zwar nicht körperlich abhängig, es besteht aber die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit mit dem Wunsch, den erlebten Rausch immer wieder herbeizuführen. Bei regelmäßigem Konsum kann es zu einer Toleranzbildung kommen." Wenn man das alles durchliest - und noch mehr - , sieht man, dass ein Stück weit beides stimmt. Zu einem Craving kommt es tatsächlich nicht, da es zu keiner KÖRPERLICHEN Abhängigkeit kommt. Wenn man aber LSD-Abhängige fragt, ob sie noch "Herr im Haus" sind, und sie würden eine EHRLICHE Antwort geben, dann wäre diese "nein", denn natürlich macht dieser Rauschzustand abhängig, sonst würde er ja nicht wiederholt werden. Und da in Spezialkliniken eben immer auch all die psychischen Komponenten mit einbezogen werden und man aus dem sozialen Umfeld raus ist, das in der Regel auch konsumiert, macht ein Entzug und eine Therapie in Spezialkliniken schon Sinn, auch wenn die körperliche Abhängigkeit und damit auch die Entzugssymptomatik gering bzw. gleich null ist. Zu 5.: Wie ich immer so schön sage: vom Kern zur Peripherie :-) Also zunächst reicht das, die Wirkungen der Oberbegriffe zu können. Bei den Halluzinogenen schon die Unterscheidung in die drei Untergruppen. Aber nicht zwingend jede einzelne Droge. Wenn ihr dann am Ende noch Zeit und Kapazitäten habt, könnt ihr das auch noch lernen. Letztlich kann ein Prüfer, wenn er möchte, auch das abfragen. Es gibt keine Regel, was er von dem gesamten Stoff NICHT abfragen darf. ALLES kann drankommen. Aber wie ich immer so schön sage: Wenn die Prüfer innerhalb von 30-60 Minuten herausfinden müssen, ob ihr eine Gefahr für die Volksgesundheit seid, dann werden sie das eher nicht damit herausfinden, indem sie euch fragen, ob ihr die Wirkung jeder einzelnen Droge kennt - also werden sie eher andere Dinge fragen. Aber eine Garantie gibt es hierfür nie. Sonnige Grüße :-) Savina RE: Diagnostische Kriterien F1 - Carina. - 08.07.2018 VIELEN LIEBEN DANK für deine ausführlichen Antworten Savina, das hat mir sehr weitergeholfen! Einen schönen Sonntag und liebe Grüße Carina |