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zufällige Antikörper-Produktion - angeborene oder erworbene Immunität? - Druckversion

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zufällige Antikörper-Produktion - angeborene oder erworbene Immunität? - theresahom - 04.09.2019

Hallo in die Runde,

vor zwei Wochen hatten wir die Polio besprochen. Im Nachhinein bin ich über zwei Fragen (s. unten) gestolpert, die ich allein nicht gelöst kriege.

Die Polio verläuft in 95% der Fälle symptomlos, es erfolgt eine stille Feiung mit entsprechendem Immungedächtnis gegen die Viren.
So weit so gut.

Im Skript "Allgem. Infektionslehre" stehen zwei verschiedene Aussagen, die ich nicht übereinander gelegt kriege:

a) Spezifische Immunität:
"Die spezifische Immunität besteht erworbenermaßen. Man versteht darunter den Schutz gegen einen ganz bestimmten Erregertyp. Hier spielen Antikörper eine entscheidende Rolle, die von Plasmazellen produziert werden, die von B-Lymphozyten abstammen (siehe Lehrheft „Blut“, Kap. 7.3.3, B-Lymphozyt). Ein Antikörper wird jeweils gegen einen ganz bestimmten Erreger produziert. Dabei müssen Antigen und Antikörper zusammenpassen wie Schlüssel zum Schloss (s. Kap. 26.3.4).
Hatte man mit einem bestimmten Erreger Kontakt, entwickelt man gegen ihn eine spezifische Immunität. Diese wird auch als erworbene Immunität (s.u.) bezeichnet. "


b) Antigen und Antikörper
"Es zirkulieren aber weitere Antikörper gegen Erreger, die noch gar nicht in den Körper reingekommen sind und vermutlich auch niemals eintreten werden. Antikörper werden nach dem Zufallsprinzip hergestellt und sind somit gegen Erreger gerichtet, die eventuell einmal in den Körper eindringen könnten. Dazu besitzen die B-Lymphozyten selbst DNS und stellen diese Antikörper nach dem Zufallsprinzip her. Das bedeutet aber auch, dass sich die Abwehrsysteme von Mensch zu Mensch unterscheiden. Jeder hat seine ganz speziellen Antikörper. Das hat zur Folge, dass wenn schwere Epidemien auftreten, bestimmte Menschen an diesen Krankheiten nicht erkranken, da sie den gegen diesen Erreger passenden Antikörper bereits im Blut hatten. "

Jetzt meine Fragen dazu:
- Habe ich bei der stillen Feiung immer schon einen passenden Antikörper gehabt, sodass der Erreger beim kleinsten Kontakt schon eliminiert werden kann? Oder kann es auch sein, dass mein Erreger eher von der "menschenfreundlichen" Sorte ist und gar nicht so virulent ist, sodass mein Körper genug Zeit hat, Antikörper zu basteln und ich gleichzeitig gar keine Krankheitssymptome zeige? Wie passt die Polio mit ihren 95%igen inapparenten Verläufen da hinein? Sind die milden Verläufe vom eher wenig virulenten Polio-Typ verursacht?
- Wenn die Antikörper tatsächlich nach Zufallsprinzip hergestellt werden können, in wie weit ist denn diese Immunität erworben? Ich hatte doch gar keinen Erregerkontakt gehabt...

Ich glaube, ich stehe einfach auf der Leitung - aber irgendwie schaffe ich es nicht, beiseite zu treten :-)

Liebe Grüße
Theresa


RE: zufällige Antikörper-Produktion - angeborene oder erworbene Immunität? - christine111 - 04.09.2019

(04.09.2019, 13:42)theresahom schrieb: Hallo in die Runde,

vor zwei Wochen hatten wir die Polio besprochen. Im Nachhinein bin ich über zwei Fragen (s. unten) gestolpert, die ich allein nicht gelöst kriege.

Die Polio verläuft in 95% der Fälle symptomlos, es erfolgt eine stille Feiung mit entsprechendem Immungedächtnis gegen die Viren.
So weit so gut.

Im Skript "Allgem. Infektionslehre" stehen zwei verschiedene Aussagen, die ich nicht übereinander gelegt kriege:

a) Spezifische Immunität:
"Die spezifische Immunität besteht erworbenermaßen. Man versteht darunter den Schutz gegen einen ganz bestimmten Erregertyp. Hier spielen Antikörper eine entscheidende Rolle, die von Plasmazellen produziert werden, die von B-Lymphozyten abstammen (siehe Lehrheft „Blut“, Kap. 7.3.3, B-Lymphozyt). Ein Antikörper wird jeweils gegen einen ganz bestimmten Erreger produziert. Dabei müssen Antigen und Antikörper zusammenpassen wie Schlüssel zum Schloss (s. Kap. 26.3.4).
Hatte man mit einem bestimmten Erreger Kontakt, entwickelt man gegen ihn eine spezifische Immunität. Diese wird auch als erworbene Immunität (s.u.) bezeichnet. "


b) Antigen und Antikörper
"Es zirkulieren aber weitere Antikörper gegen Erreger, die noch gar nicht in den Körper reingekommen sind und vermutlich auch niemals eintreten werden. Antikörper werden nach dem Zufallsprinzip hergestellt und sind somit gegen Erreger gerichtet, die eventuell einmal in den Körper eindringen könnten. Dazu besitzen die B-Lymphozyten selbst DNS und stellen diese Antikörper nach dem Zufallsprinzip her. Das bedeutet aber auch, dass sich die Abwehrsysteme von Mensch zu Mensch unterscheiden. Jeder hat seine ganz speziellen Antikörper. Das hat zur Folge, dass wenn schwere Epidemien auftreten, bestimmte Menschen an diesen Krankheiten nicht erkranken, da sie den gegen diesen Erreger passenden Antikörper bereits im Blut hatten. "

Jetzt meine Fragen dazu:
- Habe ich bei der stillen Feiung immer schon einen passenden Antikörper gehabt, sodass der Erreger beim kleinsten Kontakt schon eliminiert werden kann? Oder kann es auch sein, dass mein Erreger eher von der "menschenfreundlichen" Sorte ist und gar nicht so virulent ist, sodass mein Körper genug Zeit hat, Antikörper zu basteln und ich gleichzeitig gar keine Krankheitssymptome zeige? Wie passt die Polio mit ihren 95%igen inapparenten Verläufen da hinein? Sind die milden Verläufe vom eher wenig virulenten Polio-Typ verursacht?
- Wenn die Antikörper tatsächlich nach Zufallsprinzip hergestellt werden können, in wie weit ist denn diese Immunität erworben? Ich hatte doch gar keinen Erregerkontakt gehabt...

Ich glaube, ich stehe einfach auf der Leitung - aber irgendwie schaffe ich es nicht, beiseite zu treten :-)

Liebe Grüße
Theresa

Liebe Theresa,

schau mal in den Link: http://polio.ch/poliomyelitis/ursache/symptome-und-verlauf/ 

Da ist gut erklärt, dass die stille Feiung bei Polio in über 90% daran liegt, dass die benachbarten Nervenzellen die Funktion der zerstörten Nervenzellen mit übernehmen und es deshalb nicht zu den typischen Symptomen kommt. Das hat dann aber nichts mit der Antikörperbildung zu tun. 

Die stille Feiung an sich besagt ja nur, dass die Erreger im Körper bekämpft werden, ohne dass irgendwelche Krankheitsanzeichen zu beobachten sind. Bei der stillen Feiung hat die Person dann aber auch die schützenden Antikörper aus der "stummen/ stillen" Auseinandersetzung mit dem Erreger gebildet. Nur dass nach außen gar keine Symptome aufgetreten sind. Die nach einer Infektion zurückgebliebenen Antikörper sind dann spezifische Antikörper und entsprechen Gedächtniszellen, die bei einem neuen Kontakt mit dem Erreger in  kürzester Zeit die spezifische Abwehrreaktion in Gang setzen. 

Liebe Grüße,

Christine


RE: zufällige Antikörper-Produktion - angeborene oder erworbene Immunität? - Gini - 08.09.2019

Liebe Theresa,

Christine hat es ja super erklärt - danke dafür  Heart

Wir besprechen genau das Thema Immunität in der allgemeinen Infektionslehre, die zur Zeit in den Live Schulungen Thema ist. Der nächste Termin dazu wäre der 17.08.19 - vielleicht hast Du Lust und Zeit live dabei zu sein.

Liebe Grüße Gini