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Remo Largo - Lernen von Fähigkeiten am Beispiel Schreiben - Druckversion

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Remo Largo - Lernen von Fähigkeiten am Beispiel Schreiben - Tamara Bobrowski - 13.02.2021

Ich bin grad am schmökern durch einige Bücher und bei Remo Largo hängengeblieben. Vielleicht ist das interessant für Austausch hier:

Remo Largo schreibt, dass Kinder Fähigkeiten nur dann erlangen können, wenn sie von ihrem Entwicklungsstand dazu bereit sind. Vorher wäre alles Üben nicht nur sinnlos sondern auch kontraproduktiv. 

Wenn ich dem Gedankengang folge frage ich mich; Kann es vielleicht sein, dass Kinder mit LRS eigentlich noch Zeit bräuchten oder gebraucht hätten? Dass sie entwicklungsmässig einfach noch nicht an dem Punkt sind/ waren, wo es für sie Sinn macht(e) Schreiben zu lernen zb? Oder gilt das nur für Kinder, die nicht unter LRS leiden? Denn auch wenn sie Schreiben an sich lernen dann sind sie vielleicht noch nicht soweit Rechtschreibung zu lernen?



Er schreibt, damit ihr einen Eindruck bekommt: 

"Egal, wie Eltern sich auch darum bemühen: Lesen und Schreiben kann sich ein Kind erst aneignen, wenn es von seinem Entwicklungsstand her dazu bereit ist. Zuvor ist alles üben unnütz und jede gutgemeinte Förderung mißrät zur Überforderung. Sinnvoll sind für ein Kind alle Erfahrungen, die es aus eigenem Bedürfnis heraus machen will. Dazu braucht es nicht aufgefordert zu werden...." und weiter "werden dem Kind Wissen und Fertigkeiten aufgedrängt, für die es entwicklungsmässig noch nicht bereit ist, wird es verunsichert und lustlos. Das Gefühl "die Eltern erwarten von mir etwas, das ich offenbar begreifen sollte, aber nicht verstehe" ist Gift für die kindliche Neugier und das Selbstwertgefühl.... Wenn wir uns Gedanken zur Entwicklunglung eines Kindes machen, sollten wir uns immer wieder fragen: Kann es Lern- und Problemlösungsstrategien entwickeln? Wie wirken sich die Lernerfahrungen auf sein zukünftiges Selbstwertgefühl aus? Sinnvolles Lernen besteht in selbstbestimmten Handeln, in dem sich das Kind bewähren kann. Wenn es aus eigenem Antrieb lesen lernt, erlebt es das Lesen als eine von ihm erworbene Fähigkeit, die sein Selbstwertgefühl stärkt. Wird ihm das Lesen beigebracht, ist das Lesen etwas, was andere von ihm verlangen und sein Selbstwertgefühl wird darunter leiden." (Quelle: Remo Largo, Kinderjahre, München 2014, S. 212 ff)

Ich bin gespannt auf Eure Gedanken.


RE: Remo Largo - Lernen von Fähigkeiten am Beispiel Schreiben - Knuttsch - 30.03.2021

Hallo,

Ich habe den Kurs grade Nachgebucht und etwas im Forum gestöbert.

Ich glaube tatsächlich, dass sich das nicht auf Kinder mit Lern- oder Entwicklungsstörungen anwenden lässt.

Auch wenn es nicht 100% zu deiner Frage passt, möchte ich kurz meinen Sohn als Beispiel nehmen. Er ist jetzt 6,5 und hat eine sehr schwere Sprachstörung bei Durchschnittlichem IQ, fremde verstehen ihn praktisch nicht.
Mit 2 hieß es er sei "Sprechfaul", nicht weiter schlimm. Mit 3 "Late Talker", wird schon noch. Spätestens mit 2,5 ist mir aber aufgefallen das er sehr darunter leidet. Er konnte nicht wie er wollte, er war sehr oft traurig und frustriert. Es hat ihm immer wieder das Herz gebrochen, wenn er mit seiner fröhlichen und offen Art andere angesprochen hat und nur ein verwirrter Blick zurück kam. Kindern die in ihrer Entwicklung einfach noch nicht bereit fürs Sprechen sind, ist sowas ehr egal. Aus meiner Sicht heißt also "etwas nicht können" nicht gleich auch "für etwas noch nicht bereit sein/etwas noch nicht brauchen".
Beim Thema LRS glaube ich auch nicht, dass ein Kind ein paar Jahre später weniger Probleme hätte. Es ist nicht was sich von selbst löst.

Auf Schul/Lernverweigerer trifft das wahrscheinlich voll und ganz zu Smile


RE: Remo Largo - Lernen von Fähigkeiten am Beispiel Schreiben - Andrea - 31.03.2021

Ja und Nein würde ich sagen...

Ein Kinderarzt sagte mal.. wenn wir nicht festgelegt hätten, dass Kinder mit 6 Jahren in die Schule gehen sollen, dann hätten die Kinder weniger Schwierigkeiten....

aber

die LRS wächst sich ja leider nicht nach 1-2 Jahren aus.

Aber dennoch würde ich diese Ansicht etwas im Hinterkopf behalten.