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Traumasensiebles Coaching - Druckversion

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Traumasensiebles Coaching - Heinz - 03.11.2024

Hallo ihr Lieben,

da wir uns in unserer Praxis auch mit dem Thema "traumasensibles Coaching" befassen, hab ich mal eine kurze Abhandlung auf https://savina.de/etr/ gefunden.

Hier das Zitat, über das es sich nachzudenken lohnt:

"Die Neurowissenschaft hat gezeigt, dass traumatische Erlebnisse tiefe Spuren im Nervensystem hinterlassen und zu einer dysregulierten Reaktion des autonomen Nervensystems führen können.
Das Nervensystem war im Zuge der traumatischen Erfahrung mit Herausforderungen konfrontiert, die es nicht bewältigen konnte.
Die Folge ist, dass dieser Zustand wie ein neuer Ist-Zustand im System gespeichert wird und die Resilienz, die vor dem traumatischen Ereignis möglicherweise noch vorhanden war, auf einmal nicht mehr da ist.

Eine zweite Möglichkeit ist, dass ein Mensch durch frühkindliche traumatische Erfahrungen niemals die Chance hatte, eine gute Resilienz aufzubauen.
Durch Trauma verlieren wir also Resilienz oder werden daran gehindert, gute Resilienz aufzubauen.
Für die Arbeit mit traumatisierten Menschen bedeutet das konkret:
Jenseits der Folgen, die wir dann als Symptome bei Menschen wahrnehmen können (Übererregung, erhöhte Schreckhaftigkeit, Flashbacks, Gefühle von Hilflosigkeit, Schlafstörungen, körperliche Symptome, Angstzustände, Zwänge, schnelle Reizbarkeit, gestörte Beziehungen und vieles mehr), beobachten wir in Begleitungen (im Coaching, in der Trauerbegleitung, in sozialpädagogischer oder anderweitiger Begleitung), dass die klassischen Techniken und Methoden nicht zu funktionieren scheinen:
Wir sehen also: Ein traumatisiertes Nervensystem hat meist wenig „Raum“ für die klassischen Methoden und Fragen.
Die aus dem Konstruktivismus und aus der positiven Psychologie und dem Humanismus entstandenen Techniken gehen ja im Grunde von dem Gedankengut aus, dass das Konstrukt der Wirklichkeit durch eine andere Haltung quasi neu konstruiert werden kann, weil Wirklichkeit immer subjektiv konstruiert ist aufgrund der eigenen Biographie (letztlich ja auch das, was der Behaviourismus und sogar Freud mit seinen Entwicklungsphasen postuliert). Sei es die Wunderfrage, seien es Ressourcen, die man erarbeitet, sei es Reframing, sei es die Verschlimmerungsfrage – alle gehen davon aus, dass ein neues Realitätskonstrukt möglich ist, wenn man den Blickwinkel auf die scheinbare objektive Realität ändert und dadurch eine neue subjektive Realität erschafft.

Theoretisch ist das korrekt: aufgrund der Neuroplastizität des Gehirns können wir lebenslang lernen, neue neuronale Netze bilden und eine neue Realität gestalten.
Praktisch braucht Neugestaltung allerdings Raum.

Wir kennen das von Möbeln:
Selbst wenn ich einen Platz an der Wand frei habe, kann ich in einem Raum, in dem der Boden komplett überfüllt ist, kein Regal aufbauen / konstruieren.
Ich muss zuerst Platz schaffen, der es ermöglicht, etwas Neues aufzubauen.
In unserem Nervensystem ist das nicht anders. Wir brauchen Raum für neue Konstrukte – und genau dieser Raum ist in einem traumatisierten Nervensystem nicht vorhanden.
Es ist eng – und da kann schon die Frage nach einer Ressource zur Überforderung werden.
Die Folge davon ist, dass man auf Widerstände stößt, auf die man jenseits von Trauma nicht stoßen würde – und das kommt häufiger vor, als man denkt, da ein großer Prozentsatz der Menschen kein bewusstes Gewahrsein dafür hat, dass ihr Nervensystem traumatisiert ist. Wir gehen also von mehr untraumatisierten Menschen um uns herum aus als von traumatsierten und wundern uns dann, dass unsere Techniken nicht funktionieren."