Prüfung A.W. vom 21.6.11 - Druckversion +- Heilpraktikerschule Isolde Richter (https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum) +-- Forum: Ausbildung zum Heilpraktiker (HPA) (https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum/forum-373.html) +--- Forum: Mündliche Prüfungsprotokolle HP geordnet nach Bundesländern (https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum/forum-23.html) +---- Forum: Nordrhein-Westfalen (https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum/forum-82.html) +----- Forum: Dortmund (https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum/forum-122.html) +----- Thema: Prüfung A.W. vom 21.6.11 (/thread-6168.html) |
Prüfung A.W. vom 21.6.11 - Isolde Richter - 15.07.2011 Prüfungsprotokoll von A.W. vom Gesundheitsamt Dortmund vom 21.06.11 Die letzten Wochen waren von intensivster Lernerei geprägt, stundenlangem Wiederholen, Infektionsschutzgesetzt, Notfälle und - Krankheiten, Krankheiten, Krankheiten...Heute soll das jetzt alles vorbei sein – heute ist Prüfungstag! Ich versuche den Tag ruhig und gelassen anzugehen, kann aber nicht verhindern, daß mir, je später es wird, in zunehmender Regelmäßigkeit Dinge einfallen, die ich nicht mehr gelernt habe bzw. nicht mehr nachgeschaut. „Verflucht – der Impfkalender!“ „Sch... - die Funktionstests!....“ Am später Vormittag steigert sich das Ganze schließlich zu einem kurzen Panikanfall, aber ein paar „Rescues“ helfen ganz schnell, das Ganze wieder auf ein erträgliches Normalmaß zu bringen...so normal, wie es halt vor einer Prüfung geht...;-) Einige Dinge blättere ich noch schnell nach, aber irgendwann lege ich die Bücher beiseite...Wenn es jetzt nicht sein soll, dann soll es nicht sein. Als ich zwanzig vor drei (mein Termin war für drei angesetzt, aber mich hielt einfach nix mehr zuhause!) schließlich im Gesundheitsamt sitze, bin ich nicht so zittrig und aufgelöst, wie ich vermutet hatte, eher angespannt und konzentriert. Ich hoffe gerade, daß sich diese Konzentration auch bei längerem Warten noch halten wird und ich nicht erneut in Panik gerate, da kommt der Amtsarzt, Herr P., Schon an und dirigiert mich zum Prüfungsraum. Ich bin erstaunt, daß ich schon dran bin. Kommentar: „Wer früh kommt, kann auch früh wieder gehen!“ Na, wenn's denn MIT Schein ist....gerne!!! ;-) Im Raum sitzen schon zwei Beisitzerinnen, die, wie der Prüfer, einen rechten netten und lockeren Eindruck machen. Nach den Formalia und der Versorgung mit einem Glas Wasser geht es dann auch schon ohne Umschweife los. „Fangen wir mal an mit Gesetzeskunde.Erzählen Sie mir doch mal, was Sie als Heilpraktikerin alles nicht dürfen, welche Gesetze außer dem Infektionsschutzgesetz schränken Sie sonst noch ein?“ Kleines Aufatmen – leichte Frage zu Beginn. Ich zähle auf: „Geburtshilfe, außer im Notfall, kein Totenschein, keine Tätigkeiten, die gegen meine Sorgfaltspflicht verstoßen, keine Imfpungen, keine verschreibungspflichtigen Medikamente, kein Arbeiten mit Krankheitserregern...“ Ein wichtiges scheine ich am Ende vergessen zu haben, der Amtsarzt guckt etwas abwartetend...Dann hilft er ein wenig: „Augenärzte dürfen nur Augen untersuchen, wer ist denn noch sehr beschränkt?“ Erst angedeutete Kaubewegungen bringen mich darauf, was fehlt: „Ach ja, das Zahnheilkundegesetz fehlte noch!“ Als nächstes die Frage, ob ich denn den Tod eines Menschen feststellen dürfte. Darf ich. Nur kein Totenschein. Was können Sie uns zum Arzeimittelgesetz sagen? Ich erzählte etwas von verschreibungspflichtigen Medikamenten, Herstellung und Abgabe in der Praxis, Apothekenmonopol und Betäubungsmitteln. „Dann gehen wir mal weg von der Gesetzeskunde zur Pathologie. Was können Sie mir denn über Listerien erzählen?“ Oje oje... völlig falscher Fuß!! Mir fällt noch ein, daß es eine Zoonose ist. Ich überlege krampfhaft, ob es die Krankheit ist, bei der sich Würmer in den Muskeln einnisten, verwechsle Listeriose mit Trichinose... Ich gebe zu, daß ich über diese Krankheit fast nichts weiß. „Nicht so schlimm.“ Er erzählt mit kurz etwas ein paar Fakten zur Listeriose. Fragt mich, ob ich noch weitere Wurmerkrankungen kenne, bei denen sich Würmer in die Muskeln einnisten. Winkt dann aber schon selbst ab, erzählt von irgendwelchen Exoten. „Können sie eigentlich auch kaum kennen. Dann erzählen Sie uns doch jetzt lieber mal was über die Tuberkulose!“ Ich atme auf! Das Thema sitzt! Ich beginne mit dem Bakterium: „Mycobacterium tuberculosis, säurefestes Stäbchen, umgibt sich mit Wachsschicht (anerkennende Zustimmung), deshalb sehr widerstandsfähig, so ist auch eine Staubinfektion möglich (danke Thomas Schnura!) Befall praktische aller Organe möglich. Beschreibe die drei Stadien: Primärstadium mit Primärkomplex und symptomatischem oder asymptomatischem Verlauf und möglicher Streuung mit Einkapselung. Später evtl. postprimäre Tuberkulose mit Auflösung der Tuberkel bei Immunschwäche. Miliärtuberkulose... Das reicht Herrn P. aber dann schon zu diesem Thema. Als nächstes möchte er etwas über Scharlach wissen. Ich erzähle: β-hämolysierende Streptokokken, Kinderkrankheit, kann auch Erwachsene treffen, Prodromi mit Angina, Himbeerzunge, schwerem Krankheitsgefühl, Fieber, Exanthemstadium...Mache noch eine kurze Differentialdiagnose zu Masern. Beschreibe die Komplikationen: Rheumatisches Fieber, Endokarditis, Chorea minor. Erneut anerkennendes Nicken. Ich atme erneut auf. Jetzt läuft es gut! Herr P. Gibt weiter an die erste Beisitzerin für das erste Fallbeispiel. Ich bitte innerlich inständig um einen Fall, bei dem ich mich nicht in der Anamese verirre... Beisitzerin: „Stellen Sie sich vor, es ist ein schöner Sommertag, es ist warm, Sie sind im Freibad. Plötzlich bemerken Sie einen Tumult auf der Liegewiese“ In meinem Kopf rattert es – will sie auf einen Beinahe-Ertrinkungsunfall hinaus? Während ich noch zuhöre versuche ich schon aus meinen Hirnwindungen zu kramen, was genau dann zu tun ist. Aber dann beschreibt sie weiter: „Sie kommen näher und im Kreis der Menschen finden Sie einen jungen Mann, der am Boden liegt und krampft. Was könnte er haben und was tun Sie?“ Ich vermute als erstes eine Epilepsie und juble innerlich, als sie dazu mehr hören möchte. Noch ein Thema gerettet! Ich erzähle: Mehrere Phasen, Initalschrei, klonische Phase mit hohem Muskeltonus, Atemstillstand und Zungenbiss, tonische Phase mit Zuckungen, Schaum vor dem Mund, Schlafphase. Sage, daß ich bei einem epileptischen Anfall nicht allzu viel tun kann, außer natürlich den Notarzt zu rufen, da es natürlich ein Notfall sei (bestätigendes „Ja!“ vom Amtsarzt – das wollte er wohl vor allem hören!) und dafür zu sorgen, daß sich der Patient nicht an Glasscherben oder ähnlichem verletzt. Beisitzerin: „Schön. Was könnte der Patient ansonsten noch haben, wenn es kein epileptischer Anfall wäre?“ Ich durchforste mein Hirn nach Krankheiten, die mit Krampfanfällen einhergehen können. Spreche als nächstes einen Hirntumor an. „Könnte auch sein. Was noch? Die Passanten erzählen Ihnen, daß es einen heftigen Streit gegeben hat, die Freunde des Patienten sind inzwischen abgehauen. Ich weiß zunächst nicht, auf was die Beisitzerin hinauswill, sie deutet blutende Kopfwunden an. Ah – es könnte eine Prügelei gegeben haben mit nachfolgenden Verletzungen des Schädels. Ich erwähne noch die Möglichkeit einer Alkoholisierung. Die Beisitzerin nickt. „Was könnte es noch sein?“ Ich überlege. Ein Sonnenschaden? (Sonnenstich hätte wohl ETWAS professioneller geklungen..ähem...aber inhaltlich war es wohl ein weiterer Punkt, auf den sie hinauswollte.) Was tun Sie? Notarzt, Schatten, vorsichtige Kühlung, korrekte Lagerung... Sie nickt zufrieden und gibt ab an die zweite Beisitzerin. „Ein langjähriger Freund kommt zu Ihnen in die Praxis. Er berichtet, daß er seit einiger Zeit über Schmerzen in den Fersen klage, ab und zu auch im Nackenbereich. Was fragen Sie, wie gehen Sie vor?“ Bei Fersenschmerzen denke ich sofort an Morbus Bechterew, behalte es aber zunächst noch für mich und versuche stattdessen, einige Fragen zu stellen, die in diese Richtung weisen könnten. Frage nach tageszeitlichen Schwankungen. „Hmm, meistens sind die Schmerzen beim Aufstehen am schlimmsten, sie werden nach dem Umherlaufen besser...“ Treffer! Ich erzähle, daß ich Bechterew vermute, auch aufgrund des jungen Alters des Mannes. Erwähne, daß degenerative Erkrankungen hier eher unwahrscheinlich wären. Auf Nachfrage nach weiter Möglichkeiten zur Sicherung der Diagnose erläutere ich den Ott-Test zur Überprüfung der Beweglichkeit der Wirbelsäule, Schober fällt mir auch ein, aber ich gebe zu, daß mir im Moment in der Anspannung entfallen ist, wie er durchgeführt wird. „Nicht schlimm. Was können Sie noch tun?“ Ich erwähne die Palpation, v.a. der Kniegelenke Laboruntersuchung, Entzündungszeichen, HLA B27... Der Amtsarzt hat dann auch noch einen kurzen Fall, mehr so „nebenbei“. Sie benutzen gleich den Fahrstuhl ins Erdgeschoss, eine Person fällt Ihnen auf mit heftig geröteten Augen. Was könnte die Ursache sein?“ Ich gebe eine kurze DD: häufige Ursache: Allergie. Ansonsten: Rote Augen als Begleiterscheinung anderer Grunderkrankungen: (in dieser Situation aber unwahrscheinlich): Erkrankung mit grippalen Symptomen, akutes Glaukom... Hier frage die Beisitzerin noch einmal nach: Welche Symptome hätte ein Patient mit Glaukomanfall sonst noch?“ Ich erzähle: „Schmerzen mit Ausstrahlung bis in der Trigeminusbereich und in den Körper, Begleitsymptome wie Übelkeit und Erbrechen, bei der Palpation steinharter Augapfel, Visusverlust...Evtl. vorausgegangene Sehstörungen wie Nebel- oder Ringesehen. Erwähne, daß dies natürlich ein augenärztlicher Notfall sei. „Ja, prima. Gehen Sie dann kurz hinaus? Wir beraten uns und holen Sie dann gleich wieder rein.“ Mir rutscht ein „Huch, das war's schon?“ hinaus und ich tapere im Flur auf und ab. Habe eigentlich kein allzu schlechtes Gefühl – aber kann ich dem auch trauen?! Die Minuten scheinen mir ewig lang und ich werde allmählich schon unruhig, als ich wieder hereingebeten werde. „Ja, als erstes: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben bestanden!“ Ich kann es kaum glauben und frage noch mal: „Ich habe wirklich bestanden?!!“ Der Amtsarzt guckt ein wenig erstaunt und belustigt: „Ja, haben Sie, natürlich!!“ Ich sacke völlig erleichtert ein wenig in mich zusammen und atme erst mal tief durch. Ich höre kaum noch, daß Herr. P irgendwas murmelt, und daß ich mich um nichts mehr kümmern müsse, jetzt kümmere sich das Gesundheitsamt um alles weitere. Und irgendwas von „guter Prüfung und schönem Gespräch“. Dann ist er auch schon verschwunden. Ich stehe einige Sekunden ein wenig verloren mit den Beisitzerinnen im Raum und weiß gar nicht so recht, was ich jetzt tun soll, kann es noch gar nicht fassen, daß ich jetzt einfach gehen kann und Heilpraktikerin bin! Ich muss nichts mehr tun, nichts mehr beweisen, darf einfach genießen! Es ist geschafft! Bis ich das wirklich verstehe, wird wohl noch etwas Zeit vergehen... |