Kindermund

[Birgit Ma]

Letztens ein Gespräch mit meiner Tochter( 8) über den Sommerurlaub.
Sie fliegt zum 1. Mal in den Urlaub und macht sich so ihre Gedanken.

Sie: " Mama, ich habe Angst vorm Fliegen."
Ich: "Warum denn, es ist doch spannend."
Sie: " Was ist spannend daran, wenn ich aus dem Fenster schaue und lauter Tote auf den Wolken sehe?"
Ich: " Was, wie kommst Du denn darauf?"
Sie: " Na, die Toten steigen doch in den Himmel auf und liegen dann auf den Wolken...."


Da war ich erstmal sprachlos.
Interessant über was sich Kinder so ihre Gedanken machen.

LG

Birgit

[nicoleandresen]

Das ist ja herrlich 
Aber stimmt - ich kann die Gedanken Deiner Tochter nachvollziehen - nur man selbst kommt ja auf solche Ideen gar nicht 

[stefaniemar]

Ja, zum Gedankenmachen der Kinder hab ich auch noch was....ist aber mindestens schon 11-12 Jahre her.
Unser Ältester beschäftigte sich auch damals mit den Toten und dem Himmel. Er wollte unbedingt von mir wissen wie das denn nun geht....also wie man denn eigentlich auf die Wolken käme. Ich war schon echt genervt, weil ich darauf ja nun auch keine Antwort hatte.
Tag für Tag die gleiche Frage von ihm...und Tag für Tag die gleiche Antwort von mir: "Ich weiß es nicht....Nein, wirklich nicht....Du, ich kann Dir das gar nicht sagen" .....
Irgendwann ein/zwei Wochen später sitzt der kleine Drops im Auto im und schreit auf einmal vom Kindersitz laut auf. Ich mache fast eine Vollbremsung vor Schreck und frage ihn, was denn los sei. Darauf seine Antwort:" Ha, ich weiß es jetzt, wie die gestorbenen Leute in den Himmel kommen. Mama, ist doch ganz einfach!! Natürlich mit dem Wolkenaufzug. Da gibt es eine Wolke, die fährt zum Boden, man steigt drauf und rubbeldikatz geht's nach oben!"
Ich war erstaunt über diese doch eigentlich für Kinder nachvollziehbare Antwort! Und danach habe ich nie mehr was zum Thema gehört.....ZUM GLÜCK!

[eva-e]

Und nochmals zum Tod, ich finde auch, dass Kinder damit noch ganz anders umgehen, viel unbefangener. 
Meine Neffen waren gerade mal drei als ein Onkel starb und sie haben es erklärt bekommen wussten, dass er nicht mehr kommt und es war ok und wurde nicht weiter hinterfragt. Einige Tag später flog eine Schnake umher und mein Vater klatschte gegen die Wand, also Schnake tot. Dann stand der eine da betrachtet sich die Wand mit dem Fleck drauf  und sagte spontan, die ist jetzt so tot wie der Onkel Arthur.......

[Irene Engel]

Seit mein Vater im letzten Sommer verstarb hatte mein Enkelkind - mittlerweile 6 - auch immer wieder darüber sinniert, wo er denn nun sei.

Unser Spielplatz hier ist direkt neben dem Friedhof - und jedesmal wenn wir zusammen dort sind, kurz vor dem weggehen kommt die
Bitte: "können wir noch Opa Theo besuchen?" So auch kürzlich, es war warm an dem Tag, die beiden Enkelmädchen rennen auf den
Friedhof, genau wie am Spielplatz, schon da mußte ich lächeln...
Dann "Oma sollen wir gießen? Ja klar, sie schnappen sich die Gießkannen,
und die kleine dann mit dem Gießer über das Grab schwenkend: "Pass auf Opa Theo, jetzt regnets ein bisschen"....

Diese Unbefangenheit ist wirklich etwas Schönes....

Irene

[Simone K. Ammann]

Ja, die Kinder gehen damit besser um, ich hätte mir das damals auch gewünscht, dass man da nicht so ein Theater draus macht, als mein Papa vor 28 Jahren starb. Ich hätte ihn gerne nochmal sehen wollen, und ich bin der Meinung man hätte mir das als Kind schon zutrauen dürfen... ich könnte heute besser damit umgehen, aber seitdem ist das Thema Tod ein rotes Tuch für mich.

Ich habe bei uns einen blinden Mann betreut, als seine Frau im Krankenhaus war, sie haben bei uns eine Zweitwohnung, er war Rechtsanwalt, ich mag die Familie sehr. Ich hab ihm dann abends immer Essen gekocht und ihm das Frühstück und den Tee für den nächsten Tag vorbereitet, er wusste ja, wo alles stand. Ich konnte von diesem Mann sehr viel lernen... auf alle Fälle bevor ich dann immer heim ging, wollte er noch sein Stamperl Calvados haben, also hab ich ihm seinen Schnaps noch gebracht und bin dann gegangen.

Vor 4 Jahren starb dieser Mann und sein jüngster Enkel war damals 8 (er war auch OPas Liebling und umgekehrt) auf alle Fälle hatte die FAmilie nicht gewusst, wie sie ihm das sagen sollen, er war auch gerade mit der Schule im Schullandheim. Also der Enkel kam und man hat ihm erzählt, dass Opa gestorben ist... zuerst war Jan traurig darüber und hat fürchterlich geweint, aber plötzlich stand er auf und sagte zu seiner Oma, er möchte sofort in das Laichenhaus fahren, wo sein Opa liegt, er war aufgebahrt. Also gut, sie fuhren dort hin und Jan ging zu seinem Opa hin und legte im in die eine Hand seinen Calvados und in die andere Hand ein Schnapsglas und sagte dann ganz trocken: "So Opa, wenigstens musste auf das nicht verzichten, wenn du im Himmel bist"

Als dann die Beerdigung war, hat Jan ihm dann, als der Sarg unten war, noch seinen Bierwärmer hinterher geschmissen, damit sein Opa auch wirklich gut versorgt ist im HImmel. Alle mussten dann lachen, weil keiner bemerkt hat, dass er den Schnaps dabei hatte und den Bierwärmer. Es hieß dann nur im Gelächter, irgendwann werden sie Ausgrabungen machen und nicht wissen, was das ist und welche Bewandnis so ein Bierwärmer hatte.

Ich fand es toll, dass der kleine Junge sich so von seinem Opa verabschiedet hatte... auch ich musste darüber sehr lachen. Aber er hat seine Trauer somit besser verarbeiten können.

Man sollte dieses Thema nicht tabuisieren, es gehört einfach mit zum Leben Kinder haben noch eine Intuition und wenn sie sagen, sie möchten das sehen oder nicht sehen, dann sollte man das akzeptieren, egal wie groß oder klein sie noch sind.

[eva-e]

Die Tochter einer Freundin war vier als ihre Mama starb, sie war auch aufgebahrt, natürlich zurecht gemacht und sah, so die Kleine wunderschön aus. Sie hat wochenlang jedem erzählt, dass ihre Mama gestorben ist, sie jetzt im Himmel sei und deshalb eine Prinzessin ist. Und sie hat auch noch nach langer Zeit gesagt, sie wolle gerne ne Leiter in den Himmel haben, damit sie ihrer Mama eine Perle für ihre Kette bringen könne. So eine Verarbeitung macht es Kindern leichter und man soll sie auch lassen

[stefaniemar]

Ich hab mal wieder was "Lustiges" mit unserem Kleinsten erlebt.....kennt Ihr noch das Lied "Im Wagen vor mir" mit Henry Valentino.....dieser dunklen Stimme?

Also ich bin mal wieder "jutt druppe" und hab lustige Songs im Auto an und da wird das oben erwähnte Lied gespielt....Rata rata.......mein Sohn hört ganz aufmerksam, ohne Gemecker (komisch, ohne Gemaule bei der Musik) zu.....auf einmal fragt er mich : "Sag mal, Mama....die Dame mit der hellen Stimme in dem Lied da....also, ist das etwa das junge Mädchen?"

Hatte dieser kleine Knirps die ganze Zeit doch tatsächlich ganz aufmerksam den Text verfolgt...unglaublich was? 

Und das Allerbeste.....ER hat ein neues Lieblingslied und ich bin nun ständig mit voller Pulle "Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen" schmetternd im Auto unterwegs.....was tut man nicht alles....als wenn ein orangefarbener Beetle nicht schon auffällig genug wäre

[Mayte]

Liebe Steffi,

danke für diese nette Anekdote, die mal wieder beweist, dass die schönsten Geschichten das Leben schreibt ...   ! 

Lieben Gruss, Mayte

[Simone K. Ammann]

Oh Steffi ich schmeiß mich weg :


Vinci ist echt der Knaller

[Addison]

Kinder xD