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10.06.2021, 15:33
Da ich mich tagtäglich und sehr intensiv mit vielen Themen im Bereich der Hypnose auseinandersetze, habe ich mir überlegt, dass ich dieses wundervolle Forum tatsächlich auch für Austausch über das womit ich mich gerade beschäftige nutzen möchte. Ich würde mich freuen, wenn ihr, liebe Interessenten und Interessentinnen, eure Erfahrungen, Gedanken oder Meinungen mitteilt und wir so alle neue Denkimpulse bekommen.
In der letzten Zeit habe ich wieder vermehrt über das Thema Abnehmen mit Hypnose nachgedacht. Grundsätzliches ist die Abnehm-Hypnose meiner Erfahrung nach eine gern genutzte Anwendung die Hypnotiseure anbieten.
Momentan steigen die Temperaturen, die Pandemie scheint erstmal gebannt und somit begeben sich der eine oder die andere wieder mehr auf die Straße und stellt dabei fest, dass die Monate im Home-Office sich in körperlichen Energiereserven bemerkbar machen. Wenn ein solcher Mensch dann in meiner Praxis erscheint und das Ziel äußert gerne mit Hypnose abnehmen zu wollen, stehe ich häufig vor einem moralischen Dilemma: Einerseits möchte ich dem Menschen helfen, die eigenen Ziele zu erreichen und gehe davon aus, dass die Person als erwachsene/r Frau oder Mann ihre eigenen Bedürfnisse und Ziele gut selbst einschätzen kann. Gleichzeitig habe ich häufig das Gefühl, dass die Person nicht oder nur zum Teil abnehmen möchte, um ein anderes Körpergefühl zu erreichen oder dem eigenen Körper und der eigenen Gesundheit etwas Gutes zu tun, sondern vielmehr aufgrund dessen, dass sie das Gefühl hat, von ihrer Außenwelt in der jetzigen Form nicht angenommen und gewertschätzt zu werden. In dem Fall könnte eine Gewichtsreduktion dazu führen, dass der Glaube man sei nur dann richtig und gut, wenn man ein bestimmtes Schönheitsideal erfüllt, verstärkt wird.
Dementsprechend stehe ich der hypnotischen Arbeit am Wunschgewicht allgemein eher skeptisch gegenüber, da ich persönlich generell Menschen eher auf ihrem Weg zur Selbstannahme und Selbstliebe unterstützen möchte, als Defizit-Denken zu fördern.
Was sind eure Gedanken zu diesem Thema? Habt ihr Erfahrungen mit Gewichtsreduktions-Hypnose gemacht? Wenn ihr Lust habt, teilt euch gerne mit
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(10.06.2021, 15:33)JohannScholz schrieb: In dem Fall könnte eine Gewichtsreduktion dazu führen, dass der Glaube man sei nur dann richtig und gut, wenn man ein bestimmtes Schönheitsideal erfüllt, verstärkt wird.
Dementsprechend stehe ich der hypnotischen Arbeit am Wunschgewicht allgemein eher skeptisch gegenüber, da ich persönlich generell Menschen eher auf ihrem Weg zur Selbstannahme und Selbstliebe unterstützen möchte, als Defizit-Denken zu fördern. Das stimmt leider - viele Menschen definieren sich noch immer an dem Schönheitsideal.
Da Du diesem - in meinen Augen richtig - skeptisch gegenüber stehst, bin ich sicher, dass hier doch ein guter Mittelweg mit der Hypnose gefunden werden kann.
Mit der Hypnose dem Menschen die Selbstannahme vermitteln - und oft klappt es genau dann auch mit dem Abnehmen..... denn wenn der Mensch sich selber erst richtig anerkennt & akzeptiert, dann lernt er auch fast "automatisch" sich anders - und damit meistens besser zu ernähren....
Viele Grüße von der Wald4ee Andrea
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sondern zu lernen im Regen zu tanzen...
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Liebe Andrea,
Das hast du für mein Gefühl sehr schön auf den Punkt gebracht! Es ist auch meine Erfahrung, dass ein Mensch besonders dann zu seinem / ihrem "stimmigen Gesamtbild" (Körper, Geist und Seele in einem gemeinsamen Einklang) findet, wenn sich eine Person aus sich heraus akzeptieren und annehmen kann. Damit einhergehend ist dann häufig auch ein klareres Gefühl für das was für uns gut und hilfreich und auch das was in dem Moment weniger hilfreich ist. Solange Veränderungsmotivation auf Druck von Außen basiert, rebelliert häufig ein Teil von uns und verhindert Versuche der Veränderung. So weißt unser System auf eine sehr natürliche Weise darauf hin, dass es hier noch Bedürfnisse gibt, die auch gesehen und beachtet werden möchten.
Gibt es andere Stimmen? Wie blickt ihr allgemein auf das Geschäft mit "körperlicher Attraktivität"? Inwiefern können / dürfen / sollten Berater und Therapeuten hier vielleicht ihre Unterstützung anbieten? Was, wenn Menschen Ablehnung und Ausgrenzung erfahren, aufgrund dessen, dass sie nicht "dem Schönheitsideal" entsprechen? Ist es dann moralisch vertretbar entsprechende Hilfe anzubieten, quasi Förderung der Annahme im Außen als Brücke zur Selbstannahme? Ich freue mich über Gedanken und Austausch
Beste Grüße,
Johann
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Hallo Johann!
Was für eine spannende Frage... und prompt habe ich mich dabei erwischt, dass ich kurz gedacht habe: "Super, mit Hypnose dauerhaft ein paar Kilos runter..."
Ich glaube, dass es auf die Motivation des "Betroffenen" ankommt. Ich habe z. B. während des Heilfastens schon häufiger 6 und mehr kg (ich habe nicht wirklich Übergewicht) abgenommen und kaum jemand in meinem Umfeld hat es bemerkt - noch nicht einmal, dass ich gerade heilfaste (das fand ich dann schon wieder witzig). Aber mir persönlich hat es sehr gefallen! Mir ist ein kleines Lächeln übers Gesicht gehuscht, wenn ich mich im Spiegel gesehen habe oder bemerkt habe, dass die Hose etwas lockerer sitzt. Natürlich hat das Heilfasten weitere noch viel schönere Aspekte: die Augen werden klarer, die Haut strahlt... (und all die inneren Veränderungen). Wahrscheinlich war es ein Zusammenspiel aller für mich positiven Veränderungen, das mir gefallen hat. Und aus jedem Heilfasten bleibt ein kleines bisschen... (wenn das Gewicht auch wieder steigt).
Das mit dem Schönheitsideal ist in unserer Gesellschaft so eine Sache. Meine Tochter hat eine professionelle klassische Ballettausbildung durchlaufen und da habe ich in all den Jahren viel erlebt ind mitbekommen. So etwas ist vielleicht ein Extremfall, aber meiner Meinung nach wäre die wichtigste Aufgabe der Therapeuten und Berater: die Persönlichkeit des Betroffenen stärken und zwar um der Person willen und nicht, damit er/sie in das Schönheitsideal seines/ihres Umfeldes passt. Direkte und ausschließliche Hilfe beim Abnehmen halte ich für keine gute Idee und wahrscheinlich ist es sogar kontraproduktiv. Aber "Hilfe zur Selbsthilfe"... und am Ende kommt vielleicht nur etwas weniger Gewicht aber ein anderer Arbeitsplatz dabei heraus... (nur so als Beispiel).
Ich bin gespannt, wie dieses Thema hier weiter geht.
Viele liebe Grüße,
Sabine
Go placidly amid the noise and the haste and remember what peace will be there in silence.
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Liebe Sabine,
Vielen Dank! Da bringst du nochmal einen anderen Aspekt ein, den ich wirklich interessant finde. Die somatopsychischen Auswirkungen. Will heißen, wie wirkt sich Gewichtsreduktion (durch Heilfasten und / oder Hypnose) auf das Gesamtsystem aus? Auch das wäre ein interessanter Aspekt, den man mal genauer beleuchten kann. Kann man die Seele ggf. sogar "erleichtern" indem man dem man die "Schwere des Körpers" reduziert?
Der andere Aspekt der mir gerade, als ich deinen Beitrag las, aufgefallen ist, sind die Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche, die heute mehr noch als zuvor Auf- wie Abwertung insbesondere im Bezug auf ihren Körper erfahren. Im Leistungssport und in der Kunst (Schauspiel, Theater, Tanz...) dürfte dies umso mehr ausgeprägt sein.
Auch den Punkt der zugrundeliegenden Motivation finde ich sehr wichtig: "Direkte und ausschließliche Hilfe beim Abnehmen halte ich für keine gute Idee und wahrscheinlich ist es sogar kontraproduktiv.". Dementsprechend könnte man vielleicht sagen, dass es die Pflicht eines/r Hypnotiseurs / Hypnotiseurin ist, die Motivation genau zu eruieren und hier ggf. auch das Ziel der Therapie / Beratung zu schärfen. Grundsätzlich würde ich dies sowieso als die Pflicht eines jeden (Hypno-)Therapeuten oder Beraters empfinden, allerdings habe ich häufiger das Gefühl, dass hier die Anamnese eher kurz ausfällt, da es ja scheinbar ein klares Ziel und nur zum Besten des Klienten ist.
Persönlich schlage ich mich schon länger mit der Frage nach einem guten Umgang mit den aus meiner Sicht hochsensiblen Themen wie Übergewicht und Gewichtsreduktion und den Auswirkungen auf uns und unser Umfeld herum, daher freue ich mich wirklich, dass es bei euch auf Interesse stößt und ich hier auch nochmal neue Impulse bekommen kann !
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Vielleicht sollten wir hier noch mal differenzieren, welche Motivation beim Thema Abnehmen dahinter steckt. Bei stark übergewichtigigen Personen besteht doch eher dringender Bedarf allein aus gesundheitlichen Gründen. Und da forschen wir nach der Ursache auf körperlichen Ebene und nach Möglichkeiten zur Unterstützung der Motivation zur Veränderung des Essverhaltens
Bei Personen, die aus Gründen eines Schönheitsideales abnehmen wollen geht es meist eher um das Thema Selbstliebe/ Selbstakzeptanz. Also gibt es für beide auch die Indikation zur Therapie
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Danke Anja für den Hinweis auf Differenzierung. Du hast vollkommen Recht, Adipositas ist eine zunehmende Bedrohung für die Menschen in den sog. westlichen Ländern und sollte dementsprechend auch ernstgenommen werden. Ich denke, dass bei beiden Formen "krankhaftem" und "nicht-krankhaftem" Übergewicht, Selbstwertthemen eine Rolle spielen, bzw. durch das Umfeld angetriggert werden. Insofern würde ich mir wünschen, dass die tatsächliche Gefahr für Leib und Leben wahrgenommen wird und gleichzeitig die Seele im Sinne eines ganzheitlichen Denkens auch mit in den Prozess einbezogen.
Kannst du damit etwas anfangen?
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