Mir geht es da wie Martina, dabei hatte ich das zu Hause im Doppelpack: mein Vater war auch extremer Kettenraucher mit Zigaretten und mein Opa paffte Zigarren. Das ganze Haus war lange Jahre voll von Qualm und Rauch, obwohl die "Hausfrauen" sich sehr engagierten, durch Waschen und Lüften einiges wieder rauszubefördern. Dennoch haben wir alle lange Jahre kräftig passiv mitgeraucht bis zumindest mein Vater nach einer kompletten Hausrenovierung nur noch draußen rauchte. Mein Vater rauchte seine erste Zigarette früh morgens vor dem Frühstück auf dem Klo. Diese Mischung eines äußerst abstoßenden Geruchs blieb mir am eindrücklichsten in Erinnerung und hat mich wohl u.a. zeitlebens auch davon abgehalten, jemals selbst zu rauchen. Aber sonst: kein anderer aus meiner Familie (Bruder, Schwester, Mutter) rauchte und zum Glück lassen bisher auch meine Kinder die Finger davon, verkehren erstaunlicherweise auch nicht mit Freunden, die rauchen, obwohl ich finde, dass die Jugend bzw. auch schon Kinder trotz den enorm hohen Preisen sehr früh und intensiv dabei sind und das trotz allen gesetzlichen Vorkehrungen - wer kauft und bezahlt ihnen das wohl?
Mein Großvater wurde übrigens 93 Jahre alt, allerdings ca. 25 davon mit massiven Durchblutungsstörungen in Händen und Füßen, nur die letzten 3 Jahre im Altersheim hat er nicht mehr geraucht. Mein Vater hörte nach einer starken Erkältung von jetzt auf sofort mit etwa 65 Jahren auf. Mit 66 erkrankte er an Lungenkrebs, durchlief das ganze Programm mit großer Lungen-OP, Chemo, Bestrahlung; mit 67 kam das Rezidiv im Magen, kurz danach starb er an einem Schlaganfall. Mein Großvater überlebt ihn um ein Jahr.
Auch das Thema Rauchen in Gesundheitsberufen hat mich immer stark beschäftigt. Mein langjähriger Lebensgefährte studierte Medizin und rauchte auch, mal mehr mal weniger stark, was für mich immer ein Problem war und viele Diskussionen auf den Plan rief. Sein PJ leistete er auf der Strahlentherapie ab mit Todkranken, die oft in Kombination hauptsächlich an Lungen-, Speiseröhre-, Zungen-, Magenkrebs aufgrund von starkem Rauchen litten. Dort wurde am meisten geraucht - sowohl von den Patienten als auch von den Pflegekräften und Ärzten. Ich hab das nie kapiert, mein Freund verstand es selbst nicht, erklärte es aber damit, dass er andernfalls keine Chance hatte, eine Pause zu machen. Allein die Raucherpause wird akzeptiert und zelebriert - das hat mich echt geschockt. Auch im Freundeskreis trafen sich viele Freunde bei Festen und Treffen in der Raucherecke, oft mit dem Argument, da würden die besten Gespräche geführt;-) Das ist zwar schon alles ziemlich lange her, aber ich glaube, es ist heute nicht wirklich anders und ich sehe auch im Behindertenwohnheim, in dem ich arbeite, dass fast alle der Pflegekräfte mehrmals pro Schicht die zwar nicht erlaubte aber mehr oder weniger tolerierte Pause einlegen und sich nach draußen verdrücken.
Das Suchtpotential und das lebenslange Verlangen nach Nikotin als ehemaliger Raucher kann ich allerdings durchaus nachvollziehen. Daher herzlichen Glückwunsch und großen Respekt vor allen, die es geschafft haben oder immerhin fest vorhaben, das Thema für immer hinter sich zu lassen.
Liebe Grüße,
Annette