Zitat:Wenn ich mir vorstelle, ein Patient sitzt vor mir, der "in sich gekehrt" wirkt, woran merke ich, dass es z.B. Benommenheit ist und keine Bewusstseinseinengung?Bei der Benommenheit wirkt der Patient schläfrig. Bei der Bewusstseinseinengung ist die Vigilanz nicht beeinträchtigt. Er ist wach. Ich kann wach in mich gekehrt sein oder ich kann müde und dösig sein. Das merkst du in dem Moment, in dem du mit mir sprichst, ob meine Vigilanz beeinträchtigt ist.
Zitat:Oder durchs weiterlesen im Skript stellt sich mir die Frage, woran ich den Unterschied von Oneiroid und Wahn feststellen kann.Dazu kommen wir zwar noch, aber hier schon einmal kurz vorweg: Der Mensch mit Wahn ist nicht in einem traumähnlichen Zustand. Er ist wach und interpretiert die tatsächliche Realität im Sinne des Wahns um. Die Nachbarn, von denen er denkt, sie bestrahlen ihn, gibt es wirklich, und während er sich bestrahlt fühlt, ist er in keinem traumähnlichen Zustand, sondern hellwach.
Beim Oneiroid kann es innerhalb der Traumrealität auch hin und wieder zu wahnhaftem Erleben kommen, aber die Person ist nicht in der "Wach-Realität", die wir auch sehen. Der reine Wahn ist eine inhaltliche Störung des Denkens, keine Störung des Bewusstseins.
Zitat:Die Abgrenzung von Bewusstsein, Denken und Aufmerksamkeit ist für mich noch nicht greifbar. Wenn ich reflektiere, mein Handeln, meine Kommunikation bewerte und einordne, ist das Denken oder Bewusstsein? "die erlebbare Existenz mentaler Prozesse", mentale Prozesse sind doch "denken", oder nicht?? Ich hoffe, das klärt sich noch im Laufe der nächsten Wochen!!Die mentalen Prozesse sind das Denken, ja, aber dass du dir über diese mentalen Prozesse im Klaren bist und sie bewusst erlebst, dass sie ablaufen, das ist das Bewusstsein. Sozusagen das Wissen von der eigenen Existenz.
Bis heute gibt es konträre Meinungen zu dem Bewusstsein der Tiere. Die einen behaupten, ein Tier habe kein Bewusstsein, es könne zwar denken aber es sei sich nicht bewusst, dass es dies tut. Dieses "ich bin" könne ein Tier nicht wahrnehmen. Die anderen behaupten das Gegenteil. Aber daran kann ich mir am besten den Unterschied bzw. die Abgrenzung zum Denken merken. Das Denken alleine ist nicht das Ausschlaggebende, dass ich mich als existent begreife.
Und zu Aufmerksamkeit: Die Definition von Aufmerksamkeit nach Bleuler (den lernt Ihr später noch kennen) ist: "Aufmerksamkeit ist die Zuweisung von (beschränkten) Bewusstseinsressourcen auf Bewusstseinsinhalte." Diese Definition finde ich ganz schön. Also quasi die zielgerichtete Wahrnehmung der Umwelt.
Und die Dauer dieser "Zielgerichtetheit" ist dann die Konzentration.
Zitat:Idee: Qualität könnte man auch einfach die Art und Weise des Denkens nennen. ? Formales und inhaltliches Denken z. B. ?Hier bitte vorsichtig sein. Diese Eselsbrücke wird dir vermutlich zum Fallstrick.
Inkohärent (Bewusstseinstrübung) hat ja in der Tat was mit Inhalt zu tun.
Das Bewusstsein und das Denken sind zwei unterschiedliche Dinge, auch wenn das eine in das andere manchmal hineingrätscht wie beim inkohärenten Denken bei der Bewusstseinstrübung. Die Dinge hängen manchmal zusammen, sind aber deshalb nicht dasselbe.
Stellt Euch vor, Ihr lernt Körperteile:
Ein Zeh ist kein Fuß, kommt aber im Fuß auch wieder als Element vor. Trotzdem ist der Fuß etwas Eigenes und der Zeh auch. Und die Ferse auch. Und der Fuß wiederum gehört zum Bein. Aber das alles gleich zu setzen wäre falsch.
Zudem gibt es inhaltliche und formale Denkstörungen noch als extra Kategorie, zu der wir dann nächste Stunde kommen. Vielleicht klärt sich das dann auch nochmal für Euch. Und vielleicht konnte ich hier auch schon ein wenig zur Klärung beitragen. Ich weiß, dass das am Anfang verwirrend ist, aber das ändert sich - versprochen!
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Liebe Grüße,
Savina
just how we play the hand. (Randy Pausch)