vielen Dank erst einmal für diese sehr interessanten Beiträge zu diesem aktuellen Thema, das mich schon seit etlichen Jahren aus persönlichen Gründen immer wieder sehr stark beschäftigt und vielen Dank an dich, lieber Frank, dass du uns zu diesen verschiedenen Quellen geführt hast
Die genannte "Nonnenstudie" ist mir aus diesem Zusammenhang auch schon länger bekannt und etliche dieser Aspekte kamen auch beim gestrigen Themanabend in der ARD rund um das Thema "Demenz" wieder deutlich zur Sprache und wurden recht kontrovers diskutiert.
Savina, du hattest ja zum Glück noch kurzfristig auf diesen Themenabend hingewiesen: vielen Dank dafür
Der Film "Stiller Abschied" mit Christiane Hörbiger war absolut beeindruckend und auch sehr authentisch (bis auf die extreme Zeitraffung, mit der das Auftreten der typischen Symptomatik dargestellt wurde). Im Anschluss an den Film wurde das Thema in "Hart aber fair" nochmal intensiv aufgegriffen und da ging es neben sehr persönlichen Lebenserfahrungen durch Betroffene ja auch u.a. um diese sehr kontroverse Diskussion zwischen Fachleuten verschiedener Orientierung, der ich mit großem Interesse folgte.
Gerade daher finde ich aber die obigen Anmerkungen von Savina sehr hilfreich und auch sinnvoll für uns HPPAs, mit Betonung auf dem "A": viele dieser teils brandneuen und hochinteressanten wissenschaftlichen Beobachtungen sind erst einmal NUR Beobachtungen und noch keine Erkenntnisse (sprich: nicht Stand des Wissens) und so lange sie das nicht eindeutig sind, kann natürlich auch nur der bisherige Stand des Wissens prüfungsrelevant abgefragt werden. Ob die Realität da in naher oder ferner Zukunft eine ganz andere sein wird, steht erst einmal nicht zur Diskussion, da geht es einfach um klare - nach bisherigem Wissensstand - belegbare Fakten. In ein paar Jahren werden wir da wahrscheinlich alle deutlich schlauer werden, so wie das ja auch z.B. in der Krebsforschung der Fall ist - auch das kam in der gestrigen Diskussinsrunde deutlich zum Ausdruck.
Ehrlich gesagt stehe ich da persönlich ganz oft in einem etwas wackeligen Spagat, gerade jetzt auch beim Lernen zum HPP, und so habe ich es tatsächlich am Ende unserer letzten Kurseinheit wortwörtlich in meinen Notizen aufgeschrieben: "Lernen wir für die Prüfung oder lernen wir für das richtige Leben in der Praxis?" Und Savina hat wohl Recht: wenn wir eine Chance haben wollen, überhaupt erst einmal als Therapeuten in der Praxis anzukommen, müssen wir zuerst einmal für die Prüfung lernen. Das ist manchmal bitter ...
@Markus: ich finde es überaus mutig von dir, dass du dich auch in Prüfungen solch kontroversen Fragen stellst und hoffe, dass du auch weiterhin damit viel Glück haben wirst - es kommt in dem Fall wohl aber auch immer sehr auf die Prüfer an, die da vor dir sitzen, ob sie bereit sind, sich darauf einzulassen oder ob sie einfach sture Fakten hören wollen. Da kann man sich auch leicht auf Glatteis bewegen ...
Da ich durch meinen Hospizdienst seit zwei Jahren regelmäßig sehr eng mit Demenzpatienten im Altersheim in Kontakt stehe, beobachte ich diese Thematik natürlich auch sehr intensiv und bin nun gerade hier durch unseren HPP-Kurs total fasziniert, dass all diese Erscheinungen und Symptome tatsächlich diagnostisch fassbar und mit Begrifflichkeiten zu belegen sind. Die gesamte Doku zu meinen Begleitungen kann ich jetzt eigentlich ganz neu und anders formulieren und bei fast allem, was wir im Kurs hören - auch bislang aus dem Bereich des psychopathologischen Befunds - habe ich diese konkreten Lebensbilder ganz real vor Augen. Ich brauche mir in meinem Skript eigentlich nur noch die Namen der entsprechenende Menschen dahinter schreiben, dann weiß ich genau, was damit gemeint ist. Das beeindruckt mich sehr.
Noch ein paar Worte zur "Nonnenstudie" mit Blick auf den Hintergrund der klinischen Studie - auch das kam gestern in der Diskussionsrunde mehrfach zur Sprache: wie aussagekräftig sind solche Studien tatsächlich?
Dabei kommt es ganz klar natürlich immer sehr darauf an, wer die jeweilige Studie in Auftrag gegeben hat:
ist es z.B. der Arzneimittelhersteller (was aus finanztechnischen Gründen eher die Regel ist) so ist auch die Fragestellung meist so gehalten, dass natürlich die entsprechenden Nachweise zur Wirksamkeit und Effizienz eines entsprechenden Präparates möglichst bestätigt werden. Die Firma will ja ganz klar ihr Präparat auf den Markt bringen! Dennoch müssen solche Studien zumindest ab einem gewissen Niveau generell auch kontrollierte Studien sein, d.h. gegen anderen Präparate und/oder Placebo geprüft werden und da gibt es in der Praxis doch auch immer wieder Überraschungen. Nicht immer tauchen diese Ergebnisse dann aber auch in der Öffentlichkeit auf, sondern das Präparat verschwindet dann halt einfach wieder.
Wird die Studie von anderen Interessengruppen angestoßen, so kann natürlich auch ein anderer Aspekt in den Vordergrund treten, der dann z.B. fruchtbare Diskussionen wie im Fall der Nonnenstudie wieder in Gang bringt.
Beides ist meiner Ansicht nach aber wichtig und richtig, damit es tatsächlich irgendwann Fortschritte in der Medizin geben kann, wenn auch leider immer wieder ein negativer Aspekt dabei natürlich der ist, dass gewisse Personengruppen am jeweiligen Erfolg einfach in erster Linie auch eine Menge Geld verdienen wollen.
Aber so funktioniert wohl Forschung ...
Liebe Grüße,
Annette