ich arbeite mich gerade zum wiederholten Mal durch die Depressionen durch und merke, dass ich mich immer wieder an dem Begriff "Episode" störe. Außerdem lernt man, dass Antidepressiva und auch Verhaltenstherapie eine sinnvolle Therapie darstellen, doch mit welchem Effekt? Meine Fragen haben Hintergründe, denn ich kenne einige Menschen, die an einer Depression erkrankt sind und die ICD 10 Kriterien erfüllen, doch ich erlebe diese Geschichten als eine niemals enden wollende Krankheitsgeschichte und weniger als eine Episode in einem Leben.
Zum einem kenne ich nur Menschen mit einer (rezidivierenden?) depressiven Episode.
Diesbezüglich meine erste Frage: Kann das sein, dass Menschen mit einer einmaligen depressiven Episode von kurzer Zeit (seitdem es ist eine schwere) in der Regel deswegen nicht zum Arzt gehe? Wie oft wird diese Diagnose gestellt?
Desweiteren kann ich keine "Episoden" bei diesen Menschen in meinem unmittelbaren Freundes/Bekanntenkreis erkennen und auch leider nicht, dass die Antidepressiva eine Wirkung zeigen.
Ich würde spontan die Aussage auf diese 4 Menschen machen: "Einmal depressiv immer depressiv". Kann man dieses Bild (bis auf Ausnahmen) verallgemeinern?
Zwei Bekannte von mir waren 1,5 Jahre wegen einer mittelschweren Depression (ich kenne keinen Arztbericht, gehe aber von diesem Befund aus) krankgeschrieben, in verschiedenen Kliniken, inzwischen wieder eingegliedert, aber die Welt um sie rum ist immer noch "grau" und der Antrieb und die Stimmung immer noch sehr gedrückt/negativ, trotz Antidpepressiva.
Eine weitere Bekannte hat eine schwere (rezidivierende?) Depression war wochenlang in einer Klinik, versucht aktuell wieder Fuß im Alltag zu fassen, gelingt ihr aber nicht. Sie ist nun in Summe seit 6 Monaten in Behandlung, nimmt Antidpepressiva und ist heute immer noch nicht in der Lage sich um ihren Alltag zu kümmern, braucht rund um die Uhr eine Betreuung, für sich und für ihren Sohn.
Ein weiterer Fall kommt aus meiner Familie: Ihr geht es seit Jahren schlecht, macht seit 2 jahren eine Therapie, nimmt inzwischen das zweite Antidepressiva und ist immer nur am jammern, wie schlecht es ihr geht!
Versagen hier bei allen 4 Personen die Therapiemöglichkeiten? Ich höre immer wieder, dass bei behandelten Depressionen die Prognose gut ist.
Wieviele Menschen mit einer rezidivierenden depressiven Episode werden denn geheilt? Wie lange kann sich so eine rezidivierende Depression hinziehen?
Das einzige was ich erkenne sind Schwankungen, nicht jeder Tag ist gleich "schlecht".... aber viele Tage schlecht genug um nicht von einer anhaltenden affektiven Störung sprechen zu können......
Wie sieht der Alltag in einer Praxis aus? Wie lange kommen in der Regel Patienten mit einer rezidiviernden Depression in Behandlung? Wie lange dauert es, bis sie wieder pathologisch unauffällig sind? Erreichen sie diesen Zustand jemals? Mein Bild passt nicht mit dem überein, was ich immer wieder in Vorträgen zu diesem Thema höre.
Ich würde mich freuen, wenn mir jemand dazu seine Erfahrungen mitteilen kann,
LG,
Petra
Ich möchte noch eine weitere Frage ergänzen: Gerade lesen ich, dass die rezidivierenden depressiven Episoden nur dann diagnostizert werden dürfen, wenn zwischen den einzelnen Episoden eine Pause von mehreren Monaten ohne eindeutige affektive Symptomatik vorhanden ist. Wenn ich mit diesen Personen spreche, dann erzählen sie mir von Schwankungen, aber nicht von wirklichen Pausen, wo sie sich eventuell sogar gut gefühlt hätten...
Das ist bei keinem meiner Bekannten bisher der Fall gewesen. D.h. ich würde dann auch, wenn eine Depression ohne ersichtliche Pausen verläuft, dennoch über 1,5 Jahre geht eine depressive Diagnose nach F32 diagnostizieren (anstatt F33)?
Das waren jetzt viele Fragen, sorry, aber ich versuche, das was ich lerne, gerade mit dem Alltag in Verbindung zu bekommen und oft verläuft eben eine Erkrankung nicht typisch, wie ich gerade hier erlebe.
LG,
Petra