(29.10.2013, 12:45)KatrinRa schrieb: Meiner Erfahrung nach ist Angst einer der größten "Krankmacher".
Ängste mögen bei Krankheiten eine Rolle spielen - aber bei Infektionskrankheiten (und um die geht es ja bei Impfungen) doch wohl eher kaum.
Ich bin mir sicher, dass es auch in Deutschland genügend Menschen gibt die sehr viel Angst haben.
Trotzdem gibt es weder neue Pockenfälle und auch bei Polio hatten wir schon jahrelang keinen einzigen Fall mehr.
Umgekehrt kommt es ja auf Kreuzfahrschiffen des öfteren dazu, dass ein Großteil der Passagiere an Durchfall erkrankt.
Da frage ich mich dann auch, ob das nun z.B. am Noro-Virus liegt oder daran, dass die Passagiere plötzlich (und auch noch mehr oder weniger gleichzeitig) Angst vor dem meist langersehnten Urlaub bekommen haben - oder was auch immer.
Und auch die auffällig häufigen Ausbrüche von Masern an Waldorfschulen sind doch hoffentlich nicht darauf zurückführen, dass die Waldorf-Schüler mehr Ängste haben als andere Schüler.
Natürlich gibt es Ängste vor Impfungen - und natürlich gibt es auch Angst vor Krankheiten.
Bei uns hat kaum noch jemand Angst vor Polio, weil fast niemand noch im eigenen Umfeld solche Fälle kennt.
Vor 50 Jahren sah das noch ganz anders aus - da konnte (wenn es dumm lief) der Polio-Virus einen Gesunden innerhalb weniger Tage (ohne Vorwarnung sozusagen) zu einem lebenslangen Aufenthalt in der eisernen Lunge verdonnern.
Wer damals so etwas im eigenen Umfeld erlebt hat dürfte wohl (nicht ganz zu Unrecht) ziemlich Angst vor Polio gehabt haben.
http://www.dradio.de/
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kalen...mage_main/
Ich hoffe, dass nun niemand durch dieses Bild vor Angst krank wird....
(29.10.2013, 12:45)KatrinRa schrieb: Deshalb soll sich jeder für die Variante entscheiden (Impfen oder nicht impfen), bei der er sich persönlich am sichersten fühlt.
Ich finde Angst ist kein guter Ratgeber - erst recht nicht wenn man genügend Zeit hat eine Entscheidung zu treffen.
(29.10.2013, 12:45)KatrinRa schrieb: Das ist im Sinne der Eigenverantwortung.
Sowohl die Gurtpflicht im Auto - als auch die speziellen Kindersitze mußten vom Gesetzgeber mit einem gewissen Druck durchgesetzt werden (in Form von Bußgeldern).
Dabei gefährdet man ja nur sich selbst bzw. "nur" das eigene Kind, wenn man auf Sicherheitsgurt/Kindersitz verzichtet.
Andere Menschen werden durch diese Entscheidung hingegen nicht gefährdet.
Von daher müßte man doch die Frage Anschnallen und Kindersitz erst Recht der Eigenverantwortung des Einzelnen überlassen.
Der Gesetzgeber hat sich anders entschieden - und ich finde das war eine gute Entscheidung.
Bei der Frage Impfen/Nicht-Impfen ist man aber nicht nur selbst betroffen (abgesehen von der Tetanusimpfung).
Durch seine Entscheidung beeinflußt man u.U. eben auch die Gesundheit von Mitmenschen.
Nun könnte man natürlich sagen, die sollen sich eben impfen lassen wenn sie nicht von Ungeimpften infiziert werden wollen.
Nur kann man bestimmte Impfungen (z.B. MMR) eben nur ab einem bestimmten Alter verabreichen so das Säuglinge eben durch Ungeimpfte gefährdet werden.
Dann gibt es auch noch Menschen die krankheitsbedingt nicht geimpft werden können. Wenn so eine Frau schwanger ist dürfte sie auch einige Angst haben, mit irgend einem an Röteln erkrankten Mitmenschen in Kontakt zu kommen.
Und zuletzt gibt es keine Impfung die bei 100% aller Geimpften eine Immunität verursacht.
Bei Masern erreicht man durch die zweimalige Impfung bei 99% der Geimpften eine Immunität - einer von hundert ist aber weiterhin ungeschützt.
Das ist normalerweise kein Problem, denn in einer Population in der 99% eine Immunität gegen Masern haben können Masern nicht mehr zirkulieren - und wer nicht mit Masernviren in Kontakt kommt kann auch als "Impfversager" oder ungeimpfter Säugling nicht an Masern erkranken - allgemein bekannt als Herdenimmunität.
(ich weiß natürlich, dass aus anthroposophischer Sicht die Ursache der Masern nicht die Masernviren sind sondern Masern dadurch entstehen, dass das Kind in einem "früherem Leben" z.B. zuviel "gegrübelt" hat.
Kann man ja alles bei Rudolf Steiner nachlesen - aber ich kann das beim besten Willen nicht Ernst nehmen.
Bei Hahnemann kann man nachlesen, dass die "Verstimmung der Lebenskraft" oder irgendwelche Miasmen die Ursache sein müßten.
Solange mir niemand erklären kann, warum ausgerechnet an Waldorfschulen die Lebenskraft besonders oft verstimmt ist bzw. warum es ausgerechnet dort häufig zu miasmatischen Problemen kommt kann ich auch das nicht Ernst nehmen)
Säuglinge sind also darauf angewiesen, dass ihr Umfeld sie nicht mit Masern anstecken kann.
Das war in Bad Salzuflen dummerweise nicht der Fall - da gab es einen ungeimpften masernkranken Jungen der zwei Säuglinge angesteckt hat die beide daran gestorben sind - der Junge hat allerdings seine Masernerkrankung soweit bekannt problemlos überstanden.
Die Eigenverantwortung der Eltern war insofern also "erfolgreich" -
bei der Fremdverantwortung für Andere sieht es wohl nicht ganz so schön aus.
(29.10.2013, 12:45)KatrinRa schrieb: Diese Entscheidung sollte jeder selbst treffen können und deshalb nicht von einer Impfpflicht diktiert werden.
Ich bin (als jemand der noch selbst zwangsweise gegen Pocken geimpft) wurde froh, dass es damals eine Impfpflicht gegen Pocken gab.
Das hat in den letzten Jahrzehnten sicher ein paar Millionen Kindern das Leben gerettet und noch viel mehr eine nicht gerade angenehme Krankheit erspart (so schön sind Pockennarben auch nicht gerade) und obendrein Milliarden an Behandlungskosten gespart.
Und ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die Pocken weltweit deswegen ausgestorben sind, weil weltweit damals alle Menschen in guten hygienschen Verhältnissen lebten und gut genährt waren - auch wenn das von Impfkritikern gerne als Grund angegeben wird.
Auch an Masern sterben noch massenhaft Kinder - bei uns sind es sehr wenige, da wir Lungenentzündung als häufigste tödliche Masernkomplikation inzwischen fast immer im Griff haben.
Das war auch der Grund warum die Zahl der Todesfälle bereits vor Einführung der Masernimpfung deutlich zurückging.
Impfgegner führen ja gerne folgende Grafik von Gerhard Buchwald ins Spiel um zu beweisen, dass die Impfung keinen Einfluß auf die Masern hatte sondern die Masern bereits lange vor Einführung der Impfung zurückgingen.
Hier ein Beispiel:
http://www.impfungen-und-masern.de
http://www.impfungen-und-masern.de/masern.html
Zitat:(ii) Masernsterblichkeit in Deutschland seit 1961, Statistisches Bundesamt
Die Einführung der Masern-Impfung Anfang der 70-er Jahre hatte, wie sich am Verlauf der folgenden Kurve gut sehen lässt, keinen Einfluss auf die Abnahme der Todesfälle durch Masern. Der Verlauf der Kurve - von vor den Impfungen - setzte sich fort.
Damit wird natürlich suggeriert, dass die Masernimpfung gar keinen Einfluß auf die Masern hatte - was natürlich ein übler Trick ist, weil man dazu die Zahl der Masererkrankungen und nicht die Zahl der Maserntodesfälle betrachten müßte...
Auch der bekannte "Impfkritiker" Hans Tolzin arbeitet sehr "kreativ" mit solchen Diagrammen. Neuerdings auch bei Facebook:
https://www.facebook.com
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=...=600%2C700
Wenn man sich das Diagramm zu Polio rechts unten anschaut könnte man durchaus den Eindruck bekommen, dass Polio schon lange vor Einführung der Polio-Impfung rückläufig war, obwohl das Diagramm ja nur die Todesfälle und nicht die Erkrankung erfasst.
Allerdings verwendet Tolzin dazu gleich noch einen weiteren Trick, um die Betrachter seines Diagramms hier in die Irre zu führen.
Welchen anderen Trick Tolzin verwendet ist dann auch mein heutiges Preisrätsel