ich habe nun einige Zeit über Deine Fragen und Feststellungen nachgedacht.
Folgende Aspekte sind mir dazu eingefallen.
Tatsächlich scheint es so zu sein, dass "Kost nix also taugt's nix" in vielen Köpfen steckt. Und ein freundschaftlicher Rat ist nun mal gratis.
Zweitens fragen sicher viele Leute dann, wenn sie ein konkretes Problem haben, und sind dementsprechend emotional ins Thema verstrickt.
Dazu kommt, dass sie ihr Tier schließlich am besten kennen, eine Mischung aus Besitzerstolz, Gluckentum, Sorge und teilweise einem guten Schuss Rechthaberei.
Gibt mir jemand zu Mietzi eiinen Rat, bin ich hyperkritisch, google selbstverständlich alles nach, und mache am Ende das, was ich für richtig halte.
Wobei ich mich den Ratgegern gegenüber weder respektlos verhalte, und jede Meinung sehr Ernst nehme. Es will ja keiner meinem Tier schaden.
Ich bin froh und dankbar für jede Meinung, die sich mit mir zusammen Gedanken über ein Problem macht.
Und da bin ich beim wichtigsten Punkt:
Wie gestalte ich die Kommunikation mit dem Halter?
Wenn Du gehäuft den Eindruck hast, nicht für voll genommen zu werden, kann das widerspiegeln, dass sich die Tierbesitzer ihrerseits von Dir nicht richtig wahrgenommen fühlen. Das kommt dann retour.
Konkret im Dialog heißt das:
- offen fragen, und erstmal genau zuhören, was der Halter schildert, was er sieht, vermutet, befürchtet und welche Lösungsideen ihm selbst kommen.
- nachfragen, was Du nicht verstanden hast. Das macht klar, dass Du keine Schnellschusslösungen und Spontandiagnosen anbietest.
- fachlich nachfragen, was für eine Anamnese noch wichtig sein kann (Fütterung, Verhaltensänderungen, Krankheitsgeschichte etc.)
- die Interaktion zwischen Tier und Halter genau beobachten, wie begegnen sie sich? Hat das Tier Angst, Vertrauen, zieht es sich zurück, geht es freudig auf seinen Dosi zu?
- hier kann man anknüpfen: "Ich habe gerade beobachtet das, ... Ist das immer so? Ich schließe daraus, dass, ... Siehst Du das ähnlich?"
- Dann erst kann man zu konkreten Ratschlägen, oder besser Vorschlägen übergehen (Ratschläge sind auch Schläge, nämlich Anschläge auf das Ego des Ratsuchenden!). Auf die Formulierungen achten:
"In der Praxis hat sich in dem Fall dies bewährt", "Erfahrungsgemäß tritt mit dieser Methode eine Besserung innerhalb einiger Wochen ein", "Die Gabe von Grünlippmuschelpulver bewirkt eine bessere Knorpelstruktur der Gelenke" etc.
Erfahrungen, Sachlichkeit, Fakten.
Kein "Du musst", "Man sollte", "hier hilft nur".
Die Entscheidungskontrolle sollte jederzeit beim Klienten liegen. Er darf überzeugt, aber nicht überredet werden. Sein Tier, seine Verantwortung.
So schwer es auch fällt, suboptimale Konsequenzen des Halters zu akzeptieren: Solange keine meldenswerte Tierquälerei vorliegt, hat er das Zepter in der Hand.
Am Ende sind wir auf das Verständnis, die Mitarbeit, die Einsicht des Tierhalters angewiesen, was er nicht bereitwillig umsetzt, findet schlicht nicht statt. Überspitzt gesagt, ist er unser Klient, nicht das Tier.
Sodele, ich hoffe, bei meinen Ausführungen ist der eine oder andere brauchbare Ansatz für Dich dabei, wie Du die Gesprächsführung möglicherweise optimieren kannst,
im Sinne der Gesundheit der Tiere, und im Sinne Deiner Freundschaftsbeziehungen,
herzlich,
Conny
can you tell how it is,
and whence it is,
that Light comes into the soul?
- Henry David Thoreau -