(20.01.2014, 09:11) schrieb: ..... AA nicht meine bevorzugte Ausrichtung.
Sie sind ideologisch ziemlich starr und eine gescheite Traumabegleitung findet dort definitiv nicht statt.
Das muss nicht für jede einzelne Gruppe gelten, aber Freigeister sind dort generell definitiv nicht erwünscht.
Da wird man ziemlich fertiggemacht, wenn man nicht gefestigt abstinent zu Leben wünscht
Ich möchte das zitierte kurz ansprechen weil vielleicht andere betroffene hier mitlesen.
Ich höre das nicht zum ersten Mal. Meistens kommen solche Äußerungen allerdings entweder von Menschen, die noch nie bei AA waren oder von Menschen, die noch nicht soweit waren und vielleicht Sachen gehört haben, die ihnen nicht gefallen haben.
AA ist vielleicht nicht für jedermann aber für die meisten Suchtkranken ist AA oder NA eine große Hilfe.
Ich erzähle mal einfach von meinem Weg.
Als ich das erste mal zu AA ging, verließ ich das Meeting mit einer "boah, sind die bescheuert" Einstellung. Ich fand sie auch hyperreligiös, albern, sektenähnlich usw.
Ein AA-ler sagte dort zu einen Neuling, der immer mit "ja, aber ..." auf jeden Vorschlag antwortete; "Du musst noch weiter saufen".
Ich dachte wie krass, wie gemein! Wie kalt und gefühllos! Diese Menschen können mir mit meinen PROBLEMEN niemals helfen! Ich empfindliches, geschädigtes, unverstandenes Wesen. Mir war schliesslich so viel Schreckliches im Leben widerfahren, von Misbrauch zu Gewalt zu Vertrauensbrüche. So ging das nicht!
"Der Weg ist das Ziel"
"Nur für Heute"
"Wir sind dem Alkohol gegenüber machtlos"
"Jeder Schmerz ist Dein Kapital"
WAS FÜR EIN DÄMLICHES GESCHWAFEL!
Ich war so eine, die weitersaufen musste. So lange bis ich verstanden habe, dass mein PROBLEM einzig und allein ist, dass ich mich wegen alles "wegbeame".
Dass ich um irgend etwas zu ändern DAMIT aufhören muss. Egal wie.
So lange bis ich bereit war jede Hilfe anzunehmen, alles aufzugeben, alle Ausreden fallen zu lassen und mich nur noch auf eines besinnte, nämlich clean & trocken zu werden.
Alles andere waren Sachen, die mir passiert waren, aber nicht MEIN PROBLEM. Mein PROBLEM war(ist) die Sucht. Eine chronische, tödlich verlaufende, unheilbare Krankheit, die lediglich zum Stillstand gebracht werden kann. Durch clean/nüchtern leben.
Erst dann ist eine Veränderung möglich.
Erst dann konnte ich neu lernen zu leben, mit Dinge umzugehen, meine Geschichte aufzuarbeiten, Schwierigkeiten zu lösen, Ziele zu setzen, mich gut zu fühlen, Spaß zu haben - echten Spaß, zu lieben, geliebt zu werden, mich toll zu finden, egoistisch zu werden, großzügig zu sein, anderen helfen zu können, traurig zu sein, Schmerz zu spüren und auszuhalten.
Als ich soweit war - meinen persönlich Tiefpunkt hatte - da war mir alles egal. Auch welche Hilfe ich bekomme. Therapieplatz? Da waren die Wartezeiten lang. Ich ging wieder zu AA und auf einmal war es nicht so doof, gar nicht religiös, gar nicht fanatisch und ich wurde clean/nüchtern. Bis heute.
Ich bin ein sehr andersdenkender Mensch, ein echter "Freigeist", ganz ich selbst, lebe ungewöhnlich und denke ungewöhnlich. Ich wurde in jeder AA und NA Gruppe, in der ich jemals war, voll akzeptiert. Ohne wenn und aber.
Ich gehe das Risiko jetzt hier ein mich "zu outen" weil ich weiß wie schwer das ist.
Ich fände es sehr sehr schade, wenn hier jemand mitliest und so etwas wie AA ausschließt wegen ein paar Sätze im Thread.
AA ist die schnellst erreichbare, die einzig immer/überall vorhandene Hilfe, die es für Suchtkranke gibt. Man muss nicht alles annehmen, was da gesagt oder geschrieben wird, aber man sollte diese Möglichkeit immer offen halten. Meine Erfahrung ist, dass die AA-ler eine sehr tolerante Gruppe von "Fachleuten" sind, die jeden, der da eintrudelt offenherzig an- und aufnehmen. Man muss es aber wollen.
In diesem Sinne ...
----------------------------------------------------------------------------
Und für Dich Conny weiterhin alles Gute welch immer Weg Du gehst.