Ja Conny, Toleranz ist wichtig, aber sicher nicht alles, zumindest nicht, wenn ich mich in der Öffentlichkeit bewege, so wie eben Herr Rätsch das in diesem Interview tut.
Nach einem kleinen Spaziergang an der frischen Luft probier ich es jetzt einfach nochmal mit meiner Antwort auf deine gestrigen Fragen, liebe Conny, hoffe das passt auch jetzt noch.
„Kann ich durch ein Verbot den Konsum verhindern? Wäre eine offene Auseinandersetzung mit den gewünschten und unerwünschten Wirkungen nicht aufklärerischer? Wie kann ich verantwortungsvoll mit bewusstseinsverändernden Drogen umgehen, und Risiken abschätzen lernen? Ist nicht der Schwarzmarkt mit seinen Streckungsmitteln gefährlicher, als staatlich kontrollierte Drogen mit "Reinheitsgebot" wie beim Bier?“
So, wie du eine Antwort mit deiner Frage bereits unterlegst, bin ich ebenso der Meinung, dass man das nicht kann. Nein, man kann durch ein Verbot den Konsum sicherlich nicht verhindern. Wobei es mir in dieser Sache zunächst einmal gar nicht darum geht, ob wir hier von harten oder weichen, von legalen oder illegalen Drogen sprechen. Ich finde sie in ihrer Wirkungsweise, wenn über die Massen und im Rahmen einer Abhängigkeit „genossen“, allesamt schrecklich. Wenn ich mir ansehe, welche Auswirkungen und welches Leid sie über die betroffenen Menschen und ihre nächsten Angehörigen, Freunde und Bekannte mit sich bringen, dann ist es erst einmal völlig egal, ob es sich dabei um Alkohol, Nikotin, Haschisch, LSD, Heroin, Crystal Meth und wie sie alle heißen, handelt. Es bleibt sich in der Sache gleich: es zerstört Menschengesundheit und Menschenleben!
Im Übrigen gibt es ja auch in der Welt der Pflanzen und insbesondere der „Heilpflanzen“, also die wirklich auch "heilsam" wirken, etliche, die in den Bereich der schädlichen Drogen gehören, man spricht im Allgemeinen nur nicht so darüber. Ob man da den übermäßigen Genuss von Kaffee oder Guarana, um bei den eher aktuelleren zu bleiben, oder in früheren Zeit das Bilsenkraut, die Tollkirsche oder den Bittersüßen Nachtschatten nimmt, ist sich gleich, es sind alles Drogen. Drogen im weiteren Sinn sind auch alle die Heilpflanzen, die eigentlich ausschließlich als nützlich und gut gesehen werden, in getrockneter Form sind sie alle „Drogen“. Allein der Begriff zeigt, dass es gewisse Doppeldeutigkeiten gibt, und wie schon Paracelsus sagte: „Allein die Dosis macht das Gift!“ So soll tatsächlich erst einmal auch jeder persönlich für sich entscheiden können, was „gut“ für ihn ist, gerne auch Herr Rätsch in seinem stillen Kämmerlein.
Ja, Aufklärung und Auseinandersetzung mit der Thematik sind sinnvoll und angezeigt, allerdings, nicht jedem steht der Weg dazu wirklich offen und manchem, der einfach in Not ist, ist es auch egal, wie die klaren Fakten um die Wirklichkeit beschaffen sind, er sucht „sein Seelenheil“ , seine Ruhe und seinen Frieden und konsumiert trotz allem besseren Wissen. Das sehen wir allein schon beim Zigarettenkonsum und wiederum auch bei Rätsch.
Was den Schwarzmarkt angeht und die Forderung eines „Reinheitsgebotes“: auch da habe ich meine berechtigten Bedenken, was auf dem Weg noch alles verschlimmert wird. Trotzdem bleibt die Tatsache: auch kontrollierte und „reine“ Handelsware ist – in falschen Händen und übermässig konsumiert – einfach schlecht für den Mensch und seinen Körper. Der Schaden ist immer groß.
Was macht nun bei mir diese „Wut im Bauch“? Ich kann es dir gerne sagen: es ist die Erinnerung an viele Situationen seit frühester Kindheit und Jugend, wenn ich aus erster, zweiter und dritter Reihe mit ansehen und erleben musste, wie durch den übermässigen und unkontrollierte Konsum von Drogen jedweder Art einfach Menschen zerbrachen und sich völlig zerstörten und mit ihnen oftmals ihre Familien und engsten Angehörigen. Auch betroffene Kinder auf diese Arte und Weise einfach Lebensstrategien zur Lösung ihrer Probleme vorgelebt bekamen, die nicht tragbar und unverantwortlich waren. Das tat weh und machte mich massiv betroffen und prägte auch enorm, wie Alkohol, Nikotin, Haschisch, Heroin und andere Drogen Menschen in meinem Umfeld veränderten, völlig entfremdeten und schlussendlich auch den Tod einforderten. Das war kein allgemeines Bla-bla, sondern ging mich ganz persönlich an. Und da bekomme ich einfach eine Wahnsinnswut, wenn so ein Mann, der es aufgrund seines enormen Fachwissens wirklich besser weiß, reichlich „breit“ in die Kamera grinst und das Ganze dermaßen bagatellisiert und herunterspielt, dass mir einfach nur übel wird. So jemand hat aus meiner Sicht einfach komplett das Thema verfehlt und sollte am besten den Mund halten und sich nicht damit noch als „Drogenguru“ in Szene setzen.
Warum habe ich mich über diesen Menschen so empört? Auch das kann ich dir beantworten.
Als ich gestern meine ureigene persönliche Ansicht dazu bei Natura naturans anmeldete, erhielt ich spät abends von der dortigen Redaktion (anonym), die diesen „Guru“ aufgrund dieses Interviews auch noch als besonderen Freund feiert, die Rückmeldung:
„Da sieht man wie schnell man in der Gunst einer Person vom Genie zum Abfall wird - Herr Rätsch ist sich selber treu geblieben und dies ist in einer Zeit, in der Meinungen oft wechseln wie die Handtücher, sehr zu begrüßen. Er ist eben kein dezenter Typ und wenn man an die 70.000 Tote allein nur in Mexiko durch den Krieg gegen Drogen ansieht, dann spricht dies für sich selbst, das nicht sinnloser ist als eben der Krieg gegen Drogen.“
Ich habe ihn verbal sicher nicht zum Abfall degradiert, sondern einfach meine Meinung gesagt, ähnlich wie gestern hier im Forum und erkenne seine Autorenleistung durchaus an, aber wie er sich in diesem Interview zeigt, damit degradiert er sich einfach selbst vollkommen.
Und ehrlich gesagt, ob er sich selbst da wirklich „treu bleibt“, darauf pfeif ich! Von so einer Treue kann ich einfach gar nichts halten, kann sie auch nicht nachvollziehen. Wenn ich seine Schriften lese, die wirklich von seinem Fachwissen in klaren Momenten zeugen, und ich höre und sehe dann so ein Interview, dann hat das mit Selbsttreue gar nichts mehr zu tun, sondern der Mensch ist für mich überhaupt nicht mehr authentisch und völlig unglaubwürdig.
Und damit streiche ich ihn einfach auch aus meiner Literaturliste. Ist auch eine persönliche Entscheidung und Konsequenz. So einfach ist das!
Ich hoffe, ich habe den Rahmen der Möglichkeiten hier nun nicht überzogen, aber manchmal tut es einfach auch nur gut, mal richtig wütend sein zu können
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Trotzdem, einen schönen Sonntag noch
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Liebe Grüße,
Annette