Eigentlich ist in jedem Beitrag etwas richtig, ich versuche mal zusammenzufassen:
Die Hypochondrie gehört nach dem ICD-10 (Internationale Klassifikation von psychischen Störungen) und dem DSM-IV (Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen) zu den Somatisierungsstörungen. Diese sind gekennzeichnet, dass Patienten immer wieder über verschiedene körperliche Beschwerden und Symptome klagen, die, nach gründlicher körperlicher Untersuchung keine organische Verursachung haben. Die Symptome können polysymptomatisch sein, das heißt sehr vielfältig, oder eher monosymptomatisch, das heißt, nur ein oder sehr wenige verschiedene Symptome. Also wie gesagt, Somatoforme Störung ist der Oberbegriff. Die einzelnen Diagnosen versuchen dann, anhand der Verschiedenartigkeit der Symptome, eine Diagnose zu stellen. Dazu gehören hauptsächlich:
Somatisierungsstörung: Sie ist gekennzeichnet durch die Vielgestaltigkeit der Symptome. Es tut heute mal der Bauch weh, morgen kribbelt der Arm etc. Wichtig ist, dass die Patienten immer wieder Ärzte aufsuchen (Doktorhopping) und sich nicht, oder nur kurzfristig davon überzeugen lassen, dass sie gesund sind.
Somatoforme Schmerzstörung: Hier stehen die verschiedenen Schmerzen im Vordergrund.
Hypochondrie: Bei ihr ist entscheidend die ausgeprägte Angst an einer schweren oder möglicherweise tödlich verlaufenden Krankheit zu leiden, es liegt eine Betonung der Angst vor. Der Hypochonder beobachtet sich genau und missdeutet schon harmlose körperliche Beeinträchtigungen als mögliche schwerste Erkrankung. Bevor die Diagnose Hypochondrie gestellt werden darf, müssen die Symptome mindestens 6 Monate vorliegen.
Ausschlaggebend, ob jemand wirklich eine Psychische Störung in Form einer Somatoformen Störung hat, ist neben der Dauer die Ausprägung und vor allen Dingen welche Auswirkung das auf das tägliche Leben hat. Wie stark man sich beeinträchtigt in der allgemeinen Lebensführung fühlt und wie stark der Leidensdruck ist. Die Betroffenen können depressiv werden, denn wenn man sich ständig krank fühlt, und der Überzeugung ist, dass kein Arzt mich ernst nimmt... Jemand der ständig eine "Krankheit" hat, wird auf jeden Fall Probleme mit der Arbeitsstelle bekommen. Entscheiden ist das Leiden.
Ob jetzt die Menschen von denen Sie in Ihren Beiträgen geschrieben haben, können Sie ja jetzt an diesen Kriterien überprüfen. Auf jeden Fall können wir uns alle nicht lösen von dem Gefühl eben an einer bestimmten Krankheit zu erkranken, wenn wir davon Näheres hören oder auch nur lesen. Garantiert hat man auch so ein Symptom an sich. Nur ein an einer somatoformen Störung Leidender, kann sich nicht mehr davon befreien, er wird das Gefühl einfach nicht mehr los.
Und jetzt zur Ursache: Somatoforme Störungen haben eine seelische Verursachung, die Psyche ist krank. Je nachdem wo nun bei dem einzelnen Menschen die "Achillesverse" ist, also wo er am leichtesten verletzbar ist, kann er eine Störform entwickeln. Entweder eine Angststörung, eine Depression, oder er verlagert seine Ängste auf die körperliche Ebene und entwickelt z.B. eine Hypochondrie. Verhaltensforscher sprechen auch von einem "sekundären Krankheitsgewinn" den solche Betroffene sich damit holen, also erhöhte Zuwendung. Aber Vorsicht, das sollte man nicht negativ sehen, denn die Seele dieses Menschen leidet, sie sucht Hilfe.
Bevor die Diagnose einer Somatoformen Störung gestellt werden darf, muss immer eine gründlichste körperliche Untersuchung stattfinden.
Gerade für Heilpraktiker ist es gut über diese psychische Krankheit Bescheid zu wissen, weil gerade solche Patienten die Heilpraxis aufsuchen, weil sie glauben bei den Ärzten gescheitert und missverstanden zu sein. Aber Achtung keine Diagnose ohne Ausschluss einer körperlichen Verursachung.
Mehr steht auch im Lehrheft Nr. 15 Psychische Erkrankungen.
Gerlinde Todt