meine Gedanken dazu: ja, es gab schon immer Stress. Aber ich denke, dass sich einiges gewandelt hat.
Ich sehe es - zumindest im Berufsleben - so: Es werden Stellen abgebaut oder Personen, die in Ruhestand gehen, werden nicht ersetzt - die Arbeit dieser Personen wird auf die verbliebenen Mitarbeiter umverteilt. Das heißt, nicht nur die Arbeit wird mehr - auch die Themen generell werden mehr. Ich habe vor ich glaube 2 Jahren einen interessanten Artikel gelesen - ich meine, es war im Spiegel. Da fand ich das Phänomen sehr gut erklärt:
früher hast Du eine Ausbildung gemacht und in diesem Bereich dann gearbeitet. z. B. war ein Buchhalter auch nur Buchhalter. Ein Bankangestellter am Schalter hat sich um Kontoeröffnungen und Auszahlungen gekümmert und alles, was das Konto angeht. Ein kaufmännischer Mitarbeiter hat z. B. Auftragssachbearbeitung gemacht. Doch wie schaut es heute aus?
Ein Buchhalter kümmert sich nicht nur um seinen Bereich sondern muss sich häufig auch mit Prüfern/ Steuern befassen - wofür es früher wiederum Spezialisten gab. Ein Bankangestellter hat die früheren Tätigkeiten heute nur noch als Tagesgeschäft nebenbei - und ist dem Druck ausgesetzt, Versicherungen oder Geldanlagen zu verkaufen. Und wird daran gemessen. Wenn er sein "Soll" nicht erfüllt hat, muss er sich dafür rechtfertigen. Ein kaufmännischer Sachbearbeiter ist heute teils die "eierlegende Wollmilchsau"... und muss nicht nur die Aufträge bearbeiten (also Angebot, Auftragsbestätigung, Bestellung, Terminnachverfolgung etc) - nein, häufig muss er auch noch neue Produkte seines Unternehmens verkaufen, Präsentationen erstellen und halten. Und in vielen Unternehmen ist es so, dass von den Mitarbeitern erwartet wird, dass sie im Urlaub ihre emails lesen und beantworten. Bei uns zum Glück nicht, aber ich kenne einige Personen, wo das ganz selbstverständlich ist. Ich könnte noch weiter ausholen und viele, viele Beispiele nennen - auch bei uns ist es so, dass zwar Tätigkeiten z. T. durch Automatisierung wegfallen - die hinzu kommenden neuen Aufgaben aber so komplex sind, dass Du nichts gewonnen hast. Bei uns ändern sich Prozesse inzwischen schon fast jährlich.
Auch Mütter/ Hausfrauen haben heute einen ganz anderen Druck als früher. Wenn ich das so mitbekomme, was die Kinder alles machen (müssen), wo sie hingefahren werden (müssen) - das Anspruchsdenken ist enorm. Und wenn Du nicht mithältst, werden die Kinder ausgegrenzt. Ich finde es erschreckend, was ich manchmal mitbekomme.
Hinzu kommt auch der Druck, den man sich selbst macht. Wir haben häufig erhöhte Ansprüche an uns selbst, an Perfektion - teils, weil es in uns selbst liegt und teils, weil es erwartet wird. Ich befürchte, dass es immer mehr Fälle geben wird, wo die Leute nicht rein körperlich krank sind sondern psychisch. Es ist ein Wechselspiel.
Und wie Sabine schreibt denke auch ich, dass es ein gesellschaftlicher Wandel ist und Lob, Anerkennung und auch Erholungsphasen zu kurz kommen. Daran etwas ändern kann man nur für sich im kleinen Rahmen und an der eigenen Einstellung - denn wie sagte einmal jemand zu mir: Dein Umfeld wird sich nicht ändern solange Du selbst Dich nicht änderst.
Monika