Anfang Juli kam ein Patient zu mir, “überwiesen” (also Empfehlung) von seinem Hausarzt, aufgrund seit ca. 20 Jahren bestehender Angstanfälle. Der Hausarzt war mit seinem Latein am Ende und meinte, es wäre angeraten, eine Psychotherapie zu beginnen. Zwischenzeitliche Klinikaufenthalte waren auch ohne anhaltenden Erfolg geblieben.
Der Patient kam also zum ersten Gespräch in die Praxis. Recht schweigsam, rutschte unruhig auf der Stuhlkante hin und her. Ihm wurden die Rahmenbedingungen erklärt (von Honorar bis Schweigepflicht etc. etc.), er hat grob über seine Ängste berichtet. Erst zögernd, dann doch recht flüssig. Alles in allem ein für den Anfang sehr nettes, freundliches, aber noch recht zurückhaltendes Gespräch (ich gehe beim ersten Treffen logischerweise nicht in die Tiefen der Seele!).
Er wurde im Laufe der Stunde auch etwas offener, ich hatte ein ganz gutes Gefühl. Habe ihm erklärt, wie eine Therapie in etwa abläuft und dass er in Ruhe entscheiden soll, ob er dazu bereit wäre.
Beim Verabschieden jedoch spürte ich schon instinktiv, dass ich ihn in der Praxis nicht wiedersehen werde.
Wie gesagt, es war ein beratendes Erstgespräch, keine Therapiesitzung.
Später erfuhr ich von seinem Hausarzt, dass er keine Therapie machen werde. O-Ton: Die “Therapie” in der Praxis, die Sie mir empfohlen haben” hat mir leider auch nichts gebracht, ich hatte schon wieder eine Panikattacke.

Ja, was soll man dazu sagen? Die Mundpropaganda in solchen Fällen ist natürlich nicht sehr positiv ….

Wie gehen die erfahrenen, praktizierenden HPPs mit dem Gefühl um, wenn Patienten nach einem einzigen Gespräch sagen “Ach, die/der hat mir auch nicht weitergeholfen”?
Schüttelt ihr das einfach ab nach dem Motto “wer nicht will, der hat schon”. Oder grübelt ihr nach, was IHR falsch gemacht haben könntet?
Solche Situationen werden ja Praxisalltag immer wieder auftauchen? Für einen HPP-Anfänger ist das natürlich frustrierend.
Gruß Kirsten