zu Frage 3:
du kannst das eine nicht vom anderen trennen, denn Agonist und Antagonist kontrahieren beim Opisthotonus gleichzeitig durch eine Tonuserhöung beider Anteile.
Normalerweise sind sie Gegenspieler, entweder ist der eine aktiv oder der andere Anteil. Dadurch werden Muskelbewegeungen möglich...
Der Opisthotonus entsteht auch nicht dadurch, dass etwas entlastet werden soll zur "Schmerzerleichterung", sondern ist eine Folge der Toxinwirkung wie z. B. des Tetanustoxins oder eben der Meningokokken, die sich an den Meningen bemerkbar macht. Die Muskeln können also gar nicht anders als zu krampfen, durch die gleichzeitige Kontraktion. Das sonst so ausgeglichene System von Acetylcholin mit seinen anregenden, sowie Glycin und GABA mit seinen hemmenden Einflüssen funktioniert also nicht mehr und es kommt zu sehr schmerzhaften Streckkrämpfen als eine Reaktion des Körpers auf die Toxinüberschwemmung.
Opisthotonus ist also keine Reaktion, die Schmerzerleichterung bewirkt, sondern es entstehen im Gegenteil gerade dadurch sehr starke Schmerzen bis hin zu Knochenfrakturen durch Opisthotonus, weil die Muskeln gerade der Toxinwirkung so ausgeliefert sind.
Das eigentliche Leitsymptom neben dem Meningismus sind bei den Meningokokken jedoch vor allem die eiskalten Extremitäten trotz des hohen Fiebers und gleichzeitig geröteter Haut in den ersten 4 bis 8 Stunden. Deshalb darf hier auch keinesfalls das Fieber etwa mit Wadenwickeln gesenkt werden und es ist sofort ohne Zeitverlust der Notruf zu tätigen.
Die positiven Meningismus-Zeichen wie Nackensteifigkeit usw... entwickeln sich erst ein paar Stunden später, da kann es unter Umständen schon zu spät für eine rechtzeitige Behandlung sein, obwohl die Krankheit mit massiven Kopfschmerzen und schwallartigem Erbrechen, sowie dem plötzlich hohen Fieber als ersten Anzeichen für Meningismus beginnen kann.
Der Ischiasnerv hat in so weit mit Meningismus nix zu tun, obwohl auch hier Lasegue positiv ist. Jedoch habe ich hier kein positives Kernig und Brudzinski-Zeichen, weil eben kein Meningismus und damit auch kein Befall der Meningen...
Ist die Rückenmarkshaut mit einbezogen spricht man von Meningomyelitis, bei Einbezug von Nerven von Meningoneuritis und des Parenchymns des Gehirns von Meningoenzephalitis, wie man dies z. B. bei der FSME und anderen finden kann. Beim Opisthotonus handelt es sich also vor allem um eine Meningomyelitis.
Differntiadiagnostisch ist bei Verdacht auf Ischialgie als Abgrenzung zu einer Nervenwurzelkompression (z. B. Bandscheibenvorfall) eine Kennmuskelprüfung, sowie Reflexprüfung und zugehörige Dermatomüberprüfung nach Feststellung des betreffenden Reflexsegments aufgrund der Reflexprüfung notwendig. Wenn Kennmuskel, Reflex, sowie zugehöriges Dermatom (Sensibilität) übereinstimmen in ihren Ausfällen liegt eine Nervenwurzelkompression vor. Stimmen die drei nicht überein an Ausfällen habe ich eine Reizung eines peripheren Nerven ohne Wurzelreizung. Der Kennmuskel für L 4 ist M. tibialis anterior den man mit einer Dorsalflexion des Fußes gegen Widerstand überprüft. Der zugehörige Reflex ist der Patellasehnenrelfex und anschließend überprüft man noch evtl. Sensiblitätsausfälle des entsprechenden Dermatoms.
Beim Ischias muss L 5 und S 1 überprüft werden. Kennmuskel für L 5 ist M. hallucis longis und für S 1 M. gastrognemicus et soleus. Beide betreffen den Ischiasnerv. ASR und PSR können abgeschwächt sein. Das umgekehrte Lasegue-Zeichen (= Moutard-Martin-Zeichen) ist ebenso positiv. Kommt es bei eíner Dorsalflexion des Fußes zu Schmerzen habe ich ein psoitives Bragard-Growers-Zeichen, was für eine Dehnung des Ischiasnerves spricht. Wichtig sind bei einer Ischialgie vor allem die Nervendruckpunkte im Verlauf eines Nervs, die sogenannten Valleixpunkte, die hier dann schmerzhaft sind.
Zu den beiden anderen Fragen: Lasegue und Kernig lassen sich nicht voneinander trennen. Denn: Kernig ist die reflektorische Antwort, also eine Auswirkung von Lasegue bei Meningismus. Was Meningismus betrifft treten also Laseque und Kernig zusammen auf und in der Folge ist auch ein positives Brudziniski-Zeichen zu erwarten. Denn sie alle sind Dehnungsschmerzen der Meningen.
Bei gleichzeitiger Hirndruckerhöhung wären dann noch das Leichtenstern-Zeichen sowie die Nervenaustrittspunkte am Foramen occipitale = Kehrer's pain reflex positiv.
Durch die Toxinwirkung des Erregers kann es daneben auch zu einer Nekrose der Nebbennieren und damit zu einer Addison-Krise kommen.
Lieber Gruß -
schwertfee