eine schöne DD-Aufgabe...
Was mir jedoch auffällt: Man kann prinzipiell nichts ausschließen. Dieses Wort sollte man komplett aus dem Vokabular streichen, denn es könnte dazu verführen Wichtiges zu übersehen. Besser ist zu sagen: Ich gehe davon aus.... Es ist anzunehmen dass... Aufgrund der Befunde, Symptomatik usw... ist es eher unwahrscheinlich dass....
Kein Arzt würde jemals etwas ausschließen, auch der AA nicht... ;-)
Was unbedingt zu berücksichtigen ist bei der DD der Lunge: Stimmfrenitus testen. Ist dieser deutlich positiv und verstärkt, deutet dies auf eine Infiltration sprich Pneumonie bzw. CA. Im Anschluss Bronchophonie (66 flüstern lassen). Ist diese deutlich hörbar, bestätigt dies den Verdacht auf eine Infiltration, auf der Seite des positiven Stimmfrenituses.
Bedenke dabei jeodch, das diese Untersuchungen nur bis zu einer Tiefe von 5 cm aussagekräftig sind. Doch unterhalb davon liefern sie zur Erstdiagnostik entscheidende Aussagen, deshalb so wichtig auch für den HP.
Außerdem ist zunächst eine vergleichende Perkussion der Lunge, die oft schon erste Hinweise liefert immer angezeigt. Die anschließende Auskultation der Lunge mit bronchialem Atmen bestätigt einen ersten Verdacht.
Fieber ist auch bei einem CA möglich und zwar subfebril. Lässt sich von einer TBC von der Symptomatik her nicht unterscheiden, erfahrene Ärzte erkennen die TBC an der dafür typischen Art des Hustens...
Denke auch immer vor allem in der Prüfung an das Nachfragen wann die letzte Keuchhusten-Impfung war.
Die Immunität bei Pertussis lässt bekanntlich nach 15 Jahren nach und meist sind es Omas und Opas oder andere Erwachsene, die dann ihre Enkel anstecken.
Wichtig hierbei die DD zu Adeno-Viren, die als typisches LS bei Befall des Respirationstraktes ebenso einen pertussisartigen Husten hervorrufen. Dieser ist dann allerdings nicht eitrig.
Eine Bronchopneumonie behandle ich als HP überhaupt nicht (Sorgfaltsplicht und verschreibungspflichtige Medis sind notwendig) sondern der Patient gehört so schnell wie möglich in die Klinik und braucht wie in diesem Fallbeispiel dringend AB. Werden diese zu spät gegeben, ist die Gefahr sehr groß, dass der Patient an der Lungenentzündung verstirbt.
Gerade für Erkrankungen mit Eiterbildung besteht aufgrund der verursachenden Erreger nach IfSG für den HP ein absolutes Behandlungsverbot, so z. B. auch für eine "harmlose" Sinusitiis!, außerdem besteht für viele Erreger die eine Bronchopneumonie auslösen, nach § 7 ebenfalls ein Behandlungsverbot. Da darf man nicht mal auch nur ein "bisschen" begleitend behandeln!!
Denke auch immer an die Möglichkeit dass ein Lungen-CA, vor allem das kleinzellige Bronchialcarcinom paraneoplastisch Hormone bildet. So kann z. B. eine Frau mit therapieresistentem Husten kommen und sagen, dass sie in letzter Zeit nicht mehr an die hohen Küchenschränke kommt, sprich sie hat deutliche Anzeichen für Osteoporose. Hier stehen im Vordergrund die Leitsymptome der Osteoporose. Doch der wahre Grund für ihre eigentlichen Beschwerden ist das kleinzellige Lungen-CA, aufgrund einer vermehrten paraneoplastischen PTH-Bildung. Also deshalb: Niemals irgendetwas ausschließen.... Das verführt wie schon gesagt dazu, wichtige Dinge zu übersehen, die unter Unständen für den Patienten fatal ausgehen können. Ist wie in der Homöopathie, wo das unscheinbarste Symptom genau dasjenige sein kann, das zum richtigen Similum führt.
Bester Gruß -
schwertfee