Nachdem ich mich so lange nicht gemeldet hab´und Ihr alle so lieb Interesse an meinem Befinden zeigt, erzähle ich Euch jetzt was:
Ich war auf dem Jakobsweg!!!
Die Diagnose der Ärztin - genau, wie Bernhard schon richtig vermutet - lautete "Burn Out", und sie bot mir an, mich dabei zu unterstützen, in die Klinik für "ausgebrannte Manager" in Prien zu kommen.
Am Anfang sagt man ja zu allem "ja", so auch ich. Aber ich habe sozusagen "meinen gesamten Müll "offengelegt, ich habe die Wohnung in Erlangen aufgegeben und jede Kiste einfach daheim dorthin gestellt, wo grad Platz war. Es sah fürchterlich aus, schlimmer als nach einem Umzug! Aber es hat mich nicht gestört!
Dann, irgendwann, fing ich an, die Speisekammer auszuräumen - das hab ich noch nie gemacht! Es hat mich sehr viel Kraft gekostet, obwohl sie nur 1,5 qm groß ist!
Das fiel mir auf, bei dem Burn Out: ich hatte überhaupt keine Kraft mehr, nicht einmal die Treppe kam ich richtig hoch!
Nachdem ich also Stück für Stück im Haus auf den Kopf gestellt habe, habe ich parallel dazu alles in mir innendrin "auf den Kopf gestellt", und dann sagte ich zur Ärztin: "Wissen Sie was? 6 Wochen krank zu sein ist ok, aber ich fühle mich so überhaupt nicht danach, mit einem Seelendoktor zu reden!" Ich hatte ein ganz komisches Gefühl bei der Vorstellung, in einer Klinik zu sein und dort einem vorgegebenen Ablauf folgen zu müssen. Das rief bei mir ein Gefühl des "Eingesperrtseins" hervor...
Und dann, ich weiß nicht, wieso, sagte ich: "Ich glaube, ich muss mich auf den Weg machen! Ich geh auf den Jakobsweg." Und dann traf ich meine Vorbereitungen, ich kaufte Bahnkarten, denn ich wollte "richtig ankommen" und auch wieder "richtig zurückkehren". Ich kaufte mir Regenjacke, -hose, -cape, Rucksack, lauter so Sachen halt, und dann rief ich meinen Chef an und sagte, dass ich 3 Wochen Urlaub wollte, weil ich glaube, der Jakobsweg ist gut für mich, nicht die Klinik! Und er sagte: "Leo, ich werde alles unterstützen, was Dir beim Gesundwerden hilft!"
Das fand ich gut, und so lief ich vom 8. bis zum 16. Mai ein Stück des Jakobsweges, von Saint-Jean-Pied-de-Port bis Estella - und ich fühle mich fantastisch!
Ich werde Euch noch was extra dazu schreiben, mit Bildern!
Und ich hab herausgekriegt: ich bin nicht die einzige, und: meine Zeit gehört nur mir, und ich bin Herrin darüber, und kein Wesen kann mir je dies nehmen, nur ich beeinflusse das!
Und wisst Ihr was? Ich werde jetzt bei jeder Gelegenheit laufen, es gibt auch in Deutschland Jakobswege, und meinen nach Santiago di Compostella mache ich bei jeder Gelegenheit weiter, bis ich am Meer in Finistere angekommen bin, und dann schmeiß ich meine Schuhe ins Meer!
Ich hatte keine Blasen, ich hatte keine Rückenschmerzen - ich hatte zuviel Gepäck, hab zweimal ein Päckchen heimgeschickt, ich hatte Füße-Weh, aber ich war rundum glücklich. Ich habe für mich gelernt:
1. auf dem Weg musst du einmal einem Fremden helfen, und du musst Dir von Fremden helfen lassen,
2. du musst dich einmal als Versager fühlen, und dann als Sieger,
3. du musst einmal den Tränen nahe sein und einmal aus vollem Herzen lachen,
4. und du musst richtig ankommen und auch richtig wieder gehen,
danach geht ALLES, und es ist völlíg wurscht, wie lange du gehst, wie oft, ob schnell oder langsam.
Nur auf sich zu hören, das hat mich größte Aufmerksamkeit gelehrt!
... jetzt hab ich doch aus Versehen schon auf den"Absendeknopf" gedrückt, aber ich glaube, der erste Bericht reicht mal...
Liebe Grüße, Leonora