In unserer sogenannten 1. Welt ist ja die „richtige“ Ernährung schon eine Ideologie und es erinnert mich mehr an Glaubenskriege. Leider spaltet so etwas Nahrhaftes immer mal wieder die Menschen.
Persönlich halte ich nicht viel von der DGE, da hier die Lebensmittelindustrie eine sogenannte Wertmarke namens Kalorie einsetzt, nur dass Industrieprodukte eine Berechtigung erhalten und uns vorgaukeln, dass sie mit Naturprodukten gleichzusetzen sind. Denn für mich lässt sich 1 kcal Industrienahrung nicht mit 1 kcal natürlichem Lebensmittel (z.B. frische Karotte aus einem Erdboden) gleichsetzen. Es ist ein himmelweiter Unterschied, den unsere Ärzte und Krankenhäuser täglich zu spüren bekommen. Für mich ist ein Supermarkt demzufolge auch das Vorzimmer des Arztes. Wie gesagt, meine ganz persönlich Meinung.
Wir haben hier leider unsere natürlichen Geruchs- und Geschmackssinne fast gänzlich verloren, wobei die Lebensmittelindustrie hier natürlich auch ganze Arbeit geleistet hat – indem ja auch nachgewiesener Maßen „Suchtmacher“ enthalten sind, dass wir auch ja wieder zum gleichen Produkt greifen bzw. wir verführt werden durch künstliche Gerüche, zuzugreifen. Da nehme ich mich nicht aus. Durch diesen Verlust wissen wir auch nicht mehr, was unser Körper benötigt, um gut zu funktionieren und dann tauchen am Horizont die Ideologien auf – viel Fett, kein Fett, gutes Fett, viel Eiweiß, böses Eiweiß, Kohlenhydrate – die am Ende noch dumm machen. Stellt sich einem nur die Frage, von was für Fetten – Kohlenhydraten – Eiweißen wir hier sprechen. Industriefetten wie die Transfettsäuren, denaturierten Eiweißen oder Zucker und Auszugsmehlen oder geht es hier um native Fette, Stärke und Vollgetreide? Ganz ehrlich, ich habe noch kein wirkliches Naturvolk beim zählen von Kalorien im Wald gesehen, geschweigen denn, dass sie diskutiert haben, ob für sie Fett, Eiweiß oder Kohlenhydrate das Beste sei. Wie haben sie es nur bis heute geschafft (kleiner Anfall von Ironie, man möge mir verzeihen :-) )?
Neben all dem fehlt mir noch ein ganz wesentlicher - evtl. sogar der wichtigste - Aspekt. Die Wertschätzung für die Nahrung. Ich war vor ca. 10 Jahren in einem Seminarhaus mit vegetarisch-makrobiotischer Kost. Und ich habe hier eine Erfahrung machen dürfen, die noch heute eine tiefe Dankbarkeit und Freude auslöst. Ich war dort ca. eine Woche und habe davor und auch danach nie wieder so gut gegessen, wie in diesem Haus. Ich habe meine Körper auf angenehme Weise nicht „gespürt“. Er war leicht, angenehm, der Geist war rege und frisch und ich hatte immer einen erholsamen Schlaf. Ich hatte tagsüber keine Ermüdungserscheinungen, sondern ein angenehmes wohliges Gefühl. Und dies wurde noch verstärkt, dass der Koch, der auch der Eigentümer des Hauses war, wirklich seine Nahrung und deren Verarbeitung geliebt hat. Er hat sich mit einer Freude um die Beschaffung der Nahrungsmittel mit vertrauenswürdigen Landwirten gekümmert, er stand mit viel Liebe und Dankbarkeit in der Küche und bereitete diese vor und richtete es an und als wir uns an den Tisch setzten, kredenzte er uns das Essen. Mit leuchtenden Augen erzählte er uns, was es gab und wie es zubereitet war. Und wir genossen das Essen langsam und aufmerksam. Das war unser Geschenk an den Koch. Auch in den Zen-Klöstern kennt man diese Kultur. In der Küche stehen nur die Mönche, die schon weit in der Bewusstseinsarbeit sind, da diese wissen, wie sehr das das Essen beeinflusst. Ein wütender Koch kocht halt anders wie einer, der dem Lebensmittel zugetan ist und um seinen Wert weiß – und dies hat auch Auswirkungen auf unseren Körper.
Und so ist jeder Mensch, jede Kultur anders. Wichtig ist nur, man wählt eine Nahrung, die nicht zum Arzt führt. Und das merkt man leider erst nach Jahren. Unser Mikrokosmos Körper ist ein wahres Wunderwerk. Und diesen gilt es zu achten, zu pflegen und respektieren.
LG Andrea