(07.06.2015, 16:42)schwertfee schrieb: Hej Mathias,
nun so ganz Off-Topic finde ich das Thema jetzt nicht, da dies ja unter anderem einer deiner Gründe dafür ist, einem Verband beizutreten oder nicht.
Und wenn, dann könnten diese besondern Fragestellungen, die sich durch die Diskussion ergeben haben ja auch als als eigener Thread von den Mods ausgelagert werden... Zumindest kenne ich das von anderen Foren so...
Das Einstiegsalter für den Beginn der Ausbildung herabsetzen auf 18: Mein klares Nein!
Denn: Es fehlt einfach an Lebenserfahrung. Wie will ich als 20-jährige/er z. B. einem 53-jährigen Patienten, vielleicht auch noch mit Suizidabsichten ernsthaft Tipps geben, weil bereits zum zweitenmal seine Ehe gescheitert ist? Heilung besteht eben nicht nur durch das Verfolgen bestimmter Therapiekonzepte sondern eben und gerade auch hauptsächlich im Beraten und Bewusstmachen im Hinblick auf bestimmte Lebensthematiken oder seine derzeitige Lebenssituation...
Ich denke nicht, dass z. B. 60- oder auch 70-jährige sich hier wirklich von 20-jährigen beraten lassen und diesen allen Ernstes "ernst" nehmen. Die Mehrzahl der Patienten, welche einen HP aufsuchen, sind jedoch überwiegend auch schon älter, gerade chronisch Erkrankte..
Ist man schon "reifer", hat man auch schon selbst manches "Tal" und die Untiefen durchquert... und weiß vielleicht auch gerade ganz genau, was der Patient gerade durchmacht, weil selbst oder ähnlich erlebt. Besonders wichtig finde ich dies, wenn man vorhat systemisch zu arbeiten oder auch im Rahmen einer begleitenden Krebstherapie, wo alle Famileienmitgleider idealerweise mit ins Boot geholt werden. Auch die Themen Tod und Sterben, Loslassen-Können usw... sind hier oft ganz wichtig.
Ich bin jetzt 48 Jahre alt. Ich habe sowohl Menschen sterben sehen als auch selbst geboren... Diiese Basics und das Wissen darum habe ich einfaach nicht mit Anfang 20... was ein realistisches Alter wäre, wenn die HP-Ausbildung z. B. 2 Jahre dauert.
Ich muss jedoch meiner Meinung nach auch schon innerlich gefestigt sein. Bei der Schriftlichen habe ich junge HPA's gesehen, die gingen weinend aus dem prüfungssaal? Wie will ich halten, tragen können, wenn ich selbst haltlos, nicht bleastbar bin?
Drei Prüflinge gleichzeitig in der Mündlichen und nur einer schafft's? Geht gar nicht...
Das artet dann darin aus, dass sich alle gegenseitig übertrumpfen wollen und das dient nicht der Sache... Ich war mal Teil eines Bewerbungsgespräches, da wurden auch alle Kandidaten gleichzeitig eingeladen. Ich war damals Berufsanfängerin. Die eine hatte schon 10 Jahre Berufserfahrung, die andere schon mal eine Leitungsfunktion usw...
Gott sei Dank hatte ich damals so viel eigenes Rückgrat und inneren Stolz, dass ich dieses böse Spiel nicht mitgemacht habe. Denn ich bin während des Gesrpächs aufgestanden und habe gesagt, dass ich es mir nun anders überlegt habe und bin mittend'rin gegangen...
HP-Schüler bereiten sich mit unendlicem Fleiß und einer Unmenge an Energieaufwand und Wissen im Kopf, teils neben Familie und Beruf für "ihre" Prüfung vor. Das will auch angemessen gewürdigt werden in einem Rahmen, der mir zeigt: "Ich sehe dich, du hast dich gut vorbereitet. Heute ist ein besonderer Tag, dein Tag... Heute wirst du Heilpraktikerin... Zeig' mir dein Wissen...".
Ich hatte eine Traumprüfung, meine Prüfung, mein Tag... Raum für mich, mich geben zu dürfen und zu können in meiner Art, in meiner Persönlichkeit, in meinem So-Geworden-Sein, in meiner individuellen Note...
Das geht nicht mit noch zwei anderen Prüflinge gleichzeitig im Raum... Das wäre auch nicht fair dem Prüfling gegenüber... Ich bin doch keine Nummer mit der Prüfungsnummer sowieso....
Also in München Land wird hier vom Prüfungsteam sehr viel wert darauf gelegt, wer da zur Tür hereinspaziert... Das ist sozusagen schon die "halbe Miete..." Wenn dann noch sonst alles passt... gut vorbereitet, gut gelernt, selbstsicheres Auftreten und den gewissen Biss und auch Fähigkeit...
Und wie lang wierd denn dann die mündliche Prüfung, wenn alle drei noch zusätzlich praktisch was machen sollen.... und die durchschnittliche Überpüfung schon zwischen 30 und 45 Minuten liegt... In München gab es auch schon mündlcihe Überpüfungen von 70 Minuten Dauer oder nur mit neurologischem Status allein...
Mindestens Realschulabschluss? Wieder Nein! Es gibt so viel fähige naturheilkundlich-bewanderte Menschen, die echt was d'rauf haben. Was für ein Nichtbeachtung von Talenten und Chancen auf Heilung für viele Betroffen wäre das, denn vielleicht hätte gerade Anna aus der Hauptschule Patient X mit ihrem breiten naturheilkundlichen Wissen helfen können.... Anna hatte aber früh geheiratet, 5 Kinder bekommen und nie die Chance ghabt die Mittlere Reife nachzuholen... Und ganz ehrlich gesagt wer die Schriftliche HP-Prüfung schafft, der hat's auch sonst d'rauf... (immerhin ein Wissensumfang angegleichen dem Hammerexamen für Ärzte...)
Verpflichtet werden einen Bestand zu übernehmen? Nö, warum? HP's arbeiten frei und unabhängig. Dazu gehört auch die Freiheit zu entscheiden, wie und auf welche Art und Weise ich meine Praxis gründen möchte... Eine bekannte HP von mir hatte mit ihrer Methode aus dem Stand heraus innerhalb von 3 Monaten ihrer Praxis voll und seitdem jeden Tag ungebrochen 10 Patienten. Sie ist einfach gut!
Der Erfolg hängt meinr Meinun g nach nicht davon ab, ob ich einen Bestand übernehmen kann, sondern welche Qualität meine Arbeit als HP hat und ob das Vertrauen, welches mir der Patient entgegenbringt, gehalten, sprich eingelöst werden kann...
Das Niveau gehört gehoben? Teils ja, aber dann auch richtig... Hin zu wirklich wichtigen praxisrelevanten Thematiken, und Entmüllen von teils Unsinnigem...
Kein Mensch muss alle Laborwerte auswendig wissen, Selbst Ärzte schauen da nach...
Hierzu ergänzend meine Gedanken, nur so am Rande...
Herzgruß -
schwertfee
Hallo schwertfee,
danke für deine Meinung.
Zum Thema Alter / Mindestalter: Ich akzeptiere und unterstütze deine Ansicht, dass Menschen, die Schweres überstanden haben, reifer sind. Die Ärzte gaben mir, als ich 18 war, noch 2 Stunden. Das werde ich nie vergessen. Da sind Probleme des Alltags doch nur ein Witz. Ich habe viele ältere Patienten und diese akzeptieren mich vollkommen und das obwohl ich erst 27 werde. Sicherlich verlassen viele junge HPAs weinend den Prüfungssaal - aber eben auch viele ältere.
Zum Thema mehrere Prüflinge: wie gesagt, die Methode wäre nicht neu - die gab es schon früher. Auch damals gab es Kritiker und Befürworter. Ich akzeptiere auch hier eine andere Meinung. Die Prüfungen waren dann aber auch nicht sehr viel länger (laut Prüfungsprotokollen).
Zum Thema Realschulabschluss: Ich habe Abitur und das Große Latinum. Daher bin ich (und das ist halt nun mal meine Meinung - ich bitte diese zumindest zu tolerieren) für junge Menschen, die nach ihrem Schulabschluss sich auf die HP-Überprüfung vorbereiten, weil ich finde, dass ich mit meiner Entscheidung zu 100% zufrieden und glücklich bin. Andere haben alles Mögliche studiert und gelernt und sind inzwischen sehr unglücklich - eine steht schon vor dem Burn-Out. Ich bin der Meinung, dass gute Abiturienten und Akademiker das Ansehen des Berufs des HPs erhöhen - meine Meinung. Das Ziel der Verbände ist doch das Ansehen des HPs zu steigern. Mich fragten damals viele, warum ich nicht Medizin studierte. Ganz einfach: es war eine Frage der Überzeugung und der Berufung. Ich bin stolz HP zu sein und ich möchte nur eines erreichen: das Ansehen der HPs zu steigern. Gegen Hauptschüler, die gute Therapeuten sind, habe ich selbstverständlich rein gar nichts. Aber wenn wir neben den Ärzten angesehen sein wollen, so sollten wir, meiner Meinung nach, die Voraussetzungen für den Beruf des HPs denen des Medizinstudiums immer mehr gleichsetzen - eigentlich müsste man dann ja sogar Abitur verlangen.
Bezüglich Bestand: ich möchte niemanden verpflichten, einen Bestand zu übernehmen - das geht ja gar nicht. Es ging nur darum, die Anzahl der Prüflinge, die keinen Bestand übernehmen, zu regulieren.
Zum letzten Punkt: Da gebe ich dir zu 100% Recht - Laborwerte auswendig zu lernen, ist völliger Schwachsinn.
Danke für deine Ansicht.
Viele Grüße
Mathias
P.S.: Es macht Freude mit dir zu diskutieren. Ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo zwischen unseren Meinungen.