14 Uhr, Prüfer: Amtsarzt Haug und HP Zieger
Vorweg möchte ich sagen, dass ich mit der Art der Fragestellung von Herrn Haug nicht so ganz klar kam. Ich verstehe im Nachhinein, dass er gerne praxisnahe Antworten hören wollte, das heißt gängige Krankheitsbilder als Bespiele und nicht unbedingt irgendwelche Ausnahmen oder seltenen Fälle. Ich hatte mich damit in meiner Aufregung teilweise in Situationen manövriert, die nicht so einfach waren. Trotzdem hatte ich immer das Gefühle, dass die Beiden mich unterstützen wollten.
Der Verlauf der Prüfung mag daher seltsam erscheinen. Ich habe versucht, hauptsächlich die Fragen wiederzugeben.
H.: „Erklären Sie mir mal, wie Sie eine Anamnese machen?“
Ich wollte gleich zu Beginn einen eventuellen Notfall abklären.
H.: „Macht das Sinn? Da hat ein Patient einen Termin bei Ihnen gemacht und das soll dann ein Notfall sein? Also, kein Notfall, weitermachen!“
Er legte besonderen Wert auf die Bezeichnungen aktuelle Anamnese, vegetative Anamnese , …
Beim Ersteindruck wollte er genau wissen, was ich den Patienten da frage.
Bei den W-Fragen der akt. Anamnese räumte er ein, dass es von den Beschwerden abhinge.
Als ich danach nach Infektionskrankheiten fragen wollte (ich wollte auf Streptokokkeninfekte raus), wurde er etwas heftiger. Was ich denn damit wolle? Weshalb frage ich einen Patienten, der vielleicht einen verstauchten Knöchel hat nach so was? Ich wollte rheumatisches Fieber und seine Folgen anbringen, doch er ließ mich nicht so richtig. Da sagte ich irgendwann verzweifelt, dass ich diesen Punkt in meiner Struktur hätte, weil ich ihn für wichtig halte und nicht vergessen wolle. Da ging die Anamnese weiter.
B-Symptomatik bei der veg. Anamnese. Er zog die Augenbrauen hoch. Ich kurz die Bedeutung der B-Symptomatik und direkt daran: „Natürlich, wenn es den Beschwerden gemäß Sinn macht (grins)!“ Der Arzt mir gegenüber lächelt fast.
Ich weiter im Schema. Bei der Familienanamnese manövriere ich mich zunächst in eine Sackgasse, indem ich auf seine Frage: „Wonach fragen Sie?“, Beispiele wie Mucoviszidose und Hämophilie als Stellvertreter für Erbkrankheiten nenne. Prompt: „Wie häufig kommt Hämophilie vor? Weshalb fragen Sie danach? Wieso kann es sein, dass Mucoviszidose bei dem Patienten völlig irrelevant ist?“
Er wollte einfach so etwas wie Herzkrankheiten, Diabetes oder Gicht hören.
Bei Herzkrankheiten ging es dann weiter.
Warum frage ich danach?
Wie kann ich in einer einfach eingerichteten Praxis das Herz untersuchen?
Was beschränkt mich hier? (Er wollte das Fehlen von TECHNIK hören)
Was kann ich im Blut untersuchen? Wonach suchen Sie?
Wann sind die herzspezifischen Enzyme erhöht?
Wir blieben irgendwann noch bei Glucose hängen.
Warum suchen Sie nach Glucose?
Um welchen Stoff geht es bei Hyperlipidämie?
Zwischendurch wollte er noch Pulspalpationsstellen in Bezug auf das Herz hören. Nach Radialis und Carotis….weiter? Ich führe noch als theoretische Möglichkeit Tibialis an, füge aber lachend hinzu, dass dies allerdings in Bezug auf das Herz nicht unbedingt Sinn mache. Er gibt mir Recht und fragt nach der Krankheit, bei der es Sinn machen würde.
Jetzt hat der Patient Durchfall. Was untersuchen Sie?
Er will genau wissen, warum ich palpiere, wonach ich bei der Auskultation suche und weshalb.
Wir landen beim Hämoccult Test. Er will genau wissen, wie das geht? Wer macht was? Wie wird der Stuhl transportiert? Wie geht es dann weiter? Wer schickt was wohin und warum? Was findet sich noch im Stuhl?
Kurzer Exkurs zum Pankreas. Wonach suchen Sie da? Wie heißen die Verdauungssekrete? Wo findet man die?
Dass es als Symptom „schaumigen“ Stuhl geben solle, war ihm völlig suspekt! Wiedermal verzweifelt betonte ich, dass ich diesen Begriff im Zusammenhang mit den Symptomen beim Stuhl so gelesen hätte.
Wieder zum Test. Wenn der positiv ist?
Ich: „Worauf?“
H.: „Blut“
Nun, die Antwort kennt ihr. Dann wird der Patient auf jeden Fall zum Arzt geschickt, weil…..
Herr Haug gibt an Herrn Zieger weiter.
Vom Blut im Stuhl zum Blut im Urin.
Z.: „Wie ist das mit Blut im Urin?“
Ich zähle ein paar Ursachen auf (ohne Struktur….). Bei roter Beete sagt er, die färbe den Stuhl, nicht den Urin! Ich komme auf Eisengabe oral zu sprechen, da ich im Kopf immer noch beim Stuhl bin. Auch das färbt nur den Stuhl!
Dann macht es klick und ich zähle prä-, renal und postrenale Ursachen auf.
Z.: Was können Sie generell im Urin finden? Wie testen Sie das?
Z.: „Sie haben Patient mit Zystitis. Was finden Sie im Urin?“
Z.: „Was sind Entzündungszeichen im Urin? Sind Sie sicher, dass Proteine Entzündungszeichen im Urin sind?
Z.: „ Patient mit Zystitis. Was tun Sie?“
Als ich ansetzte, dass der Patient viel trinken sollte, zieht er die Augenbrauen hoch. Ich erkläre, dass ich von dem dreitägigen Zeitfenster wüsste, in welchem sich eine Zystitis verbessern sollte aufgrund von entsprechenden Maßnahmen, ansonsten werde der Patient zum Arzt geschickt…Er nickt.
Warum? Medikamente!
Warum Medis? Wer stellt die Erreger fest?
Wer verschreibt die Medikamente?
Warum nicht der HP?
Wo steht das?
Nach 35 Minuten werde ich aus dem Zimmer geschickt. Nach ein paar Sekunden wieder rein….Herr Haug fand die Leistung insgesamt ordentlich und gratuliert mir.
Ich komme mir vor als sein ein ICE durch meinen Kopf gerauscht und bin einfach nur erleichtert!
Ich danke allen, die zum Gelingen dieser Prüfung beigetragen haben und wünsche allen, die noch vor der Prüfung stehen viiiiel Glück, gute Nerven, die passenden Prüfer und den inneren roten Faden.
Susanne Sidi Yacoub
Dezember 2015