Mit dieser palliativen (antipathischen, enantiopathischen) Methode, seit 17 Jahrhunderten, nach Galen's Lehre: contraria contrariis eingeführt, konnten die bisherigen Aerzte das Vertrauen des Kanken noch am gewissesten zu gewinnen hoffen, indem sie ihn mit fast augenblicklicher Besserung täuschten. Wie unhülfreich aber im Grunde und wie schädlich diese Behandlungs-Art (in nicht sehr schnell verlaufenden Krankheiten) ist, werden wir aus Folgendem ersehen. Zwar ist sie noch das Einzige in der Cur-Art der Allöopathen, was offenbaren Bezug auf einen Theil der Symptome der natürlichen Krankheit hat - aber, welchen Bezug! Wahrlich nur einen umgekehrten, welcher, wenn man den chronisch Kranken nicht täuschen, seiner nicht spotten will, sorgfältig vermieden werden sollte 1).
1) Man möchte gern ein dritte Anwendung der Arzneien gegen Krankheit durch Isopathie, wie man sie nennt, erschaffen, nämlich mit gleichem Miasm eine gleiche vorhandne Krankheit heilen. Aber, gesetzt auch, man vermöchte dieß, so würde, da sie das Miasm nur hoch potenzirt, und folglich, verändert dem Kranken reicht, sie dennoch nur durch ein, dem Simillimo entgegen gesetztes Simillimum die Heilung bewirken.
Dieß Heilen Wollen aber durch eine ganz gleiche Krankheits-Potenz (per idem) widerspricht allem gesunden Menschen-Verstande und daher auch aller Erfahrung. Denen, welche zuerst die sogenannte Isopathie zur Sprache brachten, schwebte vermuthtlich die Wohlthat vor Augen, welche die Menschheit durch Anwendung der Kuhpocken-Einimpfung erfuhr, daß dadurch der Eingeimpfte von aller künftigen Menschenpocken-Ansteckung frei erhalten, und gleichsam schon im voraus von letzterer geheilt ward. Aber beide, die Kuhpocken wie die Menschenpocke, sind nur sehr ähnliche, auf keine Weise ganz dieselbe Krankheit; sie sind in vieler Hinsicht von einander abweichend, namentlich auch durch den schnellern Verlauf und die Gelindigkeit der Kuhpocken, vorzüglich aber dadurch, daß diese nie durch ihre Nähe den Menschen anstecken, und so durch die allgemeine Verbreitung ihrer Einimpfung allen Epidemien jener tödlichen, fürchterlichen Menschenpocken dergestalt ein Ende gemacht haben, daß die jetzige Generation gar keine anschauliche Vorstellung von jener ehemaligen scheußlichen Menschenpocken-Pest mehr hat. So werden allerdings auch ferner einige, den Thieren eigne Krankheiten uns Arznei- und Heil-Potenzen für sehr ähnliche, wichtige Menschen-Krankheiten darreichen, und demnach unsern homöopathischen Arznei-Vorrath glücklich ergänzen. Aber mit einem menschlichen Krankheitsstoffe (z.B. einem Psorikum von Menschen-Krätze genomnen, gleiche menschliche Krankheit, Menschen-Krätze oder davon entstandene Uebel) heilen wollen - das sei fern! Es erfolgt nichts davon als Unheil und Verschlimmerung der Krankheit!
http://www.homeoint.org/books4/organon/index.htm
Die gegensätzliche Methode hilft dem Kranken schnell und gewinnt deshalb dessen Vertrauen. Diese Kurart nimmt zwar Bezug auf einen Teil der Symptome, behandelt nun aber mit gegensätzlichen Arzneien und ist deshalb schädlcih für den Patienten. Warum wird später erklärt.
Die Isopathie behandelt Krankheiten mit denselbigen. Potenziert sind sie noch stärker und bewirken nur eine Verschlechterung der eigentlichen Krankheit. Hahnemann vermutet, auf diese Idee kam man wohl, weil die Kuh-Pocken gegen die Menschen-Pocken geimpft wurde, jedoch sind dies nur ähnliche Krankheiten und nicht genau die selben.
Ein Unheil an, das seine Herkunft schändet.
William Shakespeare
Patenkind von Andrea Rapp
Patin von Manuela und Tilly