Ach, es ist so verdammt einfach, die Welt blöd zu finden. Die Bahn hat schon wieder Verspätung, der Kaffee ist absurd teuer. Und was hat der Typ bloß für ein unmögliches Hemd an! Es gibt nicht wenige Leute, die sich glücklich jeden Tag versauen, indem sie diese schmaläugigen Blicke auf ihre Umwelt werfen, auf der Lauer nach Dingen, die sie ärgern könnten. Das Wetter, das plärrende Kind - nervig.
Wir leben in einer Kritikgesellschaft. Bereits in der Schule geht`s darum, Fehler anzustreichen: Nicht das Gelingen wird belohnt, sondern das Scheitern bestraft. Läuft was gut, scheint das nicht der Rede wert. Oder wie der Psychiater Fritz Simon sagt: "Nicht geschimpft ist gelobt genug."
Das es auch anders geht, habe ich gelernt, als ich für ein paar Monate nach Brooklyn zog. Die New Yorker sind Meister der Komplimente im Vorübergehen. "Great pedicure, Honey", sagt eine Frau beim Blick auf meine Füße und ist schon um die nächste Ecke verschwunden. "Excellent choice", meint der Buchhändler, wenn ich ihm den neuen Ian McEwan auf den Kassentisch lege.
Dieses dauernde Loben war für mich zuerst ein Schock, die klassische deutsche Reaktion ein misstrauisches "Was wollen die von mir?". Antwort :NICHTS. Die sagen nur, was ihnen gefällt. Und das macht allen gute Laune: Die, denen was Schönes auffällt, freuen sich, die, denen es gesagt wird, noch viel mehr.
Text stammt aus "Der andere Advent" einem wunderbaren Adventskalender von Andere Zeiten e.V.
Der Eine oder Andere fragt sich jetzt vielleicht...und jetzt....was soll das...?
Mich hat der Text heute Früh richtig mitgerissen. Ich hab ihn immer wieder gelesen und gelesen und gelesen und ge.......und dann habe ich gedacht, daß ist so genial einfach. Einfache Dinge sind ganz einfach weiterzugeben, daher kam mir die Idee diese Geschichte hier zu teilen.....aber ganz ehrlich.....ich wollte auch eine Lernpause einlegen.....
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Alles Liebe und Gute,
glg Anna