(02.08.2010, 13:06)Kerstin schrieb: Ich verstehe es im Skript so, dass überhaupt kein Sauerstoff gegeben werden darf.
Ich kopier mal hier rein (hoffe, ich darf das...) :
Stellen Sie sich vor, Sie haben einen bläulich verfärbten (zyanotischen) Patienten vor sich, der unter einer schweren Lungenerkrankung leidet. Angenommen, dieser bekommt einen Anfall von Atemnot und Sie würden ihm als Erste-Hilfe-Maßnahme konzentrierten Sauerstoff zum Einatmen geben. In diesem Fall könnte es passieren, dass bei ihm der Atemantrieb aussetzt und es zum Atemstillstand kommt. Grund dafür ist, dass dieser Mensch seinen Atemantrieb aus dem Sauerstoffmangel im Blut bezogen hat. Wird nun sein Blut mit einem Schlag mit O2 angereichert, so fällt sein Atemantrieb weg.
Liebe Kerstin,
in der Praxis ist es so, dass diese Fälle in denen es tatsächlich zu einem Atemstillstand kam, äußerst selten sind (eine Rarität!). Trotzdem besteht natürlich die Möglichkeit, eine sog. Restrisiko wie Thorsten schreibt.
Eine wichtige Unterscheidung ist, ob es eine akute Zyanose infolge eines aktuellen Sauerstoffmangels ist, denn dann stellt die Sauerstoffgabe ja eh keine Gefahr dar.
Es dreht sich nur um die Fälle mit chronischer und schwerer Zyanose.
Im Notfall muss das Risiko in jedem einzelnen Fall abgeschätzt werden. Hast Du einen Patienten mit Atemnot und chronischer schwerer Zyanose, es besteht aber keine akute Lebensgefahr, dann wartest Du auf den Notarzt. Er soll dann den Sauerstoff geben.
Siehst Du, dass der Patient stirbt, gibtst Du Sauerstoff. Mein Lehrer sagte für diese Fälle immer: Toter als to kann man nicht werden. Wenn er also tatsächlich dabei ist zu sterben, wo liegt dann noch das Risiko?