(11.06.2018, 08:17)sunnyeve schrieb: Huhu,
sorry, dass ich erst jetzt antworte, ich war länger nicht mehr im Forum aktiv.
Meiner Erfahrung nach ist es so, dass es sich am Anfang vielleicht unauthentisch anfühlt wenn ich im Negativen nach Positivem suche, aber inzwischen ist es mir so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es sich für mich gut und richtig anfühlt.
Das bedeutet nicht, dass ich negative Gefühle nicht mehr zulasse. Es geht hier eher um kleine Alltagssituationen, in denen ich mich auf das positive konzentriere. Meiner Meinung nach stärkt es meine Resilienz wenn ich mich nicht mehr über jede Kleinigkeit aufrege, weil ich positives sehen kann. Wenn sich meine Tage wertvoll anfühlen weil ich den Fokus auf das lege, was gut gelaufen ist und nicht auf das was schlecht läuft.
Das heißt nicht, dass man nicht auch mal wütend sein darf oder total traurig, manchmal ist das Fass voll und es muss einfach raus. Doch bis es soweit kommt dauert es nun länger. Und mir geht es besser damit.
Ich verstehe auch deinen Ansatz, wenn du sagst: auch negative Gefühle wollen erlebt werden.
Allerdings war es bei mir bisher so, dass diese negativen Gefühle viel mehr Bedeutung bekommen haben und viel mehr Raum eingenommen haben als die positiven, und das hat sich nun verändert.
Ich hoffe es ist nun etwas verständlicher geworden
Hallo liebe Sunnyeve,
vielen Dank für Deine Nachricht und die Erklärung. Ich glaube, jetzt habe ich dich etwas besser verstanden. Ich war doch zu sehr auf dein Wort "Krisensituation" und deinen anderen Beitrag geprägt und da haben bei mir gleich die "Verdrängungs"-Alarmglocken geläutet...
Also das klingt doch sehr gut! Du stärkst und vernetzt Deine neuronalen Nervenbahnen zum Positiven -- so würde es Savina sicherlich sagen ;-). Ich denke, du machst es total richtig. Im Alltag positiv sehen, anstatt die alten Schallplatten laufen zu lassen, macht manchmal schon einen großen Unterschied. Oft ist man ja wirklich ganz schön eingefahren in seiner negativen Sichtweise.
Und wie du sagst, das eine schließt das andere nicht aus. Man kann in schwierigen Situationen etwas Positives sehen (manchmal auch erst im Nachhinein) und trotzdem seine Gefühle leben.
Es ist sehr spannend, wie jeder Einzelne das alles erlebt!
Hier mal ein Bsp. aus meinem Leben: Ich ertappte mich z.B. immer wieder dabei, wie ich negative Gefühle nicht haben wollte, sie innerlich ablehnte und einfach nur ungestört mit meinem Alltag weiter machen wollte. So gab es unbewusst viele Strategien, diese Gefühle zu übertünchen oder mich abzulenken. Und das machte sie nicht besser. Irgendwann kam alles immer wieder an die Oberfläche und störte noch mehr. Erst seitdem ich meine Gefühle und Empfindungen sehr liebevoll betrachte und ihnen wirklich erlaube, einfach da zu sein, gehen sie auch von selbst in ihrem eigenen Tempo weg. Ähnliches höre ich auch immer wieder von den anderen Teilnehmern meines Achtsamkeitskurses.
Auch bei Entspannungsübungen... Wenn ich merke, dass ich aufgeregt bin und dann eine Übung anwende, entsteht bei mir genau das Gegenteil... Ich fange an zu kämpfen... möchte dann endlich entspannt sein und wundere mich, warum diese Übungen auch nach langem Üben nicht richtig wirken. Da mag natürlich jeder anders sein und auch anders darauf ansprechen. Mir geht es meist erst besser, wenn ich auch zulasse, dass ich gerade z.B. gestresst bin und mir die Zeit nehme, das Geschehen achtsam im Körper wahrzunehmen anstatt z.B. die Atmung zu kontrollieren oder an einen "sicheren" Ort zu reisen.
So, jetzt hab ich auch mal aus meinem Nähkästchen geplaudert;-)
Vielleicht hat ja jemand ähnliche oder ganz andere Erfahrungen gemacht?
Herzliche Grüße,
Marie