(13.05.2019, 20:25)Cordel schrieb: Hallo Lisa,
eventuell kann ich das ganze noch an einem persönlichem Beispiel ein bisschen besser verdeutlichen:
Ich hatte rückblickend gefühlt zuerst sich schleichend einstellende Rückenschmerzen. Diese entwickelten sich im Laufe der Zeit (wenige Monate) so schmerzhaft, dass ich irgendwann nicht mehr in der Lage war, meine Socken eigenständig anzuziehen, Schuhe zuzubinden oder mich nachts im Bett umzudrehen, ohne dabei vor Schmerzen wach zu werden. Ich bin zeitweise auf allen Vieren durch die Wohnung gekrochen. Es war schlimm. Ich war natürlich fest der Überzeugung, dass dem Ganzen etwas Organisches zugrunde liegen muss. Ich bin ja schließlich selbstbewusst und eine starke Frau - Hallo? Mich wirft doch nichts so schnell um.
MRT, Röntgen, Blutuntersuchung, etc. - alles ohne einen Befund, was diese ausgeprägten Schmerzen erklären würde.
Bei der sich anschließenden Physiotherapie ist man fast an mir verzweifelt, weil sich einfach keine Besserung einstellen wollte. Mein Körper hat irgendwann sogar bei Berührungen (Faszien am Oberschenkel ausstreichen) sofort mit dem Ausbruch von kaltem Schweiß am Rücken reagiert - obwohl weder ein Bandscheibenvorfall, eine ausgeprägte Arthrose oder Osteoporose o.ä. vorlag. Auch eine Akupunktur brachte keinerlei Besserung.
Eine der Physiotherapeuten hat mich dann zu einem Schmerzzentrum geschickt, um medikamentös die Behandlung zu unterstützen und meine Hausärztin überwies mich zu einer Psychologin. Beides war rückblickend sehr weise und richtig. Ich wurde unter anderem ein Jahr lang medikamentös behandelt, was es mir ermöglichte, irgendwann wieder meine Socken selbstständig anziehen zu können und halbwegs schmerzbefreit mit Übungen meine Mobilität wieder herzustellen.
Heute - 3 Jahre danach - bin ich halbwegs schmerzfrei, zumindest was den Rücken angeht. Es war - ist immer noch und wird es vermutlich auch bleiben - ein langer Weg, damit es so bleibt. Denn, da machen wir uns mal nix vor, der Körper sucht sich Wege, sich auszudrücken. Ich bin immer noch oder immer wieder in Behandlung.
Die Ursachen in meinem Fall sind vielfältig und rein psychisch (psychogen?) - so weiß ich heute. Auch wenn mir organisch lieber wäre, denn da müsste ich mich ja nicht mir mir beschäftigen...
Vielleicht - um einige der Ursachen zu nennen und damit ihr das Ganze etwas besser einordnen könnt: Ein mir sehr nahestehender Mensch hatte sich das Leben genommen und ich habe mich schuldig gefühlt. In dem Job, in dem ich mich damals befand (Großraumbüro, mein Chef saß mir physisch im Rücken), war ich sehr unglücklich. Ich befand mich über mehrere Jahre in einer Beziehung die keine Beziehung war und hatte einen extremeren Ortswechsel hinter mir sowie eine Scheidung zu verarbeiten (die eigentlich sogar sehr harmonisch ablief...)
Aber sowas haut doch mich nicht um - ich bin ja eine starke Frau! ;-)
Ich hoffe, meine Geschichte zählt zur Somatisierungsstörung und ich habe hier nicht alle mit meinem persönlichen Beispiel verwirrt.
Vielen Dank, Cordel, dafür, dass Du uns an deinem bisherigen Lebensweg so plastisch teilhaben lässt, wodurch für uns vieles verständlicher und einprägsamer wird. Ich wünsche dir alles Gute, wir sind ja auf dem "richtigen" Weg :-)