Sich zu verschließen ist in gewissem Sinne eine natürliche Reaktion. Wenn mir die Welt zu viel ist, wenn zu viel um mich herum passiert. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich nicht sofort alles verarbeiten und verdauen kann, was mit mir passiert, dann verschließe ich mich. Es ist auch natürlich z.B. in der Gesellschaft von neuen, mir noch fremden Menschen verschlossen zu sein. Nicht jeder Mensch kann sofot mit fremden Menschen Kontakt schließen. Wir sind alle verschieden und Verschlossenheit ist meist auch ein Zeichen von einer hohen Feinfühligkeit, die sich dahinter verbirgt.
Natürlich sollten wir aber dann auch danach trachten an unserer Verschlossenheit zu arbeiten und uns allmählich für die Dinge und vor allem uns für unsere eigenen Emotionen zu öffnen. Spirituelle Arbeit ist primär Arbeit mit Emotionen.
"Unterdrücken" ist etwas, was ich tue. Es ist eine aktive Handlung. Egal aus welcher Motivation heraus. "Verschließen" kann eine erste, mitunter natürliche Reaktion sein, während um Gefühle oder Wahrheiten in uns zu Unterdrücken, dafür muss ich eine Handlung setzen. Es ist also schon eine "Reaktion auf eine Reaktion" - in dem Sinne, dass bevor ich etwas in mir Unterdrücke, ich ja schon unter einem bestimmten Umstand meines Lebens leide.
Auch "Unterdrücken" kann ein natürlicher Schutzmechanismus meines spirituellen Wesens sein. Denn durch das "Unterdrücken" gewinne ich Zeit, ebenso, wie beim "Verschließen". Doch "unterdrückte" Wahrheiten in uns sind meist schwieriger zu Lösen, als wenn wir uns "verschließen". Denn eine Verschliessung kann meist dadurch gelöst werden, dass man der betroffenen Person Sicherheit gibt, bzw. sie mit diesem Thema der Sicherheit und Geborgenheit in sich arbeiten lässt.
"Unterdrückte" Themen haben meist einen mehr intellektuelleren, geistigen Charakter. Für "unterdrückte" Wahrheiten haben wir meist sehr viele Erklärungen parat, warum wir dieser oder jener Überzeugung sind, etc. Um "Unterdrückte" Inhalte zu lösen, arbeitet man eher auf der geistigen Ebene, in dem man den Klienten, bzw. die betreffende Person bis ans Ende ihrer Erklärungen gehen lässt, mit ihr sozusagen mitgeht und "mit-denkt", damit sie nach und nach merkt, dass ihr die Argumente ausgehen. Sehr wichtig ist hier aber, dass die Person im Anschluss keine Schuldgefühle bekommte, für die bisherige "Unterdrückung". Weder wir noch der Klient sollte ein Urteil über die bisherige Handlungsweise fällen, wir sollten einfach nur gemeinsam sehen, dass diese "Unterdrückung" nur ein Spiel auf Zeit war. Wenn wir diese Dynamik in seiner Ganzheit annehmen, dann können sich "unterdrückte" Wahrheiten oder Gefühle auflösen bzw. öffnen.
Ich hoffe, ich konnte meine Gedanken klar darlegen. Was denkt Ihr über diese beiden Begriffe?