Vergangene Woche hatten wir diese Frage in unserem Arbeitskreis ergründet und ich wollte gerne nochmals diesen Gedankengang hier aufgreifen und ein wenig weiter ergründen.
Aus spiritueller Sicht wird uns in dem Augenblick unseres Todes Sein und Nicht-Sein gleichermaßen bewusst. Was bedeutet das? Im Laufe unseres Lebens erhalten wir mal mehr, mal weniger Aufmerksamkeit von unserer Umgebung. Wir verbringen manchmal Zeiten ganz allein, dann wieder in Gesellschaft. Waren wir eine Zeit lang alleine, sehnen wir uns nach Gesellschaft. Haben wir längere Zeit im Kreise von Freunden oder unserer Familie verbracht, sehnen wir uns manchmal ein wenig alleine zu sein. Im Augenblick des Todes verschwindet diese Trennlinie. Im Tode sind wir nicht unbedingt einsam, aber auch nicht mehr in gewohnter Form in der Gesellschaft unserer Mitmenschen. Wir nehmen alles gleichzeitig wahr: Sein und Nicht-Sein, Alleinsein und Gemeinsam-Sein. Wir erkennen im Augenblick des Todes, dass alle Menschen, die uns je begegneten auf eine innige Weise mit uns verbunden waren. Selbst alle flüchtigen Begegnungen. Wir verstehen, dass jeder Mensch wie mit einer Silberschnur mit uns verbunden war. Wir sagen oft gerne, dass der Andere uns einen Spiegel vorhält. Im Augenblick des Todes wird uns bewusst, dass jeder Mensch eine Spiegelung meiner Selbst war und ich gleichzeitig eine Spiegelung seiner Selbst gewesen war. Und dass sein "Selbst" und mein "Selbst" nicht unbedingt zwei einander fremde Atome in einem unpersönlichen Universum waren, sondern, dass wir in gewissem Sinne auseinander geboren wurden, dass wir in unseren Begegnungen eins waren.
Dies mag aufs Erste vielleicht ein wenig mystisch und fremd klingen, aber ich lade Euch ein, kurz die Augen zu schließen und Euch vorzustellen, wie sich dies wohl anfühlen würde. Wahrscheinlich gar nicht so fremd, oder?
Wenn wir beginnen unser Leben mit mehr Aufmerksamkeit und Feinfühligkeit zu leben, werden wir merken, wie jeder Mensch gewisse Eigenschaften von uns verstärkt, andere schwächt. Und so ist auch jede unserer zwischenmenschlichen Begegnungen eine Art Prüfstein, jede Begegnung wirft Licht auf unsere guten Seiten, aber auch unsere Schattenseiten. Jeder Mensch ist also ein Geschenk, ein Teil jener höheren Führung, die in jedem Augenblick unseres Lebens waltet und uns zu unserem höheren, lichtvolleren und schönerem Selbst führt. Im Augenblick des Todes erleben wir die Vollständigkeit unseres eigenen Wesens, welches jedoch gleichzeitig eins ist mit allen anderen Wesen, denen wir je begegnet waren, welches eins ist mit dem Universum.
Heute ist Vollmond, dies ist auch eine gute Gelegenheit heute Abend zu meditieren. Das wäre ein guter Abend eine kleine Meditation zu machen, in welcher Ihr Euch mutig in Euer eigenes Wesen versenkt und Euch vorstellt, wie sich der Augenblick des Todes wohl für Euch anfühlen wird. Seid mutig und erkundet es für Euch selbst. Je mutiger Ihr jetzt seid, desto weniger Angst müsst Ihr vor dem Unausweichlichen haben und mit desto mehr Licht und Kraft könnt Ihr Euer Leben jetzt leben.
Ich wünsche Euch ein schönes, meditatives Wochenende!
Liebe Grüße,
Attila