Ein Motiv, welches immer wieder auftaucht und mich fasziniert hat, ist das Motiv des "nicht zu sehr auf sich selbst achtens". Die Idee ist hier wohl die, wenn ich sehr bewusst bin und sehr genau darauf achte, was gerade mit mir ist, lassen sich leichter Ängste entwickeln. Ich stelle mir das Ganze so vor, als würde ich zu einem ersten Date, einer Prüfungssituation, einem Vorstellungsgespräch oder ähnlichem gehen. Mir ist es in solchen Momenten schonmal passiert, dass ich dann meinen gedanklichen Fokus sehr stark auf das gelenkt habe, wie ich gehe, wie ich stehe, wie ich rede, lache, atme und besonders natürlich auch, was ich von mir gebe. Meine Erfahrung ist, dass dies eine Erfahrung ist die viele Menschen hin und wieder in ihrem Leben machen und die du, vielleicht auch schonmal gemacht hast?
Ähnlich einer Person, die an Hypochondrie leidet und ständig Angst hat, sie könne eine schreckliche Krankheit haben, kann dies dann dazu führen, dass jede Bewegung und jegliches Gefühl übersteigert (da sehr bewusst) wahrgenommen und bewertet wird. Dies wiederrum hat dann häufig zur Konsequenz, dass unsere eigentliche, natürliche, authentische Eleganz uns abhandenkommt und wir uns in ein brabbelndes, ungelenkes Wesen verwandeln.
Was hat das nun mit dem Sinn des Lebens zu tun? In der Logotherapie wird, so wie ich es verstehe, davon ausgegangen, dass Sinnerleben nicht im Fokus auf sich selbst und die eigenen Bedürfnisse, sondern vielmehr im Dasein für andere generiert wird. Elisabeth Lukas spricht davon, dass Menschen besonders dann Sinn erleben und erfahren, wenn sie sich selbst verströmen in der Hingabe an einen höheren Zweck bzw. für andere.
Dies gesagt, gibt es natürlich eine wichtige Einschränkung, die vollkommene, selbstvergessene Hingabe und Auflösung kann schnell zu Burnout-Symptomatik führen, weshalb es hier um eine ständigen Balance-Prozess geht.
Persönlich kann ich an dieses Gefühl des „Verströmen“ sehr gut anknüpfen und empfinde es als eine sehr treffende Beschreibung. Ich erlebe es in meiner Arbeit (in Seminaren und in meiner Praxis) regelmäßig und erlebe es immer wieder als sehr erhebend und kraftspendend.
Und was hat das jetzt alles mit Hypnose zu tun?
Heilsame Hypnose wird häufig so erklärt, dass es sich hierbei um eine Veränderung des Fokus handelt (z.B. statt auf das Gefühl von Angst und Panik zu fokussieren, fokussieren wir auf etwas, was wir mit Sicherheit und Entspannung verbinden). Auch die Verlagerung des Fokus nach außen (in diesem Fall auf ein höheres Ziel, bzw. andere Menschen), ist nicht unbekannt.
Trance wird dabei grundsätzlich verstanden als eine starke Fokussierung auf ein Erleben (z.B. auf das Gefühl der Angst), damit wäre das was Frankl als „Hyperreflexion“ bezeichnet, eine Form der Problemtrance.
Schließlich ist da die unbedingte liebevolle Haltung zur Welt und zum Menschen, die E. Lukas als Verströmen bezeichnet, was ich in der Hypno-Sprache mit einem intensiven Rapport übersetzen würde.
Es gäbe sicher noch viel mehr, was ich zu diesem faszinierenden Thema schreiben könnte, aber ich will es hierbei erstmal belassen und würde mich freuen, euch zu spontanen Reaktionen einladen zu dürfen. Ich habe hier mal einige Impulsfragen aufgeschrieben, die vielleicht hilfreich sein können.
Impulsfragen:
Kannst du mit diesen Ideen etwas anfangen / lösen sie etwas in dir aus? Würdest du widersprechen? Wo / wann erlebst du dich als jemand der sich selbst „verströmt“? Was macht diese Erfahrung mit dir? Wenn du könntest, würdest du dieses Gefühl mehr in deinem Leben integrieren? Wie könnte dir das gelingen?