Lieber Attila
Ein weiterer Traum-Deutungsversuch.
27. Traum (08.02.2023)
Ich befinde mich in einem Wohnzimmer eines Bauernhauses. Ein grosser, fast schwarzer Holztisch steht mitten im Wohnzimmer. Es stehen nur vier Holzstühle um den Tisch verteilt. Der Fussboden ist von einem dicken Spannteppich bedeckt. Ich halte eine kostbare Teetasse aus sehr dünnem Porzellan in beiden Händen. Die Tasse ist cremefarben und aussen mit einem Blumenmotiv verziert, jedoch ohne Henkel. Die Tasse gleitet mir aus unerfindlichen Gründen aus den Händen und fällt zu Boden. Ich halte entsetzt den Atem an. Da der Teppich sehr dick und weich ist, bleibt die Teetasse zu meiner Erleichterung unversehrt. Ich hebe sie rasch auf und begebe mich damit in die Küche. Es ist eine Küche, wie zu Gotthelfs Zeiten, mit einem Feuerherd. Zu meinem Erstaunen steht neben dem Spültrog ein moderner fast weisser Liegestuhl mit aufgestellter Rückenlehne und vielen bunten Kissen drauf, sodass vom Stuhl nur noch ein Teil der Armlehnen und die obersten 10 cm der Rückenlehne zu sehen ist.
Eine ältere Frau mit grauen, zu einem Knoten zusammengebundenem, Haar steht am Spültrog. Sie winkt mich zu sich heran. Ich gehe auf sie zu und bleibe neben dem Liegestuhl stehen. Die Frau reicht mir eine Teetasse desselben Teeservices, nur dieses Mal mit Henkel. Ich stelle die Teetasse ohne Henkel auf den Spültrog und nehme die andere Tasse in Empfang. Die Frau reicht mir eine zweite Teetasse. Ich lege die andere Teetasse auf die Kante des obersten Kissens, das auf der Rückenlehne des Liegestuhl platziert ist. Die 10 cm sichtbare Liegestuhl-Rückenlehne verhindern, dass die Teetasse runterfallen kann. Als ich die zweite Tasse in Empfang nehme, wieder mit Henkel, stösst die Frau mit den Hüften versehentlich gegen die Rückenlehne des Liegestuhls. Die auf dem Kissen platzierte Teetasse kullert über die Kissen auf die Sitzfläche des Liegestuhls herunter. Sie bleibt zum Glück unbeschadet. "Stell die Tassen ineinander und bring sie ins Wohnzimmer! Nimm auch die mit, die du auf den Spültrog gestellt hast", weist mich die alte Frau barsch an. Ich nicke und greife rasch nach der abgestürzten Teetasse, stelle sie in die andere hinein, drehe mich zum Spültrog und schnappe mir die henkellose Tasse. Ich stelle sie in die zweite Tasse hinein. In dem Moment bilden sich haarfeine Risse in der henkellosen Tasse, die immer grösser werden, bis die Tasse mittendurch in zwei Hälften zerbricht. Schöne Bescherung! Offenbar hat die Teetasse durch den Sturz auf den Teppich doch Schaden genommen! Und was jetzt? Wenn die Frau sieht, dass die Tasse zerbrochen ist, gibt es ein Donnerwetter! Ich muss die Teetasse wieder zusammenkleben! Aber, wo finde ich passenden Leim?
Deutungsversuch
Von meiner Grossmutter mütterlicherseits habe ich ein im Traum beschriebenes Geschirr-Service geerbt. Das Geschirr wurde 1936 hergestellt, ist also fast 90 Jahre alt. Ich verwende es täglich. Ich nehme es sogar auf mich von Hand abzuwaschen, damit der Goldrand und das Blumen-Motiv (beides auf die Glasur ausgetragen) erhalten bleiben.
Im Elternhaus meines Vaters befand sich noch eine solche Kochnische, wie ich sie im Traum beschrieben habe. Mein Vater ist in einem Bauernhaus aufgewachsen. Seine Eltern hatten jedoch kein Vieh (Kühe, Schweine, Schafe), sondern nur Kaninchen und Hühner. Der Viehstall wurde als Abstellkammer benutzt. Im Bauernhaus meines Grossvaters gab es noch eine Wohnung im ersten Stock. Dort haben wir 2 Jahre gewohnt. Als wir wegzogen, war ich 7 Jahre alt. Meine Grossmutter väterlicherseits starb, als ich 4 Jahre alt war. Ich habe keine eigene Erinnerung an sie. Ich kann mich nur daran erinnern, wie sie aufgebahrt im Sag lag, in einer Art Duschraum neben dem Schlafzimmer. Ich weiss noch genau, wie es dort aussah und roch.
Und nun zum Traum
Ich trage eine Tasse vom Wohnzimmer in die Küche. Die Tasse hat keinen Henkel und ist von daher eher unpraktisch, da man sich die Finger am heissen Tee verbrennen würde, wenn man sie benutzt. Ich bringe sie in die Küche und nehme sie wieder mit ins Wohnzimmer, dabei zerbricht sie in zwei Teile. Ich verberge vor der Frau, dass die Tasse kaputt ist, da ich ihre Reaktion fürchte. Ich gedenke die Tasse sogar zu reparieren, obwohl man sehen würde, dass sie repariert ist. Die Tasse könnte für unzweckmässige, undienliche Dinge stehen, die es gilt loszulassen.
Die anderen Tassen könnten für meine Ideale stehen, für das, was mir wichtig ist.
Ich fürchte die Frau. Sie macht einen sehr strengen Eindruck auf mich. Die Frau könnte ein Symbol für meinen inneren Kritiker sein.
Für mich ist immer noch schwierig zu erkennen, welche Gegenstände usw. im Traum relevant und welche irrelevant sind. Hat der moderne Lehnstuhl eine Bedeutung oder ist er Nebensache?
Liebe Grüsse
Pia