Lieber Attila und Interessierte
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Einige Gedanken zu Typ 3
Dieser Typ hat beim "klassischen" Enneagramm-Test bei mir am wenigsten Punkte (8) erreicht ...
ERFOLG ist bei diesem Typ gross geschrieben. Als Kind war ich in der Schule im Bezug auf Leistung und gute Noten immer sehr erfolgreich. Ich habe alle Fächer belegt, die zur Verfügung standen. Auch in der Lehrerausbildung habe ich alle Fächer belegt, die möglich waren. An der Uni habe ich drei Studiengänge gleichzeitig belegt und abgeschlossen.
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Ich habe mein Diplomstudium an der Uni mit "cum laude" abgeschlossen. Für mich ganz persönlich war/ist Erfolg sehr wichtig. Ich habe nie mit guten Noten angegeben. Ich habe nie mit anderen darüber gesprochen. Im Gegenteil, ich habe es immer geheim gehalten, da ich verhindern wollte, als Streber und rücksichtslos abgestempelt zu werden.
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Nach Abschluss des Diplomstudiums, lag für mich eine Uni-Karriere auf der Hand. Ich begann folglich nach dem Diplomstudium ein Promotionsstudium. Ich habe mich mächtig ins Zeug gelegt, da ich eine gute Dissertation schreiben wollte. Doch mein Doktor-Vater hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er hat sich nie für das interessiert, was ich erarbeitet hatte, sondern wollte immer etwas anderes haben, als ich zu bieten hatte. Ich habe mich auf weitere Untersuchungen eingelassen, in der Hoffnung, es ihm irgendwann recht zu machen. Vergeblich (ich konnte auch meiner Mutter nie etwas recht machen). Mein Doktorvater wurde pensioniert, bevor ich mein Promotionsstudium beenden konnte. Für ihn war kein Nachfolger vorgesehen. Ich habe es noch an anderen Universitäten versucht. Vergeblich. So musste ich das Promotionsstudium abbrechen.
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Da ich auf meinem Fachgebiet keinen Job fand, musste ich in den Lehrerberuf zurückkehren.
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Ich habe andere Ausbildungen (Mode-Design, Kunsttherapie) in Angriff genommen, da ich unbedingt aus dem Lehrerberuf heraus wollte. Doch ich bin gescheitert. Bei der Kunsttherapie habe ich sogar nach einem Jahr Pause an einem anderen Institut noch einen zweiten Anlauf unternommen. Ich wollte es unbedingt hinkriegen. Doch wiederum bin ich gescheitert. Das war sehr hart für mich.
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Als Kind habe ich mir immer Geschichten ausgedacht, in welchen ich der unbesiegbare Held war. Ich hatte immer Erfolg. Ich habe als Held alles hingekriegt. Ich bin nie gescheitert oder habe in irgendeiner Form versagt. In meinen Geschichten erhielt ich als Held Anerkennung und Bestätigung, dass ich für die Menschheit wichtig bin ...
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Ich wollte immer einen bedeutenden, angesehenen und gut bezahlten Beruf (Uni-Karriere) ausüben. Dies war meiner Mutter sehr wichtig. Je mehr ich mich jedoch mit mir selbst auseinandersetzte (vor allem in Deinen Kursen, lieber Attila), desto mehr erkannte ich, dass es keine bedeutenden und unbedeutenden Berufe gibt, sondern dass es um meine Berufung geht. Ich habe erkannt, dass es auch kein "Scheitern" gibt. Ich habe erkannt, dass ich nur herausfinden konnte, was meine wirkliche Berufung ist, indem ich alles, was mich interessiert hat, ausprobiert habe. Eine Uni-Karriere ist für mich ungeeignet, da ich kein Ellbogen-Mensch bin. Ein therapeutischer Beruf ist für mich ungeeignet, da ich mich erstens schwer tue, mit fremden Menschen zu kommunizieren, und ich zweitens eine Rolle spielen muss, die Rolle des Therapeuten, des Coachs, des Beraters. Meine Seele möchte jedoch unzensuriert Gefühle und spirituelles Wissen ausdrücken können. Dies kann ich am besten, indem ich Geschichten schreibe und mich künstlerisch ausdrücke. Ein Schriftsteller und Künstler muss keine Rolle spielen. Er darf so sein, wie er ist ...
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Ich definiere inzwischen auch ERFOLG ganz anders. Für mich ist jeder Schritt, den ich auf dem Weg in die Freiheit gehe, ein ERFOLG!
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Liebe Grüsse
Pia