Lieber Attila und Interessierte
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Einige Gedanken zu Typ 2
Ich helfe Lebewesen (Mensch, Tier, Pflanzen ...) sehr gerne, ohne eine Gegenleistung oder einen Dank zu erwarten. Mein grosser Wunsch ist es, der Menschheit mit meinen Fähigkeiten zu dienen, und das am liebsten hinter der Bühne.
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Ich fühle mich ein stückweit (ein grosses stückweit) dafür verantwortlich, dass es allen Lebewesen gut geht. Als Kind war ich in meinen Geschichten immer mit besonderen Kräften ausgestattet, die es mir ermöglichten, allen Lebewesen zu helfen, damit es ihnen wieder gut geht und sie glücklich und zufrieden sein können. Ich habe immer heimlich geholfen, ohne die Lebewesen in irgendeiner Form zu manipulieren. Manipulation finde ich schrecklich!
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Ich habe die Angewohnheit, Menschen anzuziehen, die mir schon bei der ersten Begegnung alles über sich erzählen, vor allem ihre Probleme. Ich erkenne immer sofort, wie sie diese Probleme lösen könnten. Früher habe ich solchen Menschen auch konkrete Vorschläge diesbezüglich gemacht. Ich habe dabei jedoch übersehen, dass diese Menschen gar keine Lösung für ihre Probleme von mir haben wollten. Sie wollten in der Opferrolle bleiben und sich nur bei mir über ihr mieses Leben beklagen! Ich gerate immer wieder in Vampir-Blutspender-Situationen.
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Ob es damit zu tun hat, dass die Beziehung zwischen meiner Mutter und mir eine Vampir-Blutspender-Beziehung war?
Ich befinde mich aktuell gerade wieder in einer solchen Situation. Der Vampir ist dieses Mal eine Handarbeitslehrperson, die einen Burnout erlitten hat. Sie hat 20 Jahre an dieser Schule unterrichtet. Ich habe im August ein Mutterschafts-Vikariat übernommen, in welchem die werdende Mutter diese Burnout-Lehrperson im Unterricht begleitet hat. Die Burnout-Lehrperson sollte bis zu den Herbstferien den Unterricht wieder ganz übernehmen. Es sah nach einem kurzen Vikariat aus. Deshalb habe ich mich darauf eingelassen. Es kam dann jedoch alles ganz anders. Die Burnout-Lehrperson erlitt nach den Sommerferien einen Rückfall und hat nur noch an zwei Klassen sporadisch unterrichtet. Die restlichen Lektionen habe ich übernommen. Nach den Herbstferien ging sie für 8 Wochen in die Klinik und hatte danach keine Unterrichtserlaubnis mehr, da sie schon seit 2.5 Jahren versucht, wieder ins Unterrichten einzusteigen. Ihre Stelle fiel an mich, da die werdende Mutter nur ihr eigenes Pensum zurückhaben will, wenn sie im Februar wieder kommt.
Die Burnout-Lehrperson hat an dieser Schule noch IT-Verantwortung. Da kranke Personen unter Kündigungsschutz stehen, musste die Schulleitung ihr diese IT-Stunden lassen. Die Burnout-Lehrperson ist also immer noch an dieser Schule, nur in einem anderen Zimmer.
Da ich mit ihr zusammen ein paar Wochen unterrichtet habe, kam ich natürlich ins Gespräch mit ihr. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt schon über die Vampir-Blutspender-Beziehen zwischen mir und meiner Mutter Bescheid. Ich spürte sofort, dass die Burnout-Lehrperson in ihrer-Opferrolle bleiben wollte. Sie bestätigte mir meine Vermutung dadurch, dass sie die Schüler und auch Lehrpersonen und fremde Leute sofort mit ihrem Psychokram vollgelabert hat. Ihr Verhalten war mir richtig peinlich, wenn ich dummerweise daneben stand und mir das anhören musste. Bei den Schülern tat sie es mitten im Unterricht so unerwartet, dass ich keine Möglichkeit hatte, es zu verhindern.
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Ich war sehr erleichtert, als sie in die Klinik ging, und ich alleine unterrichten konnte. Nach den Weihnachtsferien ist sie an die Schule zurückgekehrt, als IT-Verantwortliche. Ich bin ihr in der ersten Woche aus dem Weg gegangen, indem ich das Lehrerzimmer mied. Ich fühlte mich schuldig, ihr ihre geliebte Stelle weggenommen zu haben. Dabei hat die Schulleitung so entschieden. Letzte Woche kam es dann zu einer Begegnung. Die Schulleitung hat dafür gesorgt, könnte man sagen. Da ich bisher nur als Vikarin angestellt war, hatte ich kein Login, um Noten eintragen zu können. Die Schulleitung hat mich deswegen zur Burnout-Lehrperson geschickt. Sie musste mir mit dem Login helfen.
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Die Burnout-Lehrperson hat mich wie eine langjährige Freundin begrüsst. Ich fühlte mich trotzdem schuldig. Deshalb kam ich wohl auch auf die bescheuerte Idee, sie nach dem Eintragen der Noten zu fragen, ob wir noch etwas Trinken gehen könnten. Sie war natürlich sofort Feuer und Flamme. Wie sie mir sagte, wollte sie mir diesen Vorschlag auch machen, und ich hätte JA gesagt. Sie hat mich natürlich im Bezug auf ihre Krankheit sofort auf den neusten Stand gebracht. Als ich mit dem ÖV nach Hause fuhr, fühlte ich mich erschöpft und ausgelaugt, wie wenn ich wochenlang nie geschlafen hätte.
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Ich sah in ihr eindeutig meine Mutter. Ich habe mich auch meiner Mutter gegenüber immer schuldig gefühlt, wenn es ihr schlecht ging. Meine Mutter zog es auch vor, in der Opferrolle zu bleiben. Ich bin so sehr daran gewöhnt, dass ich sofort anspringe und Partei für solche Menschen ergreife. Hier wäre es jetzt sehr nützlich, wenn sich mein Verstand augenblicklich einmischen würde, was er ja sonst auch immer tut. Aber vielleicht tut er es ja auch, indem er mich anspringen lässt, weil er dieses Verhalten von mir gewöhnt ist ...
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Wie kann ich verhindern, dass ich immer sofort in dieses Verhaltensmuster springe, wenn ein Vampir in mein Leben tritt?
Wie kann ich mich gegen Vampire schützen, ohne sie mit meinem Verhalten zu verletzen oder zu beleidigen?
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Liebe Grüsse
Pia