vielen Dank für deine persönlichen Worte und den Einblick in deine KITA-Zeit. Es ist durchaus nützlich, dass man sich hier an der Schule nicht nur mit alternativen Heilverfahren beschäftigt, sondern auch alternative didaktische und pädagogische Ansätze vermittelt. Schließlich sind Heilpädagogen, Waldpädagogen, Ernährungs- und Gesundheitspädagogen aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.
Wie wichtig das Thema Pädagogik ist, wurde mir die Tage beim Zeitungslesen bewusst. Die Durchfallquote bei Führerscheinprüfungen ist mancherorts so hoch, dass die Ressourcen zur zeitnahen Nachprüfung erschöpft sind. Als Hauptgrund wurde Prüfungsangst benannt.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum diese jungen Erwachsenen, so wenig darauf vorbereitet sind, Prüfungen jeglicher Art souverän zu begegnen und adäquat zu bewältigen? Was brauchen sie?
In wie weit können Pädagogen, die ihrerseits in hohem Maß Burnout gefährdet sind, ihren Schützlingen überhaupt zu persönlicher Reife und emotionaler Stabilität verhelfen?
Nun zu dem Zitat deiner Kindergärtnerin. Die Natur lehrt uns, wie wichtig der Überraschungseffekt ist, schließlich steckt sie voller lehrreicher Überraschungen, die nur auf ihre Entdeckung warten. Gleichzeitig kommt sie auch unserem Sicherheitsbedürfnis nach, indem sie reich an vorhersehbarer, verlässlicher und berechenbarer Prozesse ist. Alleine die Mondphasen lassen sich über Jahrtausende hinweg zuverlässig berechnen. Gleichzeitig sorgt der Mond für die stabile Lage der Erdachse und ermöglicht so eine kontinuierliche Abfolge der Jahreszeiten und damit auch der Temperaturverteilung. Auch die zuverlässig ablaufenden Prozesse in unserem Körper machen Leben überhaupt erst möglich.
Da der verblüffende Überraschungseffekt immer auch eine systemische Verwirrung bewirkt, sollte er sehr vorsichtig eingesetzt werden, andernfalls kann die verstörende Wirkung auch zur Verunsicherung führen.
Dass systemische Verwirrung bei den gefestigten Denkprozessen von Erwachsenen zu neuen Denkansätzen führen kann, ist mir klar. Wie sich diese Verstörung allerdings auf das noch ungefestigte Denken der Kinder auswirkt, ist mir noch nicht so klar.
Jedenfalls ist es wünschenswert, dass Pädagogen die Balance zwischen Überraschung und Vorhersehbarkeit den Bedürfnissen des einzelnen Kindes anpassen können, um so dessen Reifungsprozess zu fördern.
Der von dir angeführte Antoine de Saint-Exupéry, hat in dem Zitat genau den Unterschied zwischen intrinsischer Motivation und äußerem Anreiz aufgezeigt. Die erste Baumannschaft kam wegen des Bedürfnisses, die wollten was zu essen, die zweite, mit der Liebe zum Meer, die hätten ihre Brotzeit noch selber mitgebracht, nur um ein Schiff bauen zu dürfen. Wie du immer so schön sagst: "Verhalten ist immer auch ein Ausdruck von Bedürfnissen." Wenn nun die Bedürfnisse gestillt sind, wie das bei jedem Menschen wünschenswert ist, dann kann jeder endlich machen, was er will. Und genau diesen freien Willen, die intrinsische Motivation, in nützliche Bahnen zu lenken ist bei Kindern wichtig. Wenn man allerdings äußere Zwänge anlegt, dann kann sich der freie Wille nicht entwickeln.
Wir erleben häufig, Menschen, die ihr Leben lang nur äußeren Erfordernissen und gesellschaftlichen Erwartungen genügt haben und kaum sind diese weg, fallen die Betroffenen in ein Loch.
Es bedarf also vernünftiger Interventionen, um bei Kindern die intrinsische Motivation, also den freien Willen zu formen und ihnen zu helfen, das Gute, Förderliche bzw. Konstruktive zu lieben und Schlechtes, Destruktives zu verabscheuen.
Das ist auch mein Bild mit der Leitplanke, die nur dafür sorgt, dass niemand vom Weg abkommt, und gleichzeitig Handlungsspielraum gibt.
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(Bibelbuch Sprüche 17:27; Neue Welt Übersetzung)