(12.02.2011, 20:09)Gini schrieb: Eine Frage nun:
wenn ein Mensch von seinem Umfeld als schizoid empfunden wird, dieser Mensch selber dies aber nicht als Störung in seiner Lebensführung empfindet, er also auch keine Beeinträchtigung in seinem Empfinden hat, spricht man dann trotzdem von einer schizoiden Persönlichkeitsstörung?
Ich denke schon, dass wir dann dennoch von einer schizoiden Persönlichkeitsstörung sprechen.
Ich bin zwar noch nicht bei der Psyche, habe aber interessehalber mal mein Superpsychobuch gefragt.
Hauptmerkmale der schizoiden Persönlichkeitsstörung sind Einzelgängertum, Isoliertheit, Distanziertheit, eingeschränkte emotionale Ausdruchksfähigkeit und ausgeprägte Autonomiebestrebungen in sozialen Beziehungen.
Wenn die Diagnosekriterien laut ICD 10 erfüllt sind (die Tabelle hast Du, oder soll ich sie mal einstellen?) , spricht man von dieser Persönlichkeitsstörung.
Zitat:Wenn ja, müsste sowas behandelt werden?
Nein, nicht zwingend.
Allerdings muss abgegrenzt werden, ob nicht eine organische Erkrankung vorliegt oder anhaltender Drogenkonsum, da hier ähnliche Persönlichkeitsveränderungen auftreten können.
Laut meinem Buch begeben sich wenige Menschen mit schizoider PS in Therapie und wenn, dann zumeist wegen einer zusätzlichen psychischen Erkrankung (z.B. Depression, Angststörung).
Aufgrund seines gering augeprägten Interesses an zwischenmenschlichen Bindungen würde sich der Beziehungsaufbau zum Therapeuten als sehr schwierig zu erweisen.
Interessant fand ich auch noch, dass diese PS sehr selten sein soll mit einer Prävalenz von 0,5 - 1 %. Dabei ist mir spontan jemand aus meinem beruflichen Umfeld eingefallen, der zu 100 % in die Diagnosekriterien passen würde.
Zitat:Wäre es möglich das sich aus der schizoiden PS eine schizotypische entwickelt oder sind diese vollkommen getrennt zu sehen und sind nur im zwischenmenschlichen Bereich identisch/ähnlich.
Ob sich aus der schizoiden eine schizotypische PS entwickeln kann, weiß ich jetzt nicht, aber in der Differentialdiagnose lassen sie sich ganz gut abgrenzen.
Bei der schizotypischen PS dominiert nicht ein emotionales Unbeteiligtsein, sondern vielmehr exzentrisch und schrullig wirkende Verhaltensweisen sowie fremdartige, magische Denkinhalte.
Ich hoffe, ich konnte hiermit ein wenig zur allgemeinen Verwirrung beitragen.
Heike
Patenkind von Melanie, Lernschwester von Tabbi,
Patin von Katy und Heike A.
Im Wald sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte. (Franz Kafka)