Aber zum Thema: Teersalbe
Anfangs möchte ich noch einmal erwähnen, dass ich Wundassistentin im Bereich der chronischen, nicht heilenden Wunden bin. Wobei wir aber auch ein Augenmerk auf die Haut im Allgemeinen haben, um chronische Wunden zu vermeiden.
Teersalbe oder auch Zugsalbe wird gerne für Abszesse, 'wildes Fleisch', Pickel usw. genommen. Also für entzündete Hautstellen.
Inhaltsstoff der Teersalbe ist das Ammoniumbituminosulfonat. Anders auch als 'erdölnah' zu bezeichnen (Quelle: Pharmazeutische Zeitung). Nicht umsonst riecht die Salbe wie eine frisch geteerte Strasse und sieht meist auch so aus.
Die Salbe ist sehr zäh und erstickt meiner Meinung nach die Haut und trocknet sie aus. Dadurch, dass sie den Kontakt zur Umwelt verhindert, kann sich die Haut nicht mit ihr austauschen. D.h., Gift-und Schlackenstoffe können meines Erachtens nicht abtransportiert werden und werden so von der Haut eingeschlossen.
Teerhaltige Präparate erhöhen stark die Lichtempfindlichkeit der Haut, so dass man in der Sonne noch mehr als sonst aufpassen muss.
Nicht nur, dass sie wie o.g. nach frischem Strassenbelag riecht, sie verfärbt auch die Wäsche und kann, zu weiteren Hautirritationen führen - zur sog. Teerakne. Außerdem können teerhaltige Salben bei großflächigen Anwendungen zu einer starken Belastung der Nieren führen und sie auch dauerhaft schädigen (Quelle: DHU/Neurodermitis).
In der modernen Wundversorung steht die Teersalbe gleich auf zwei Listen der obsoleten Mittel.
Werner Sellmer (Fachapotheker für klinische Pharmazie Projektleiter "Wundmanagement" in der Zentralapotheke der Asklepios Kliniken Hamburg GmbH, Vorstandsmitglied im Wundzentrum Hamburg e.V.) hat sie auf der absoluten Negativliste und der Liste der potentiell oder nachgewiesen gesundheitsgefährdende Produkte - hier der Link dazu: Negativliste (siehe Seite 67/68, Tabellen und Text).
Alternativen zu Teersalbe zu finden (wie z.B. Moorpackungen), ist sicherlich nicht schwer, vielleicht nur etwas aufwändiger und langwieriger. Betroffene haben vielleicht, verständlicherweise, nicht diese Geduld, doch muss man die Frage in den Raum stellen, wie mögliche Konsequenzen aussehen und sozusagen den Nutzen mit dem Risiko abwägen.
Ich komme noch mal auf die Versorgung chronischer Wunden zurück. Ich kann die Wunde eines Patienten, der an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pavk) leidet und bei dem sich im Stadium IV ( nach Fontaine) ein Gangrän ( durch Minderdurchblutung oder mechanische oder thermische Schädigung hervorgerufener Gewebsuntergang mit Gewebserweichung) gebildet hat, mit den besten und teuersten Wundauflagen versorgen, die der Markt zu bieten hat - ich werde keinen Erfolg haben, da ich nicht versuche, die Ursache zu beheben.
Im Fall von Neurodermitis, Kontaktekzemen u.ä. ist es meiner Meinung nach nicht sehr viel anders. Bei einem Kontaktekzem, muss ich den Kontakt zu dem reizenden Stoff meiden - z.B. Nickel.
Bei der Neurodermitis spielt Stress oft eine große Rolle, so dass ich in mich reinhören muss, um herauszufinden, was mich stresst und versuchen muss, den Stressor zu vermeiden oder mit Entspannungsübungen entgegen zu steuern.
Ich weiß, es hört sich alles so einfach an, aber die Ursachenbekämpfung spiel eine sehr große Rolle.
Oben habe ich erwähnt, dass Teersalbe gerne bei Abszessen genommen wird. Es gibt aber auch Fälle, in denen der Abszess nicht nach oben gekommen ist, sondern sich weiter in die Tiefe ausgebreitet hat.
Erdöl ist, im engeren Sinne, aber nicht nur in Teersalbe vorhanden. Das Phenol, welches aus Erdöl gewonnen wird, dient der Acetylsalicylsäure ( besser bekannt als ASS ) als Ausgangsstoff (Quelle: Schwarzes Gold - letzter Abschnitt).
OK, ich denke, nun reicht es aber
Liebe Grüße,
Maja
Patenkind von Silke Wolfsperger