Leider ist dieses Fest hierzulande nicht so schön wie in den original angestammten Ländern. Hier scheinen besonders Jugendliche diesen Tag als legitimen Krawall-Tag anzusehen. Da laufen Gestalten herum,denen ich allein nicht im Dunkeln begegnen möchte geschweige denn meine Haustür öffnen. Und was sollte ich ihnen denn aushändigen? Zigaretten, Extasy-Pillen, Viagra, Joints, freie Injektionen?
Als ich heute morgen meinen Briefkasten von Polyurethan-Schaum gereinigt habe, das Klopapier von den Alleebäumen entfernt, Plastikpapier von Schokoriegeln und ähnlichen Leckereien von der Strasse gesammelt, Knallkörper aus dem Garten entfernt und meinen kleinen schwarzen Kater aus seinem Gefängnis im Heizungsraum entlassen habe, konnte ich nicht umhin, wie jedes Jahr, an die wunderschönen Halloweens zurückzudenken, die ich in den USA erlebt habe.
Das ist jetzt allerdings schon eine ganze Weile her, sicher hat sich auch da vieles geändert.
In unserem ersten Jahr dort wusste ich natürlich schon, dass ich mich mit haufenweise Süssigkeiten bewaffnen musste und dass am Abend endlose Karawanen von kleinen Kindern an den Türen stehen und den bekannten Spruch aufsagen wuerden. Und dass ich sie dafür belohnen sollte.
Gut, ich also eimerweise süsses Zuckerzeugs eingekauft ( Himmel ja,ich bekenne mich dazu, zur Vergiftung kleiner Kinder beigetragen zu haben...) und nach Einbruch der Dunkelheit gewartet auf den ersten kleinen Besucher. Keiner kam
Niemand hatte mich aufgekärt, dass man das Licht über der Tür anlassen muss, wo ein Besuch erwünscht ist. Mist! Ich musste Wagenladungen von Bonbons entsorgen in den nächsten Wochen....
Das nächste Jahr war mein Licht angeknipst, von etwa 18bis 21 Uhr war mein Haus besser besucht als jede HP Praxis in der Grippesaison!
Und es war wunderschön. Es kamen kleine Elfen, das ganze Tierreich, Fabelwesen, Ritter und Prinzessinnen,einige so klein, dass sie an der Hand ihrer grösseren Geschwister watschelten. Wobei eine Gruppe von fürsorglichen Eltern in sicherem Abstand das bunte Völkchen überwachte und in lachenden Gruppen das Treiben ihrer Sprösslinge verfolgten. Sicherlich sich dabei an die eigene Jugend erinnernd. Alles lief in einer wunderbaren Atmosphäre ab, es lag meist schon ein bisschen Schnee in Ohio, es roch nach Glühwein, es war ein Fest!
Nicht die Spur von grausligen Gestalten und Masken, die man hier an schon bartwüchsigen Halbstarken sieht. Klar, gab es kleine Mumien, Vampire oder Zombies. Aber die waren soooo niedlich...
Einmal habe ich die Tür einer entzückenden kleinen Libelle geöffnet. Sie war höchstens drei Jahre alt und kam an der Hand ihres grösseren Bruders, als Bärchen Yogi verkleidet. Der kleine Schatz hat brav ihren Spruch aufgesagt und ist wie der Blitz auf meinen Kampfkater Cin-Cin los. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, da war sie schon über ihm und er in ihren Armen. Während mir der eisige Schreck in die Glieder fuhr( mein Kater ist alles andere als menschenfreundlich und war damals auf der Höhe seiner jugendlichen Biestigkeit) liess er völlig stoisch die ungeschickten Zärtlichkeiten über sich ergehen. Er war wohl genau so entzückt wie ich! Heute mit seinen fast 16 Jahren und 8kg Muskeln täte ich gern mal erleben, was er mit dem Träger einer dieser schrecklichen Masken machen wuerde....
Und es ist mir mal passiert, ausgerechnet am Tag von Halloween einen Termin beim Hausarzt zu haben. Alle waren verkleidet, inklusive Doc! Der war ein Cowboy und trug statt Lasso sein Stetoskop. Am besten gefiel mir die Sekretärin am Empfang in einem schwarz-weissen Kuh-Kostüm. Das überdimensionale Euter auf dem Bauch der sowieso etwas übergewichtigen Frau war sehenswert! Wie sie mir später lachend gestand, bereiteten ihr die vier riesigen, rosafarbenen Zitzen grosse Probleme mit dem Keyboard ihres Compis....
Ach...andere Zeiten!
Ich brauche kein Halloween. Das ganze Jahr trage ich meine Martina-Maske. Die erschreckt mich jeden Morgen!
Glückliche Patentante von nadinebe