Liebe Petra,
danke für deine Frage
Also erstmal: Wenn eine Angststörung durch ein Trauma ausgelöst wird, steht sie in der Regel im erkennbaren Zusammenhang mit dem Trauma! Um bei deinem Beispiel mit dem Verkehrsunfall zu bleiben: Folge im Zusammenhang mit Angststörungen kann sein: Angst vor Autofahren, Angst vor Straßenverkehr, Angst, das Haus zu verlassen, generalisierte Angststörung, Panikstörung. Also sowohl eine isolierte Phobie als auch eine Agoraphobie als auch eine generalisierte Angststörung als auch eine Panikstörung in Folge möglich. Bei den isolierten Phobien aber wohl eher keine Spinnenphobie
Die resultierenden isolierten Phobien sind ziemlich deutlich im Zusammenhang mit dem traumatischen Erlebnis zu sehen.
Es kann allerdings sein, dass ein Trauma andere Symptome macht und keine Angststörung entsteht. Und dann (Verspannungen, körperliche Symptome, Depression, Essstörungen etc.) gibt es diesen direkt sichtbaren Zusammenhang nicht, wenngleich den logischen immer noch.
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Ein Trauma ist immer ein "Zuviel", "zu schnell", "zu plötzlich" und ein "Bruch im Kontakt"
Es gibt verschiedene Traumakategorien, die unterschieden werden müssen. Ein Unfall ist nicht dasselbe für das Nervensystem wie z.B. langjährige Vernachlässigung oder wiederholte Gewalterfahrung.
Zitat:Oft sagt man, dass Kinder, die ihre Eltern verloren haben, eine traumatische Erfahrung gemacht haben.
Was passiert beim Verlust eines Menschen in einem selber? Und was wäre hier eine gesunde Reaktion im Bezug auf "fight flight und freeze", damit es nicht ein Trauma wird?
Nicht jedes traumatische Erlebnis macht Traumafolgesymptome! Selbst wenn es ein "zu schnell" oder ein "zuviel" war, kann es sein, dass das System über ausreichend Resilienz verfügt, das zu halten.
So eine Todesnachricht (zumal, wenn der Tod plötzlich eingetreten ist), macht grundsätzlich erstmal dasselbe wie ein Unfall: Sympahtische Erregung.
Wenn ich allerdings bei einem potenziell traumatischen Erlebnis eine gute Resilienz gepaart mit gutem Containment habe (das bedeutet, eben KEIN Bruch im Kontakt: Menschen, die mich halten, die da sind, die nicht aus dem Kontakt gehen, die helfen, die begleiten), kann das Nervensystem das von selbst regeln und die sympathische Energie kann wieder von selbst entladen werden.
Dann kommt es auch zu keinen Traumafolgesymptomen.
Beim plötzlichen Tod eines nahestehenden Menschen ist Schock eine natürliche erste Schutzreaktion. Und wenn ich während des Schocks Containment erfahre, sodass ich gehalten da wieder raus komme, kann sich eine ganz gesunde Trauerreaktion und ein ganz gesundender Trauerprozess daraus entwickeln.
Nicht jedes Freeze ist gleich total schlecht! Es ist ein Schutz, den unser Körper zur Verfügung stellt.
Das Wesentliche ist, aus dem Freeze auch wieder gut rauszukommen, und die Energie nicht im System gebunden zu lassen.
Und der wichtigste Punkt hierfür ist in den meisten Fällen das Containment.
Damit kommen wir wieder in unsere Handlungsfähigkeit. Im Freeze gibt es kaum mehr "ich kann". Dies gilt es wieder herzustellen.
Auf Körperebene ist das Entladen dieser Energie ebenfalls zu beobachten. Im Tierreich sieht man häufig das Zittern, das wir Menschen uns oft verbieten, weil es sich so komisch anfühlt. Nach OPs kennen das einige vielleicht. Kein Zittern von frieren, sondern so ein inneres Zittern, dass ganz fein aber auch ganz doll sichtbar sein kann.
Genauer werde ich da in meinem Seminar im Mai drauf eingehen, weil das zu erklären doch ein wenig Zeit braucht und schriftlich auch nicht so gut geht, wie ich gerade finde...
Ich hoffe, ich konnte dennoch das ein oder andere Fragezeichen bei dir lösen, Petra?
Liebe Grüße,
Savina