"Wenn ich an eine Zitrone denke und mir zieht sich alles zusammen - das ist eine klassische Konditionierung." war das Postulat.
Hier muss man unterscheiden, ob man sich einfach nur ansieht, wie wir lernen oder ob wir die Theorie der klassischen Konditionierung betrachten, um therapeutisch etwas zu beeinflussen.
Das Postulat ist dann komplett richtig, wenn wir uns schlicht anschauen, wie wir lernen, ohne dabei den Fokus auf die Therapie und therapeutische Interventionen legen:
Zitrone anschauen oder sich vorstellen = neutraler Reiz
das erste mal im Leben reinbeißen und schmecken, dass das sauer ist = unkonditionierter Reiz
alles zieht sich zusammen = unkonditionierte Reaktion
später sehe ich eine Zitrone oder denke daran = konditionierter Reiz
alles zieht sich bei der Vorstellung zusammen = konditionierte Reaktion
Eine Extinktion wäre hier nur möglich, wenn ich in viele Zitronen beiße, die nicht sauer sind.
Nun ging es Pawlow aber auch darum zu zeigen, dass ich von außen jeden beliebigen Reiz einsetzen kann und ihn zu einem konditionierten Reiz machen kann.
Also wenn ich immer beim Anblick einer Zitrone einen Handyklingelton höre, wird dieser Ton irgendwann dazu führen, dass sich mir alles zusammenzieht.
Interessant ist hier, dass über einen ehedem konditionierten Reiz (Zitrone anschauen oder dran denken) neu konditioniert wird mit einem weiteren neutralen Reiz.
Diese Lerntheorie ist also zunächst eine Theorie darüber, wie wir lernen, aber eben auch die Grundlage verhaltenstherapeutischer Interventionen. Und hierbei geht es darum, wie ich zu den bereits vorhandenen Verhaltensmustern Konditionierungen vornehmen kann - also wie ich bewusst und zielgerichtet auf das Lernen Einfluss nehmen kann, indem ich gegebene Reiz-Reaktions-Muster modifiziere.
Schönen Freitag Nachmittag Euch
Savina
just how we play the hand. (Randy Pausch)