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06.02.2014, 18:50
Hallo zusammen,
ich höre immer wieder, dass Leute sagen, sie haben Hunger, aber haben keinen Appetit. Klar, man kann das schon unterscheiden, doch trotzdem ist mir das nicht so ganz klar. Vielleicht kann mir da jemand helfen.
Ich habe Hunger, weil ich Energie, Nährstoffe etc. brauche. Das wird dann verarbeitet und so weiter. Soweit klar ... Habe ich genügend Nährstoffe zu mir genommen, habe ich im Normalfall auch keinen Hunger mehr. Auch klar ...
Wenn ich nun aber Hunger habe, aber keinen Appetit, wie passt das zusammen? Ich dachte immer, Appetitlosigkeit bedeutet, auch keinen Hunger zu haben. Also, eines bringt das andere mit sich oder taucht zusammen auf oder wie man das sagen möchte. Aber das scheint nicht zu stimmen. Es scheint nicht gekoppelt zu sein.
Appetitlos zu sein, bedeutet also wohl nicht automatisch, auch keinen Hunger zu haben.
Kann mir das jemand erklären?
Ist ganz sicher nicht prüfungsrelevant, aber ich bin neugierig.
Lieben Dank.
LG
Vonny
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Liebe Yvonne,
kennst Du das nicht, Hunger haben und nicht wissen, worauf? (also keinen Appetit …)
Ich kenne das immer mal. gegebenenfalls kann das schon mit einer Problematik des Stoffwechsels zu tun haben. Wie genau, weiß ich als HPP nicht.
Vielleicht jemand anderes hier, bin auch neugierig auf Erklärungen dazu.
Herzlich, Rautigunde
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Lässt sich eigentlich sehr einfach erklären, wenn man das selbst sehr oft erlebt.
In Situationen z.B. von Stress, jedweder Art: da bleibt vielen Menschen der Appetit einfach völlig weg.
Bei mir ist das ein Gefühl von "schnürt mir den Magen zu", ohne dass ich es wirklich bemerke, ich "vergesse" völlig, dass es da noch was gibt, was Körper will, nämlich: Nahrung, Nährwerte, ...
Ich würde zeitweise vollständig vergessen, zu essen, wenn sich nicht irgendwann mein Körper mit entsprechender Symptomatik melden würde, dass es JETZT nötig ist, zu essen.
Das kann ein simples Magenknurren sein, später auch lang anhaltende ziehende Schmerzen in der Magengegend, allgemeine Symptome wie Zittern, Konzentrationsverlust, Schwindelgefühle, etwa in der Reihenfolge. Spätestens in der letzten Phase weiß ich dann: aha, da war doch noch was, nämlich HUNGER!
Kann man das nachvollziehen, auch wenn man es nicht kennt?
Liebe Grüße,
Annette
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ich würde vermuten, dass Hunger dann auch nur diffus wahrgenommen wird und einfach die "Lust" am Essen fehlt. Und das könnte auch mit einer Anhedonie einher gehen. Hunger, ja ist "irgendwie" spürbar, aber man hat keine Lust etwas zu essen. Und/oder keinen Antrieb zu essen.
Das kann auch verschiedene begleitende "schädliche" Gedankengänge haben: "ich bin es nicht wert etwas zu essen", "wenn ich mich voll fühle, fühle ich mich schlecht", "was soll ich denn essen, mir schmeckt doch sowieso nichts"
Der mangelnde Appetit könnte eventuell auch mit einem Verlust gustatorischen Sinneswahrnehmung zu tun haben?!
Es kommt der Moment, da ist die Angst größer, immer in der Knospe zu verweilen, als endlich in Blüte zu stehen.
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Ja, stimmt, so könnte man es beschreiben und hängt tatsächlich oft mit Anhedonie zusammen.
Hunger wird dann nicht in der Form wahrgenommen, die "Lust" fehlt vollständig, man nimmt sie gar nicht wahr.
Die schädlichen Gedankengänge mögen dahinter stehen, bewusst oder unbewusst.
Die gustatorische Sinneswahrnehmung ist zeitweise genau so: alles schmeckt nur noch nach Pappe.
Ist kein schönes Gefühl, aber schön, wenn man wieder rauskommt
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Ich kenne das auch aus Zeiten, in denen ich im Stress und sehr weit von meiner Mitte entfernt bin. Dann habe ich keinen Appetit, mir schmeckt nichts richtig gut.
Aber Hunger habe ich dann schon, der Magen knurrt, aber die Lust zum Essen fehlt total.
Das Ganze löst sich auf, wenn ich mich wieder habe .
Was mir gut hilft, ist dann einige Tage Basenfasten (so 2-3 Tage).
-liche Grüße
Britta
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Ich kenne das am ausgeprägtesten bei Liebeskummer oder anderer tiefer Trauer. Man ist fast völlig ausgehungert, bekommt aber nichts herunter.
Meine laienhafte Vorstellung ist, dass zwar das Stammhirn (Bauchhirn?) noch die Nahrungsaufnahme anmahnt, aber das Belohnungszentrum (Gehirnstoffwechsel) abgeschaltet oder stark verstört ist, das sonst auch die Psyche/ Seele mitversorgen will.
So wie im kalten Wasser nur noch die lebenswichtigen Organe versorgt werden, die Peripherie aber nicht mehr. Psychisch ist dann nur noch die Aufhebung von Schmerz, Stress etc "überlebensnotwendig".
LG Conny
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Dank euch.
Also könnte man sagen: Hunger ist körperlich, Appetit seelisch.
Das zeigt ja eigentlich mal wieder, dass der Geist doch irgendwie über dem Körper steht. Fehlt der Wille zu essen, dann kann der Körper noch so viele Signale senden. Es wird ignoriert.
Richtig?
LG
Vonny
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Liebe Vonny,
Zitat:Das zeigt ja eigentlich mal wieder, dass der Geist doch irgendwie über dem Körper steht. Fehlt der Wille zu essen, dann kann der Körper noch so viele Signale senden. Es wird ignoriert.
Ich vermute es zeigt, wie sehr körperliche, seelische und geistige Prozesse miteinander zuzammenhängen. Es lässt sich nicht trennen, und ist individuell nochmal sehr unterschiedlich, wie ein Mensch geprägt ist, welche Erfahrungen er gemacht hat und dann reagiert.
Frustessen und Nahrungsverweigerung bei Kummer sind beide möglich.
Da steht vielleicht weniger der Geist über dem Körper, sondern mehr das Wechselspiel des Gesamtsystems über einfachen Kausalzusammenhängen,
LG Conny
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Conny, du triffst es mal wieder auf den Punkt Besser kann man es eigentlich nicht sagen.
Und was die Frustesser und Nahrungsverweigerer angeht: die stehen ganz oft sehr dicht beieinander.
Unter uns Geschwistern kennen wir beispielsweise beide Extreme.
Manches mag durchaus in gewisser Weise "anerzogen" sein, eine Prägung von früher Kindheit an. Im Laufe der Zeit sind es denke ich Strategien und Mechanismen, die unser Körper unter Extrembelastungen entwickelt, immer wieder darauf zurückgreift und die sich oft ein Leben lang aufrecht erhalten und immer wieder auf genau dieselbe Art und Weise aktiviert werden.
Allerdings kann m.E. die Art der erfahrenen Stressqualität völlig unterschiedlich sein, das beschränkt sich nicht auf Liebeskummer, sondern auf ganz individuelle wirklich gravierende Belastungsmomente.
Und Vonny, nein: es nicht ganz genau richtig. Zumindest nicht in jedem Fall.
Was der Körper an Signalen sendet, kommt schon an, früher oder später auf jeden Fall.
Es wird nicht ignoriert, es entwickelt sich allerdings daraus einfach eine Art von Funktionalität.
Der Mensch weiß schon, dass er essen muss und tut es auch notgedrungen.
Aber der Genuss, die Lust aufs Essen und damit der Appetit fällt einfach unter den Tisch.
Auf jeden Fall handelt es sich dabei nicht um eine erstrebenswerte Lebenserfahrung.
Man könnte gut auch ohne sein.
Liebe Grüße,
Annette
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