gestern um 14 Uhr hatte ich meine Prüfung zur HPP in Dortmund. Gern möchte ich allen, die diesen Schritt noch vor sich haben, Mut machen und stelle daher mein Protokoll ein.
Protokoll mündliche HPP-Prüfung in Dortmund vom 30. April 2014
Die Prüfung wurde von Herrn Dr. B. geleitet, den ich von seiner lockeren Art her als sehr sympathisch empfunden habe, zwei Heilpraktikerinnen, beide unglaublich nett, haben immer wohlwollend genickt, wenn ich mir unsicher war. Ich hatte 14 Tage vor der Prüfung nach einen Auffrischungskurs in Erster Hilfe beim Roten Kreuz gemacht, den Beleg habe ich ihnen dann noch im Vorfeld zur Prüfung auf den Tisch gelegt. Herr Dr. B. meinte, damit wolle ich wohl Fragen zur Ersten Hilfe aus dem Wege gehen... War aber als Scherz gemeint. Ich antwortete ihm darauf, ich würde ihm gern die stabile Seitenlage demonstrieren, wenn er sich dazu bereiterklären würde. Hat er aber nicht, denn dann ging es gleich los. Die Atmosphäre war aber dadurch schon locker.
Nach den Formalitäten ging es gleich los mit dem Nervensystem. Darauf hatte ich mich gut vorbereitet und strukturiert geantwortet - Unterteilung nach Anatomie und nach Funktion.
Zunächst anatomisch: in ZNS und peripheres Nervensystem, wie das ZNS aufgebaut ist, mit Hirn und Rückenmark, die davon abgehenden Fasern (Hirnnervenpaare und Spinalnerven (Anzahl), afferente (sensorische) zum ZNS und efferente (motorische) Fasern in die Peripherie. Dann fragte ich, ob sie auch noch etwas wissen wollen zum Hirnaufbau, da habe ich dann noch einiges erzählt zum Stammhirn (Funktionen), Zwischenhirn (Funktionen, Tor zum Bewusstsein, Thalamus, Hypothalamus), zum Kleinhirn (Cerebellum) und schließlich zum Großhirn, die Hemisphären, die durch den Stamm verbunden sind usw. usw., eben alles, was mir noch so einfiel.
Dann zur Funktion des Nervensystems. Einteilung in somatisches oder animalisches (Herr Dr. B. meinte motorisches) und das vegetative NS. Erklärt, was beide so machen. Beim vegetativen NS bin ich dann noch auf den Sympathicus und den Parasympathicus und deren Funktionen zu sprechen gekommen, aber das hat ihnen dann gereicht und sie haben abgewunken. Dr. B. meinte, ich hätte viel mehr erzählt als ich müsste. Da fühlte ich mich natürlich gut und wurde ruhiger.
Dann kam es zu dem Thema, das in Do wohl das Lieblingshema ist, nämlich zum Thema Suizidalität. Junge, 19, sitzt vor mir, will sich das Leben nehmen. Alles durchgesprochen, Krisenintervention. Dann drei Szenarien. Er ist stabilisiert, will nach Hause, wie kann ich ihm helfen? Eigene Telefonnummer, Telefonnummer Telefonseelsorge, Termine kürzer takten. Da kam ich erst nicht drauf, wurde solange rumgebohrt, bis ich es hatte. Nicht die Verwandtschaft einbeziehen (hatte ich in mehreren Büchern gelesen, fand ich persönlich aber falsch, können ja gerade durch den Erziehungsstil usw. der Grund für die seelischen Nöte sein). Herr B. war da genau meiner Meinung. Dann noch die Möglichkeiten, er will freiwillig in die Klinik, und er will nicht freiwillig, also Zwangseinweisung. Wie geht das vonstatten, wer wird benachrichtigt? Alles erzählt. Da wollen sie wirklich jedes auch noch so kleinste Detail wissen!!
Weiter mit einem Patienten, der aus der Psychiatrie kommt. Was bringt der mit? Ärztlicher Befund, testpsychologische Unterlagen, Dokumente aus bildgebenden Verfahren... Welche kennen Sie da? CT, MRT, EEG usw.
Dann hatte Herr Dr. B. seine Zeit (15 min) gnadenlos überzogen und gab weiter an eine nette junge Heilpraktikerin, ich habe den Namen leider in der Aufregung vergessen.
Junger Mann kommt in die Praxis, scheint Drogen zu nehmen. Ich soll herausfinden, welche. Es waren dann Halluzinogene. Was ist das, zu welcher Gruppe, Wirkungsweise, Folgen, wer nimmt das, warum usw. usw. Dann noch kurz was zu Cannabis. Ich warf dann noch das amotivationale Syndrom ein, das fanden sie gut.
Anschließend ging es weiter mit Antrieb und Psychomotorik. Welche Störungen kennen Sie da?
War einfach, hatte ich auswendig gelernt. Kein Problem.
Sie war zufrieden und reichte mich weiter zur nächsten Heilpraktikerin, auch sehr nett, sie hat mir durch ihre freundliche Art und ihr verständnisvolles Nicken immer wieder Mut gemacht.
Hier ging es zunächst um die Diagnosefindung. Ich fragte nach, ob sie etwas über die Anamnese oder den psychopathologischen Befund hören wolle. Sie meinte trocken: beides. Ich fing also mit der Anamnese an. Fremd- und Eigenanamnese, Familienanamnese, Sexualanamnese usw. usw. alles, was mir so einfiel. Dann wollte ich ansetzen zum psychopathologischen Befund, aber sie meinte, sie wäre sich sicher, den könnte ich runterbeten.
Dann doch noch einmal zur ersten Hilfe. Was tun bei Herzinfarkt? Oberkörper hochlagern. Was tun bei Unterzuckerung? Cola oder Traubenzucker. Was tun bei..... Es kamen noch einige Fragen, an die ich mich nicht erinnere. Auch Erste Hilfe wird in Do groß geschrieben!!!
Damit war die Prüfung beendet und ich wurde freundlich gebeten, kurz draußen zu warten. Nach ca. fünf Minuten ging die Tür auf und ich durfte wieder rein. Sie fragten, was ich für ein Gefühl hätte. Ich meinte, ich hätte eigentlich alles gewusst. Sie bejahten und gratulierten mir.
Ich kann nur sagen, dass die Prüfung richtig toll war und Spaß gemacht hat. Ich habe mich im Vorfeld leider sehr verrückt gemacht und die Nacht vorher auch kaum geschlafen vor Aufregung, aber letztlich lief alles sehr gut und ich freue mich, dass sich mein Traum jetzt verwirklicht: Ich werde als HPP in der Naturheilpraxis Lens in Soest arbeiten, und wenn ich Zeit habe, psychologische Fachbücher übersetzen.
Allen, die es noch vor sich haben: Viel Erfolg!
Ach ja, und das Wichtigste natürlich zum Schluss: Am kommenden Dienstag ist wieder unser HP- und HPP-Stammtisch in Soest um 19h im Christ. Da gebe ich natürlich einen aus!
Liebe Grüße
Bruni, endlich ohne A!
-------
"Glücklich, wer der Kolumbus seiner eigenen Seele ist." (J. Stephen)