1. Erfahrung:
Die Kommilitonen sind fast alle weiblich und haben-typich weiblich halt - eine Vorliebe fürs "Rausschreiben" mit vielen bunten Farben, alles schön unterstrichen und sie hatten zum Schluß wirklich super-toll und ordentlich gestaltete, wunderschön anzuschauende Karteikarten (ab 200 Stück aufwärts pro Prüfung) oder Blöcke (besser gesagt Bücher )
Tja, das "Rausschreiben" war ein Abschreiben fast 1:1 vom Original.
Aber ich, perfektionistisch wie ich veranlagt bin, dachte mir, dass ich das jetzt auch so mache, denn 1. hab ich dann alles drauf (nicht dass ich was vergesse) und 2. sieht das ja sooo schön aus.
Also habe ich, mit viel Liebe zum Detail und zu bunten Stiften alles fein säuberlich rausgeschrieben, das war für die allererste Prüfung und dauerte ca. 3 Wochen mit einem täglichen Schreibaufwand von mind. 8 Stunden.
Leider hat mir dann die Zeit zum wirklichen Lernen gefehlt, ich bin nur ziemlich knapp durch die Prüfung gekommen, insgesamt sind fast 80% durchgeflogen (v.a. die Mädels mit ihren schicken Karten)--> NIE WIEDER
2.
tja, was mach in nun? Es sind nämlich plötzlich nicht nur dicke Skripten zum lernen, es kommen auch noch dickere Bücher und irgendwie muss ich ja was rausschreiben, aber dann besteht ja die Gefahr (Perfektionismus grüßt)dass ich was wichtiges (oder auch nicht so wichtiges) vergesse...
Also von den Büchern doch wieder rausgeschrieben, allerdings gekürzt auf wirkliche Zusammenfassungen, die nicht mehr als ein paar Seiten umfassen dürfen (mit schlechtem Gewissen, wie gesagt, der Perfektionismus,...) und habe dabei eine für mich wichtige Erfahrung gemacht:
Ich lerne nicht besser durch bloßes rausschreiben, es beruhigt nur meine inneren Ansprüche an mich selber, weil es gibt mir das Gefühl, richtig zu lernen und zusammenzufassen, aber im Endeffekt hat es nichts mit Lernen zu tun, sondern kostet nur viel Zeit.
3. Das leidige Wiederholen
Ich hasse es, zu wiederholen. Lieber stürze ich mich auf neue Sachen und lasse das alte links liegen. Aber jeder sagt ja, man muss ständig wiederholen. Also fang ich damit an. Und merke, dass die Zeit überhaupt nicht reicht. Ich versinke regelmäßig im Chaos, weiß nicht, ob ich Neues lernen soll, altes wiederholen und kriege regelmäßig die Krise.
Bis ich eine Entdeckung mache:
Ich war ausnahmsweise sehr früh dran mit em Lernen für eine Klausur und bin plötzlich 4 Tage vorher fertig, d.h. ich habe 4 Tage Zeit zum wiederholen! Das ist mir sonst nie passiert! Glücklich kann ich mich nun ein bißchen entspannen, da ich ja nun nix Neues mehr lernen muss und gehe gemütlich ans Wiederholen.
Tja, aber macht das mal 4 Tage, immer und immer wieder das Gleiche.
Nach einem Tag konnte ich das Zeug nimmer sehen, was sehr schnell zur Folge hatte, dass die Motivation gegen 0 ging, ich nur noch sehr oberflähclich wiederholt hab, weil ich dachte mir "ach, das weiß ich jetzt ja eh" und was passiert in der Klausur?
Ich muss bei den grundlegendsten Fragen überlegen, weil dieses übermäßige "Wiederholen" genau den gegenteiligen Effekt hatte-
aber nun das nächste Problem:
wie wiederhole ich richtig??
und hier kann ich nur von mir sprechen, aber ich habe festgestellt, dass es sehr sinnvoll ist, den Stoff am folgenden Tag noch einmal zu wiederholen, indem man sich selber Fragen dazu stellt.
Und dann erstmal Pause damit, nur das, was man da noch nicht wusste wird am darauffolgenden Tag wiederholt, das bereits Gewusste wird ad acta gelegt und erst kurz vor der Prüfung wieder raus gekramt, durchgelesen und plötzlich stellt man fest, dass doch das meiste wieder reaktiviert wird.
(Klar, vor Staatsexamen bzw. unserer Prüfung geht das dann nicht auf ein, zwei Tage sondern das liegt dann eher im Bereich Monate, aber aufgrund der Stoffmenge besteht auch nicht die Gefahr, dass man das gleiche Thema bis zum Erbrechen 5 Tage nacheinander in sich hineinstopft)
Tja, und zum Lernen selber:
nach diesen Umwegen weiß ich nun, wie ich am optimalsten lerne:
Beim intensiven Lesen. Und das ist echt ziemlich intensiv, ich versuche, hierdurch die Zusammenhänge zu begreifen und vorzustellen (für mich ganz wichtig!!), hilfreich sind für mich kleine Bilder, und unterstreichen tu ich nur noch Sachen, die wirklich zum Auswendig lernen sind (z.B. Erys pro mm³).
Im KLartext heißt das, ich setze mich mit meinem Skript hin und lese es kapitelweise erstmal so durch, dass ich es wirklich verstehe, denn dann kann man sich sooo viel ableiten.
Wenn ich etwas nicht sofort verstehe, schlage ich das in Sekundärliterartur nach.
Parallel dazu lese ich das entsprechende Kapitel dann noch in der Bierbach oder im großen Richter-Buch nach und ergänze evtl. einige Stichworte im Skript.
Danach mach ich dann die Fragen dazu und schreibe mir selber Fragen zu dem Skript auf (und das ist mittlerweile auch fast das einzige, was ich schreibe!!)
Am nächsten Tag gehe ich dann meine selbsterstellte Fragenliste als Wiederholung durch und das wars dann.
Rausgeschrieben werden ansonsten nur noch
- die Krankheitsbilder auf Karteikarten, vorne Krankheit, hinten Symptome und ein rotes Ausrufezeichen, wenn es sich um einen Notfall handelt bzw. zu einem solchen entwickeln könnte; mehr nicht, keine Entstehung, keine Risikofaktoren, nix, denn das kann ich mir wenn ichs vorher verstanden hab, fast alles ableiten (klar, vergessen tu ich dann zwar auch immer einiges, aber es geht ja auch nicht ums Runterbeten können, sondern ums Verstanden haben und damit Umgehen können)
- Sachen, die man auswendig lernen muss (Anatomie: Namen von z.B. den verschiedenen Arterien, Blutwerte)
Und um mein doch ab und zu aufflammendes Gewissen zu beruhigen, mach ich ab und an im e-learning zwischendurch ein paar Fragen zu den Themen, die ich schon gelernt habe.
Tja, das ist nun meine Erfahrung zum Thema Lernen und jeder muss für ich rausfinden, wie er am effektivsten lernt, aber irgendwann entwickelt man ein Gefühl dafür, was wirklich wichtig ist, das eigene Wissen wächst auch immer mehr und man kann viel mehr logishce Zusammenhänge erstellen und stellt dann fest, dass das meiste, was man schon mal verstanden hatte, nicht wirklich vergessen wird, sondern nur im Gedächtnis unten drinnen schlummert.
Ich wünsch uns allen viel Spaß beim Lernen
Oje, ich hab nicht gemerkt, dass mein Text so lang ist - hoffentlich liest den überhaupt noch jemand- SORRY (die Lernerfahrungen waren wohl sehr komplex)
"Das Glück muss entlang der Straße gefunden werden, nicht am Ende des Weges" (David Dunn)