Seit einigen Tagen schon scheint die Sonne hier so schön warm, dass ich in der Mittagszeit schon mal meinen Vitamin D Spiegel ganz natürlich in die Höhe steigen lassen kann. Es stellt sich dabei die gute Frage: Wie viel Haut kann man ( Frau) offenbaren, ohne dass von neugierigen Nachbarn der Tierschutzverein angerufen wird ( ...habe gerade einen gestrandeten Wal gesehen....) ? Nackte Haut muß es schon sein, einen Sack kann man sich zwar überstülpen, nützt aber eher dem Schamgefühl als dem VitaminD Spiegel. Ach ja, jedes Jahr die gleiche Qual des Zur-Schau-Stellen von Reiterhosen, Bauchrolle und wabbeligem Fischfleisch. ( Ja, ich weiß, es fehlt das R ) Wäre auch geschwindelt.....
Obwohl ich mir jedes Jahr fest vornehme, mich von den gängigen Schönheitsnormen rein gar nicht beeinflussen zu lassen, ist es doch immer eine Überwindung, der warmen Sonne meine Wintersünden zu offenbaren. So auch dieses Jahr. Aber die Sonne lockt...und das Fleisch ist schwach. Neben weiß. Also her mit dem alten Bikini ( ja, der, der es schon viele Jahre macht und deshalb auch schön bequem in den Nähten nachgegeben hat) und raus in den Garten. Herrlich!
Ich liege da so schön entspannt (wie ein Wal am Strand) und drifte gerade in ein stärkendes Mittagsschläfchen ab, da klingelt es an der Haustür. Eiskalter Schrecken! Panik!!!!
Wer ist denn das? Jemand, der um diese heilige Uhrzeit unaufgefordert bei mir klingelt, muss lebensmüde sein. Wer ist das nur? Ich habe auch nichts zum Bedecken meiner entsetzlichen Blöße mitgenommen. Wie gut, dass wenigstens noch alle zwei Teile an mir kleben. Ich wollte mich schon eines entledigen, um dummen Streifen auf dem Dekolletee vorzubeugen. Puuuuuh! Wer denkt denn schon an Besucher im eigenen Garten? Vorsichtig luge ich durch meinen Urwald an Sichtschutz. Dabei versuche ich, nicht vom Liegestuhl zu fallen.
Ich kann ein Paar Schuhe und eine dunkelblaue Hose erkennen. Also definitiv keine Frau. Wäre aber auch nicht weniger schlimm gewesen. Frauen sind so bösartig, wenn es um die kleinen Schwächen der Rivalinnen geht....Der Postbote? Nein, der kam schon vorher vorbei. Jetzt klingelt er wieder....und ich sehe auch die Umrisse eines roten Kleintransporters. Um Himmels willen, das ist die Lieferung, die ich schon gestern brauchte....die muss ich annehmen, unbedingt. Was tun?
Ich antworte schon mal: "Komme gleich, kleinen Moment" Mit heißem Erschrecken realisiere ich, dass der Mensch jetzt auch lugt. Durch dasselbe Guckloch in der Hecke. Ich lasse mich seitlich vom Liegestuhl fallen, um eine weitere Sichtbarriere zu schaffen. Jetzt liege ich wirklich da wie ein Wal. Und jetzt? Vorsichtig robbe ich auf allen Vieren zum Rand des Urwalds auf der anderen Seite, möglichst raus aus dem geraden Blickwinkel. Ich schaue mich um....keine Decke, kein Handtuch, kein Bettlaken zu sehen. Nie ist die Wäsche auf der Leine, wenn man sie braucht. Mein verzweifelter Blick scannt den Garten ab....Ja!!!! Meine riesige Aralie hat superschöne Blätter, wie geschaffen, sich dahinter zu verbergen. Gesagt, getan. Sie wird zwei der größten beraubt, die ich strategisch wie Feigenblätter an mich drücke. So gebückt wie irgend möglich schleiche ich mich zur Haustür. Die schützenden Blätter fest an mich gepresst. Drinnen werfe ich mir einen Bademantel über das unziemliche Outfit und begebe mich zum Gartentor. Ja, es ist der FedEx-Mann. Er lächelt süffisant. Ich meine auch, er starrt auf meinen Hals. Oder tiefer. Ist mir ziemlich egal. Mehr sieht er ja nicht. Ich nehme ihm das Paket ab und gehe ins Haus . Zum Weitersonnen habe ich keine Lust mehr. Es juckt ganz furchtbar, wo die Blätter waren.
Der Blick in den Spiegel lässt mich nach Luft schnappen: Es krabbelt auf mir. Grün. Blattläuse!
Das ist der Lohn für umweltfreundliches Gärtnern. Obst und Salat liefern auch Proteine!