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Mein Urlaubsmitbringsel für euch!
#1
Mein Urlaubsmitbringsel für euch: Lückentexte zum Nervensystem!
Wie einige mitbekommen haben, war ich 12 Tage im Urlaub. Und Urlaubsabende sind ja bekanntlich lang! Wink
Und so habe ich sie genutzt, um Lückentexte zu erstellen. Etwas, zu dem ich während der "normalen Zeiten" einfach nicht komme.
Diese Lückentexte werden dann als "spielerisches Lernen" ins E-Learning-System eingebunden.

Ich habe die Lückentexte so gemacht, dass als Lücke immer genau das wichtige Schlagwort kommt, dass man sich bei diesem Lerninhalt einprägen soll. Und so eignet sich der Lückentext sehr gut zur Wiederholung! Das rot geschriebene Wort wird dann das "Lückenwort", das vom Rätselfreund gefunden werden muss. Smile

Damit der Lückentext ins E-Learning eingebunden werden kann, muss er noch in html überschrieben werden. Bevor wir das in Angriff nehmen, hätte ich es aber gerne, wenn ihr es vorher Korrektur lest, denn jetzt sind Fehler leichter zu korrigieren.


Lückentexte zum Nervensystem



Aufbau und Aufgaben einer Nervenzelle

Bei einer Nervenzelle unterscheidet man drei Hauptanteile: Erstens den Nervenzellkörper mit dem Zellkern, auch Soma genannt, zweitens baumartige Verzweigungen, die die elektrische Erregung zum Nervenzellkörper hin transportieren, die Dendriten heißen und drittens den wegführenden Fortsatz, der die Erregung vom Nervenzellkörper weg transportiert und der Axon bezeichnet wird.

 

Trifft ein adäquater Reiz auf einen Rezeptor, so produziert dieser einen elek­trischen Impuls, der dann die afferente Nervenfaser entlangläuft. Gelangt der elektrische Impuls in das Zentralnervensystem (ZNS), so wird der Reiz dort verarbeitet. Dann wird im ZNS wiederum eine elektrische Erregung gebildet. Diese läuft die efferente Nervenfasern entlang in die Peripherie (z.B. zu einem Muskel), wodurch es zu einer Reaktion auf den Umweltreiz kommt.

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Synapsen

Synapsen sind Umschaltstellen für die Erregungsübertragung von einer Nervenzelle auf eine andere oder von einer Nervenzelle auf das Erfolgsorgan (z.B. ein Muskel).

Eine Synapse arbeitet mit chemischen Überträgerstoffen, z.B. Acetylcholin, Noradrenalin) im Unterschied zur Nervenzelle, die den Impuls elektrisch weiterleitet.

Synapsen ermöglichen komplexere Reaktionen. Sie können sie mit Mehrfachsteckern ver­gleichen, die es ermöglichen, dass mehrere Geräte miteinander verbunden werden können.

Wichtige Anteile einer Synapse sind  der synaptische Spalt und die prä- und die postsynaptische Membran.

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Einteilung des Nervensystems

Topografische Einteilung, d.h. Unterteilung nach der Lage
  • Zentralnervensystem mit Gehirn und Rückenmark

  • Peripheres Nervensystem mit 12 Hirnnervenpaaren und 31 Spinalnervenpaaren



Funktionelle Einteilung, d.h. Einteilung nach der Arbeitsweise
  • Willkürliches Nervensystem (animales, somatische NS). Es steuert Vorgänge, die willentlich beeinflussbar sind.

  • Unwillkürliches Nervensystem (autonomes, vegetatives NS) mit den wichtigen Anteilen Sympathikus (Kampf- und Fluchtnerv) und Para­sympathikus (Erholungsnerv). Es wird auch als „Innenweltsystem“ bezeichnet, da es die Vorgänge steuert, die nicht dem bewussten Willen unterliegen, wie z.B. die Be­wegungen der Magen- und Darmwand.
 
 
Rückenmark, allgemeines

Das Rückenmark heißt mit der Fachbezeichnung Medulla spinalis. Es verläuft im knöchernen Wirbelkanal. Es beginnt im Anschluss an das Gehirn und erstreckt sich kaudal bis zur Höhe des 1. bis 2. Lendenwirbelkörpers. Es besteht aus grauer (Nervenzellkerne) und weißer Substanz (durchziehenden Nerven­fasern).

Es ist eine wichtige Schaltstation für elektrische Impulse und spielt diesbezüglich auch beim Zustandekommen von Reflexen eine wichtige Rolle. Außerdem ist es eine Nervenleitungsbahn für elektrische Impulse, die zum Gehirn ziehen bzw. vom Gehirn kommen.

Das Rückenmark wird vom Liquor umflossen.

 

Aus dem Rückenmark treten in regelmäßigen Abschnitten 31 Rückenmarksnervenpaare aus. Diese Abgänge unterteilen das Rückenmark in 31 Segmente.

Als Rückenmarksegment bezeichnet man den Abschnitt, aus dem ein Rückenmarknerv mit der Gesamtheit seiner Fasern entspringt.

Man unterteilt: 8 Halssegmente, 12 Brustsegmente, 5 Lendensegmente, 5 Kreuzbeinsegmente und 1 Steißbeinsegment.

 
Rückenmark

Graue und weiße Substanz. Im Querschnitt sieht man, dass das Rückenmark aus zwei Anteilen besteht, nämlich der grauen und der weißen Substanz. Die weiße Substanz heißt Substantia alba und umgibt die graue wie ein Mantel. Es handelt sich um durch­ziehende Nervenfasern. Die weiße Färbung verdanken sie der Isolierschicht, die die Nervenfasern umhüllt.

Die graue Substanz wird als Substantia grisea bezeichnet. Sie besitzt in etwa Schmetterlingsform. Die graue Färbung erhält sie durch eine Ansammlung von Nervenzellkörpern mit ihren Kernen. Man unterscheidet an der grauen Substanz das Vorderhorn mit den Motoneuronen, das Seitenhorn mit den Ursprungszellen des Sympathikus und Parasympathikus und das Hinterhorn mit den Kernen der sensiblen Zellen.


Vorder- und Hinterwurzel. Bei den Rückenmarknerven handelt es sich um gemischte Nerven, da sie afferente und efferente Fasern führen. Kurz vor dem Ein- bzw. Austritt ins Rückenmark spaltet sich der Rückenmarknerv in eine Vorder- und eine Hinterwurzel auf. 

In der Vorderwurzel verlaufen ausschließlich efferente Fasern. Dabei handelt es sich um motorische Fasern, die ihren Ursprung im Vorderhorn haben. In einigen Abschnitten verlaufen in der Vorderwurzel noch die sympathischen bzw. parasympathischen Fasern, die in den Seitenhörnern entspringen.

Über die Hinterwurzel treten die sensiblen afferenten Nervenfasern in das Rückenmark ein. Sie stammen z.B. von den Rezeptoren der Haut.


 
Hirn- und Rückenmarkhäute (Meninges)

Rückenmark und Gehirn werden von drei Häuten umgeben, und zwar der weichen Rückenmark-  bzw. Hirnhaut (Pia mater), der Spinnwebenhaut (Arachnoidea mater) und der harten Rückenmark- bzw. Hirnhaut (Dura mater). Diese Häute haben die Aufgabe, das empfindliche Nervengewebe zu schützen.

 

Die Pia mater liegt dem Gehirn direkt auf und dringt in alle Furchen und Windungen der Großhirnrinde ein. Hier verlaufen zahlreiche Blutgefäße. Ebenso liegt die weiche Rückenmarkhaut dem Rückenmark direkt auf. Sie vereinigt sich in Höhe von S2 mit der Dura mater und der Arachnoidea. Diese vereinigten Häute ziehen bis zum Steißbein (Co1) hinunter.

 

Die Arachnoidea dagegen ist fast gefäßlos. Sie be­steht aus einer Membran und einem Bälkchenwerk. Mit der Membran liegt sie direkt der harten Hirn- bzw. Rückenmarkhaut an und mit ihrem Bälkchenwerk ist sie mit der weichen Hirn- bzw. Rückenmarkhaut verbunden. Dieses Bälkchenwerk bildet den Subarachnoidal­raum, in welchem der Liquor zirkuliert.

 

Die Dura mater besteht aus derbem, festem, kollagenem Bindegewebe. Die harte Hirnhaut liegt direkt dem inneren Schädelknochen an und erfüllt hier die Aufgaben der Knochenhaut.
 
Beim Rückenmark allerdings besteht die Dura mater aus zwei getrennten Blättern, und zwar einem äußeren und einem inneren Blatt. Das äußere Blatt liegt direkt dem Wirbelkanal von innen an und erfüllt die Aufgaben der Knochenhaut, wie die Dura mater am Gehirn.

Das innere Blatt umgibt als derber, bindegewebiger Sack das Rückenmark und den ersten Abschnitt der austretenden Rückenmarknerven auf einer Länge von ca.1 cm.
Dieses innere Blatt wird auch als „Durasack“ bezeichnet, weil es das Rückenmark gewissermaßen wie ein Sack bis zur Höhe des 2. Kreuzbein­wirbels (S2) umgibt.




 

Liquorentnahme

Da der Durasack bis S2 hinabzieht, ist in dem Abschnitt zwischen L1/L2 und S2 eine Entnahme des Liquors aus dem Subarachnoid­lich, ohne dass eine Gefahr besteht, dass dabei graue Substanz des Rückenmarks verletzt werden könnte. Eine solche Liquorentnahme wird als Lumbalpunktion zu Untersuchungszwecken durchgeführt, z. B. wenn man wissen möchte, ob Erreger vorhanden sind, die eine Meningitis verursacht haben könnten.
Aus anatomischen Gründen entnimmt man Liquor meist ober- oder unterhalb des Dornfortsatzes des 4. Lendenwirbels.



 
Gehirn

Das Gehirn heißt mit der Fachbezeichnung Encephalon. Es handelt es sich um eine Ansammlung aus Nervengewebe bei dem man eine graue und eine weiße Substanz unterscheiden kann.

Wichtige Anteile des Gehirns sind das verlängerte Mark (Medulla oblongata), die Brücke (Pons), das Mittelhirn (Mesencephalon), das Kleinhirn (Cerebellum), das Zwischenhirn (Diencephalon) und das Großhirn (Cerebrum).

Verlängertes Mark (Medulla oblongata)

Das verlängerte Mark hat eine Länge von ungefähr drei Zentimeter und schließt ohne scharfen Übergang unmittelbar kranial an das Rücken­mark an, d.h. es beginnt oberhalb des Foramen magnum. Betrachtet man das verlängerte Mark im Querschnitt, so sieht man, dass die graue Substanz wie Inseln in der weißen Substanz eingebettet liegt.
 
Bei der weißen Substanz handelt es sich um auf- und absteigende Nervenbahnen. Hier ist die Pyramidenbahn von besonderer Be­deutung, da sie die willkürlichen motorischen Be­wegungsimpulse vom Großhirn in die Peripherie bringt. In der Medulla oblongata kreuzen 80 % dieser Bahnen auf die Gegenseite.

In der grauen Substanz befinden sich Steuerungszentren für lebenswichtige Vorgänge, wie das Vasomotorenzentrum des Herz-Kreislauf-Geschehens, das Atemzentrum, das den Atemrhythmus steuert, das Reflexzentrum für das Zustandekommen von Husten, Niesen, zentrales Erbrechen, Schlucken, Lidschluss, Saugen des Säuglings, außerdem findet man hier die Ursprungszentren des VIII. bis XII. Hirnnervs.

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Brücke (Pons)

Die Brücke befindet sich über und vor dem verlängerten Mark und unterhalb des Mittelhirns.

Die weiße Substanz der Brücke ist ein Leitungsapparat, von dem aus die Nervenfasern von der Medulla oblongata vor allem in Richtung Kleinhirn aber auch zum Großhirn ziehen.

In der grauen Substanz befinden sich die Brückenkerne, bei denen es sich um Umschaltstationen handelt. Außerdem entspringen in der grauen Substanz der V. bis VII. Hirnnerv.

 
Mittelhirn (Mesencephalon)

Das Mittelhirn ist 1,5 cm lang, befindet sich oberhalb der Brücke und unterhalb des Zwischen­hirns. Außer der grauen (Nervenzellkerne) und der weißen Substanz (durchziehende Nervenfasern) findet man noch die paarig angelegte schwarze Substanz (Substantia nigra) und die paarigen roten Kerne (Nuclei rubri). Die dunkle Farbe der schwarzen Substanz beruht auf dem Melaningehalt der hier befindlichen Nervenzellen. In der schwarzen Substanz wird Dopamin produziert, ein wichtiger Überträgerstoff an Synapsen. Die rötliche Farbe der roten Kerne beruht auf der Einlagerung eines eisenhaltigen Pigments. Beim roten Kern handelt es sich um Schaltzellen, die unbewusste Be­wegungsabläufe des Körpers aufeinander abstimmen und koordinieren.

Hier im Mittelhirn entspringen der III. und IV. Hirnnerv. Das Mittelhirn wird vom Aquädukt durchzogen, der die 3. und 4. Hirnkammer verbindet, in denen der Liquor zirkuliert.


 
Limbisches Gehirn

Beim limbischen System handelt es sich um Hirnteile, die den Hirnstamm und den Balken wie ein Saum umgeben. Wichtige Anteile des limbischen Systems sind der Hippocampus Teile des Riechhirns, der Mandelkern und Teile des Zwischen­hirns. Der Begriff „limbisches System“ wird v.a. in der Physiologie und Pharmakologie gebraucht, da hier viele Psychopharmaka in ihrer Wirkung ansetzen.

 

Das limbische System wird auch als emotionales Gehirn bezeichnet, da es beim Entstehen von Gefühlen (Aggression, Wut, Furcht), beim Lernen und bei der Gedächtnisfunktion eine wichtige Rolle spielt.

Da der Hypothalamus als Koordinationsstelle von vegetativen Funktionen mit zum limbischen System gehört, kann es zur Verknüpfung von vegetativen Vorgängen mit Gefühlen kommen, z.B. zur Blutdrucksteigerung bei Wut oder Aggression Da auch das Riechhirn mit dem limbischen System in Verbindung steht, können bestimmte Gerüche mit Emotionen verbunden sein und so ebenfalls Freude und Angst auslösen.


 


 
Kleinhirn (Cerebellum)

Das Kleinhirn liegt hinter dem Hirnstamm und unterhalb des Großhirns, es handelt sich um den zweitgrößten Hirnteil.

Betrachtet man das Kleinhirn von außen, so kann man zahlreiche parallel angelegte Windungen erkennen. Diese parallel verlaufenden Furchen werden auch als Blätter (Folia cerebelli) der Kleinhirnrinde bezeichnet. Dadurch, dass die Kleinhirnrinde viel stärker gefaltet ist als die Großhirnrinde, erreicht sie immerhin ungefähr 75 % deren Oberfläche.

Aufgaben des Kleinhirns sind Koordination von Bewegungen, Heraufsetzung der Muskelspannung und Mitwirkung bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes.

 

Kleinhirnschädigung (cerebellares Syndrom). Bei einer Kleinhirnschädigung können folgende Symptome auftreten: Störungen der Koordination von Bewegungsabläufen (Ataxie). Dabei kommt es zu Schwanken beim Stehen, Torkeln beim Gehen, ausfahrenden Bewegungen und ungleicher Schrittlänge. Weiterhin zu Intentionstremor, bei dem das Zittern unmittelbar vor Erreichen des Bewegungszieles am stärksten ist. Es stellen sich ein Mangel an Muskelkraft, ein Muskelhypotonus, Hyporeflexie und Gleichgewichtsstörungen ein.

Die Koordinationsfähigkeit kann man mit dem Finger-zu-Finger-Test und dem Knie-Hacken-Test prüfen.


 
Zwischenhirn (Diencephalon)

Das Zwischenhirn besteht aus dem Sehhügel (Thalamus) und dem Hypothalamus (mit dem zentralen Höhlengrau). Es liegt unterhalb des Großhirns und oberhalb des Hirnstamms. Seine Abgrenzung zu den benachbarten Hirnteilen ist schwierig, da es sich um eine „Region“ handelt und weil es darüber hinaus vielfache Verbindungen zum Groß- und zum Mittelhirn besitzt.



 

Thalamus (Sehhügel)

Der Thalamus liegt oberhalb des Hypothalamus. Er gilt als „Tor zum Bewusstsein“, da die Informationen von der Außenwelt, z.B. von den Augen, Ohren, Haut und aus dem Körperinneren (Schmerzempfindung) hier eingehen, gesammelt, umgeschaltet und integriert werden. Dabei wirkt der Thalamus wie ein Filter, der nur Informationen an die Großhirnrinde weiterleitet, die im Moment wichtig sind, damit sie dort bewusst werden. So kommt es z.B. während eines Kampfes ein „Tunnelblick“. Alles, was von den überlebenswichtigen Handlungen ablenken könnte, auch Schmerzen, werden „ausgeblendet“.

Der Thalamus spielt aber beim Zustandekommen von Schmerzen überhaupt eine wichtige Rolle. Dies kann man gerade beim „Thalamussyndromerkennen, das sich infolge von zerebralen Durchblutungsstörungen oder Gehirntumoren  einstellen kann. Dabei kommt es zu starken, auf Analgetika nicht ansprechenden Schmerzen und Sensibilitätsstörungen.


 


 
Hypothalamus

Der Hypothalamus ist ein Begegnungszentrum zwischen dem Nerven- und Hormonsystem, da er Aufgaben sowohl im Nerven- als auch im Hormonsystem übernimmt. Außerdem gehört er mit zum limbischen System.

 

Nervale Aufgaben. Der Hypothalamus ist ein Koordinationszentrum für vegetative Funktionen. Außerdem liegen hier wichtige Regulationszentren, z.B. für die Wärmeregulation, die Nahrungsaufnahme, die Atem- und Blutdruck­regulation, den Wasserhaushalt, den Wach- und Schlafrhythmus und für die Koordination von Sexualfunktionen.

 

Hormonelle Aufgaben. Der Hypothalamus stellt Freisetzungs- und Hemmhormone her, mit denen er auf den Hypophysenvorder­lappen einwirkt. Außerdem produziert er Oxytocin und Adiuretin, die er an den Hypophysenhinterlappen abgibt, der diese Hormone einlagert und bei Bedarf freisetzt.


 
Großhirn (Cerebrum)

Das Großhirn ist der Sitz des Bewusstseins. Es stülpt sich wie ein Pilzkopf über den Hirnstamm. Die Oberfläche des Großhirns zeigt viele Windungen und Furchen, diese Gyri und Sulci vergrößern die Oberfläche des Großhirns erheblich.

Wie beim Kleinhirn auch, liegt beim Großhirn die graue Substanz außen und die weiße Substanz innen. In Letztere sind wie Inseln Basalganglien eingelagert, die einen wichtigen Anteil des extrapyramidalen motorischen Systems darstellen.

Eine tiefe Längsfurche (Fissura longitudinalis cerebri) unterteilt das Gehirn in eine rechte und eine linke Hemisphäre, die an ihrer Basis über durchziehende Nervenfasern miteinander verbunden. Diese werden als Balken (Corpus calossum) bezeichnet.

Außer dieser großen Längsfurche gibt es noch zwei kleinere, paarige Furchen, die Zentralfurchen (Rolando-Spalten, Sulci centrales) heißen. Diese unterteilen das Großhirn jeweils in einen Stirn- und Scheitellappen.


 


 
Großhirnlappen

Das Großhirn wird durch die Zentralfurche (Rolando-Spalte) und die seitliche Hirnfurche (Sulcus lateralis) in vier Hirnlappen unterteilt. Im Einzelnen unterscheidet man einen Stirnlappen (Lobus frontalis), zwei Scheitellappen (Lobus parietalis), zwei Schläfenlappen (Lobus temporalis) und einen Hinterhauptlappen (Lobus occipitalis).

 

Stirnlappen (Lobus frontalis). Der Stirnlappen spielt eine wichtige Rolle bei der Informationsverarbeitung. Von besonderer Bedeutung ist im Stirnlappen die motorische Rinde, die auf der vorderen Zentralwindung (Gyrus praecentralis) liegt. Sie ist der Sitz der Willkürmotorik, denn hier entspringen die Pyramidenbahnen. Außerdem befindet sich im Stirnlappen das motorische Sprachzentrum (Broca-Zentrum).

 

Scheitellappen (Lobus parietalis). Im Scheitellappen befindet sich auf der hinteren Zentral­windung die sensible Rinde. Es handelt sich um die sogenannte Körperfühlsphäre, da hier alle Meldungen von den Schmerz-, Tast- und Druck­rezeptoren eingehen und bewusst werden. Ein sensibler Impuls, der diese Region nicht erreicht, bleibt unbewusst.

 

Hinterhauptlappen (Lobus occipitalis). Hier befindet sich die Sehrinde. Die Sehimpulse werden hier bewusst.
 
Schläfenlappen (Lobus temporalis). Im Schläfenlappen sitzt die Hörrinde. Auf der dominanten Seite des Gehirns liegt das Wernicke-Zentrum, die sensorische Sprachregion. Kommt es hier zu einem Ausfall (sensorische Aphasie), so kann der Betroffene zwar flüssig sprechen, aber sein Sprachverständnis ist gestört.



Pyramidenbahn (Tractus corticospinalis)

Die Pyramidenbahn entspringt in der vorderen Zentralwindung der Großhirnrinde, der sogenannten motorischen Rin­de (Gyrus praecentralis). Sie leitet die bewusste Willkürmotorik und ist für die Fein­motorik zuständig. In der Medulla oblongata kreuzen ca. 80 % der Fasern zur Gegenseite („Pyramidenbahnkreuzung“).

Die Pyramidenbahn leitet nicht nur die willkürlichen Bewegungsimpulse für die Skelettmuskulatur, sondern sie hemmt den Muskeltonus und den Muskeleigenreflex. Deshalb kommt es bei einer Schädigung der Pyramidenbahn zu einer spastischen Lähmung, unerschöpflichen Klonus bei den Eigenreflexen und Hypo- bis Areflexie bei den Fremdreflexen.

 
Hirnkammern (Hirnventrikel)

Man unterscheidet vier Ventrikel, und zwar zwei Seiten­ventrikel sowie einen dritten und vierten Ventrikel. Der dritte und der vierte Ventrikel stehen über den sog. Aquädukt miteinander in Verbindung.

Die Ventrikel sind mit Liquor gefüllt. Der vierte Ventrikel hat drei kleine Öffnungen, über die der Liquor aus dem Ventrikelsystem in den Subarachnoidalraum übertreten kann. Sind sie verschlossen, so kommt es zum Wasserkopf.


   


Hirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor)

Beim Liquor handelt es sich um die Hirn-Rückenmark-Flüssigkeit, die in den Ventrikeln und dem Subarachnoidalraum zirkuliert. Es ist eine helle, farblose Flüssigkeit, die in ihrer Zusammensetzung dem Blutplasma ähnelt. Allerdings ist sie eiweißarm und enthält un­gefähr nur die Hälfte der Glukose des Blutplasmawertes. Außerdem zirkulieren im Liquor Lymphozyten und Monozyten.

Gebildet wird der Liquor v.a. in Adergeflechten der Seitenventrikel, indem er aus dem arteriellen Blut abgepresst wird. Er fließt dann in den Subarachnoidalraum, der sich um das Rückenmark und das Gehirn herum befindet und wird über Arachnoidalzotten der Spinnwebenhaut wieder dem venösen Blut zugeführt.

Der Liquor hat eine Schutzfunktion. Dazu umgibt er das Gehirn und das Rückenmark wie ein Wasserbett. Da sich im Liquor Glukose und Nährstoffe befinden, ist von hier aus auch eine gewisse Ver­sorgung des Nervengewebes möglich, allerdings nicht die Versorgung mit Sauerstoff. Auch können über den Liquor Abbauprodukte abtransportiert werden.

 
Wasserkopf (Hydrocephalus)

Ist der Liquorabfluss gestört, so steigt der Druck im Hirnwasser­raum an. Diese Störung kann ihre Ursache an zwei Stellen haben und führt dementsprechend zu einem inneren oder äußeren Wasserkopf. Beim inneren Wasserkopf sind die drei Öffnungen im vierten Ventrikel verlegt, so dass der Liquor nicht von den Hirnkammern in den Subarachnoidalraum abfließen kann. Infolgedessen staut sich der Liquor in den Hirnkammern an und drückt das Gehirn von innen an die Schädeldecke. Beim äußeren Wasserkopf sind die Arachnoidalzotten nicht angelegt oder arbeiten nicht richtig, so dass sich der Liquor im Hirnwasserraum ansammelt und das Gehirn von außen zusammenpresst.

 

Sowohl beim inneren als auch beim äußeren Wasserkopf wird ein erhöhter Druck auf den Schädelknochen ausgeübt. Bei Säuglingen und Kleinkindern gibt der Schädelknochen dem er­höhten Druck nach und beginnt zu wachsen. Es kommt zur Ausbildung eines Wasserkopfes. Da dabei das Hirngewebe komprimiert wird, kann es zu einer Intelligenzminderung kommen.

In diesen Fällen wird operativ der Liquor über einen Kunststoffschlauch entweder nach außen abgeleitet oder häufiger nach innen in den Bauchraum oder manchmal in den rechten Vorhof des Herzens.

 
Gehirn, Blutversorgung

Durch den Hals ziehen vier große Gefäße, um das Gehirn zu versorgen. Dies sind im vorderen Halsbereich die rechte und die linke Halsschlagader (A. carotis interna dextra et sinistra) und im hinteren die rechte und die linke Wirbelschlagader (A. vertebralis dexter et sinister), die aus der Schlüsselbeinarterie (A. subclavia) entsprungen sind.

Aus diesen Gefäßen wird mit Hilfe von Verbindungsästen an der Hirnbasis ein Gefäßring (Circulus arteriosus Willisii) gebildet.

 

Nachdem sich die Arterien in die Kapillaren aufgespalten haben, um die Hirnzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen, fließen sie zu Venen zusammen, die sich in der weichen Hirnhaut befinden. Dann sammeln sie sich in starrwandigen Blutleitern (Sinus), die das Blut dicht unter der Schädeldecke und v.a. an den Rändern der Hirnsichel zur rechten und linken Drosselvene zurückbringen.
 
Die Blut-Hirn-Schranke wird von Gliazellen des Nervengewebes gebildet. Diese legen sich wie ein geschlossener Mantel um das Endothel der Blutkapillaren. Durch die Blut-Hirn-Schranke können nicht alle Substanzen, die sich in den Blutkapillaren be­finden, zu den Nervenzellen transportiert werden. Dies hat den Vorteil, dass bestimmte Giftstoffe die Hirnzellen nicht schädigen können. Ein Nachteil dieser Blut-Hirn-Schranke ist jedoch, dass Medikamente, die am Gehirn wirken sollen, diese Schranke nicht überwinden können.





 

Rückenmarknerven und Rückenmarksegmente
 
Aus dem Rückenmark treten 31 Rückenmark- bzw. Spinalnervenpaare aus. Diese ge­hören, zusammen mit den Hirnnerven, zum peripheren Nervensystem. Die Rückenmarknerven werden nach der Höhe ihrer Austrittsstelle aus dem Zwischenwirbelloch der Wirbelsäule bezeichnet.

Die Rückenmarknerven entspringen aus dem Rückenmarksegment mit einer vorderen und hinteren Wurzel, die sich dann zum Rückenmarknerv vereinigen. Die Vorder­wurzel führt efferente Fasern, die Hinterwurzel afferente Nervenfasern. Die Hinterwurzel schwillt zu einem ei­förmigen Nervenknoten an, dem Spinalganglion (Ganglion nervi spinale). Dabei handelt es sich um eine Ansammlung von sensiblen Nervenzellkörpern.

Beim Rückenmarknerv haben sich die afferenten und efferenten Nervenfasern vereinigt, so dass es sich um einen gemischten Nerv handelt.

 

Man unterscheidet:

8 Halsnervenpaare (Zervikalnervenpaare),

12 Brustnervenpaare (Thorakalnervenpaare),

5 Lendennervenpaare (Lumbalnervenpaare),

5 Kreuzbeinnervenpaare (Sakralnervenpaare)

1 Steißbeinnervenpaar (Kokzygealnervenpaar).
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Rückenmarknervenfasern, afferente und efferente

Die Begriffe afferente und efferente Nervenfasern geben die Richtung an, die der elektrische Impuls an der Nervenfaser nimmt.

 

Afferente Nervenfasern (Afferenzen) beginnen im Anschluss an einen Rezeptor und transportieren die elektrische Erregung zum Zentralnervensystem hin. Es handelt sich um das 1. sensible Neuron. Es tritt über die Hinterwurzel ins Rückenmark ein und hat seinen Zellkörper im Spinalganglion.
Damit haben diese Afferenzen manchmal sehr lange Dendriten. Diese beginnen am Rezeptor und enden am Nervenzellkörper im Spinalganglion. Das Axon ist bei diesen Fasern nur kurz. Es beginnt im Spinalganglion und endet am Hinterhorn des Rückenmarks, da hier die Weiterleitung auf das 2. sensible Neuron
erfolgt.
Bei den Afferenzen unterscheidet man sensible und viszerale Bahnen. Sensible Afferenzen bringen die Impulse von den Sinnesorganen (Haut, Auge, Ohr, Nase) und die viszeralen bringen Schmerzmeldungen von den Eingeweiden zum ZNS.

 
Efferente Nervenfasern (Efferenzen) transportieren die elektrische Erregung vom ZNS in die Peripherie. Bei den Efferenzen unterscheidet man motorische und vegetative. Die motorischen Efferenzen ziehen zur Skelettmuskulatur. Ihr Zellkörper liegt im Vorderhorn des Rückenmarks (Motoneuron).
Die vegetativen Efferenzen gehören zum zum Sympathikus und Parasympathikus. Ihr Zellkörper liegt in den Seiten­hörnern des Rückenmarks.



 


 
Dermatome und Headzonen

Ein Hautsegment oder Dermatom bezeichnet den Hautabschnitt, aus dem die sensiblen Anteile eines bestimmten Rückenmarknervs stammen. Auf der Körperrückseite bilden diese Dermatome eine lückenlose Folge, auf der Vorderseite da­gegen sind einige Dermatome in die Extremitäten verlagert.

Ein Rückenmarknerv entspringt mit seinen afferenten und efferenten Fasern aus einem bestimmten Rückenmarksegment. Ein solches Segment ist das eigene Verschaltungszentrum eines bestimmten gemischten Rückenmarknervs. Ein solches Segment reagiert als „Ganzes“, also sowohl innerlich (an dem bestimmten Organ), als auch äußerlich (an dem entsprechenden Hautabschnitt). Kommt es in einem Dermatom zu Veränderungen, so kann man dies sowohl zu diagnostischen als auch zu therapeutischen Zwecken nutzen.
 
[font=Arial Narrow]Mit Headzonen bezeichnet man Hautareale, in denen es bei Erkrankungen innerer Organe zu Hyperästhesie und zu Hyperalgesie kommen kann. In diesem Zusammenhang spricht man auch von viszerokutanen Reflexen. Andererseits nutzt man diese Zusammenhänge in der Naturheilkunde zu therapeutischen Zwecken und spricht von kutiviszeralen Reflexen: Bringen Sie ein warmes Kirschkernsäckchen auf die Haut auf, so bewirkt dies nicht nur eine Weitstellung der Hautgefäße, sondern auch eine Weitstellung tief liegender Gefäße, die das zugehörige innere Organ [color=#000000][size=medium][s]versorgen. So können Krämpfe, z.B. des Magens, des Darms oder der Gebärmutter
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#2
Wow, lieve Isolde.
Du solltest Dich in Deinem Urlaub doch erholen Wink Aber wahrscheinlich sind solch e spielerischen Lern Lückentexte für Dich/uns eine Art Entspannung.
Ich les mich gleich mal ein. Und sag bis wohin ich gekommen bin. Vielleicht mag dann jemand anders weitermachen.
LG und danke für die Idee und dasSpiel
Bin bis zu den ruckenmarkshäuten gekommen. Hier hört sich alles gut an.

Patenkind von Werner Bergner
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#3
Liebe Isolde,

ich hoffe, Du hast Dich gut erholt.

Auf diesem Weg danke ich Dir für Deine Mühe mit den Lückentexten. Mein Lieblingsthema - ich freue mich darauf.
Sabina
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#4
Ja, ich erhole mich bei nichts so gut, wie beim Rätsel-Erstellen! Smile

So, ich habe mal den Text bis Rückenmark durchgestrichen, da bis dahin erledigt. Danke dafür, liebe Sabine. Heart
Nun ist es ja nur noch eine Kleinigkeit. Wink
GLG Isolde
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#5
Liebe Isolde,

vielen Dank für die Lückentexte! 
Ich habe weitergelesen bis einschließlich "Hirnkammern" und Dir eine E-Mail geschickt mit den Stellen, die mir aufgefallen sind.

Viele Grüße
von Sonja
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#6
Ganz herzlichen Dank, liebe Sonja, Heart
da hast du ja noch einiges gefunden! Smile

Nun bitte nicht nachlassen, ihr lieben Korrekturleser. Wie man sieht ist es absolut notwendig, dass ihr den Rest auch noch lest! Heart
GLG Isolde
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#7
Ganz lieben Dank! Soweit ist nun alles korrigiert!
Dann kann es weiter gehen im Text. Ich stelle nun Teil 2 ein, denn sicher habt ihr euch doch gleich gedacht: So wenig hat sie nie in 12 Tagen geschrieben! Big Grin



Hirnnerven, allgemeines

Zwölf Hirnnerven verlassen paarig das Gehirn. Sie werden in der Reihenfolge ihres Austritts von vorne nach hinten mit römischen Ziffern nummeriert. Danach ziehen sie vom Gehirn durch kleine Öffnungen (Foramina) des Schädels in den Kopf-Hals-Bereich und ver­sorgen ihn motorisch, sensibel und parasympathisch. Eine Aus­nahme bildet der 10. Hirnnerv, der nicht nur den Kopf-Hals-Bereich, sondern auch die Brust-Bauch-Region innerviert.

Diese Hirnnerven tragen aber nicht nur Ziffern, sondern haben auch Bezeichnungen, aus denen man ihren Bestimmungsort bzw. ihre Aufgabe entnehmen kann.

Bei den Hirnnerven gibt es rein afferente (I., II., VIII), rein efferente (IV., VI., XI., XII.) und gemischte (III., V., VII., IX., X.) Fasern. Im Unterschied zu den Rückenmarknerven, die Sie als gemischte Nerven kennengelernt haben.



Hirnnerven, Übersicht

I. = N. olfactorius = Geruchsnerv

II. = N. opticus = Sehnerv

III. = N. oculomotorius = Augenbewegungsnerv

IV. = N. trochlearis = Augenrollnerv

V. = N. trigeminus = Drillingsnerv

VI. = N. abducens = Augenabziehernerv

VII. = N. facialis = Gesichtsnerv

VIII. = N. vestibulocochlearis = Hör- und Gleichgewichtsnerv

IX. = N. glossopharyngeus = Zungen- und Rachennerv

X. = N. vagus = umherschweifender Nerv

XI. = N. accessorius = Beinerv

XII. = N. hypoglossus = Unterzungennerv



 

I. und II. Hirnnerv

Der I. Hirnnerv (N. olfactorius, Geruchsnerv) ist ein rein sensibler und damit rein afferenter Nerv. Er beginnt an den Rezeptoren der Riechschleimhaut, die sich am Nasendach befinden. Von hier aus ziehen sie durch die Siebplatte des Siebbeins zum Riechkolben (Bulbus olfactorius), der sich unterhalb des Stirnlappens des Großhirns befindet. Hier erfolgt eine Umschaltung auf ein 2. Neuron, das zum limbischen System (emotionales Gehirn) zieht. Daran kann man die enge Verbindung zwischen Riechen und Gefühlen sehen.

Der II. Hirnnerv (N. opticus, Sehnerv) führt nur sensible, also afferente Bahnen. Er entspringt mit seinen Sehnervenfasern in der Sehnervenschicht der Netzhaut, bündelt sich am blinden Fleck und tritt als N. opticus aus dem Auge aus. Er zieht dann durch den Sehnervenkanal zur Sehnervenkreuzung (Chiasma opticum). Hier werden die Fasern zum größten Teil gekreuzt und ziehen als Sehstrang (Tractus opticus) zum Thalamus des Zwischenhirns. Sollen die Sehimpulse bewusst werden, so werden sie vom Thalamus zur Sehrinde des Hinterhauptlappens des Großhirns geleitet.



 

III., IV., VI. Hirnnerv

Der III. Hirnnerv (N. oculomotorius, Augenbewegungsnerv) führt willkürlich motorische und parasympathische Fasern. Die willkürlichen motorischen Fasern ziehen zum Lidhebermuskel und zu vier der insgesamt sechs äußeren Augenmuskeln. Seine unwillkürlichen parasympathischen Fasern laufen zu dem Sphinkter der Iris und zu dem Ziliarmuskel, der für die Linsenanpassung zuständig ist.

 

Der IV. Hirnnerv (N. trochlearis, Augenrollnerv) innerviert den oberen schrägen Augenmuskel und ist von daher ein rein willkürlich motorischer Nerv, der ausschließlich efferente Fasern führt.

 

Der VI. Hirnnerv (N. abducens, Augenabziehernerv) innerviert den äußeren seitlichen geraden Augenmuskel. Damit handelt es sich um einen rein willkürlich motorischen Nerv mit ausschließlich efferenten Fasern.





V. Hirnnerv

Der V. Hirnnerv (N. trigeminus, Drillingsnerv) hat willkürlich motorische und sensible Nervenfasern. Es besteht aus 3 Ästen:

Dem Augenhöhlennerv (N. ophthalmicus), ein rein sensibler Nerv, der von Rezeptoren der Haut, der Augenhöhle und der Stirn seinen Ausgang nimmt;

dem Oberkiefernerv (N. maxillaris), einem ebenfalls ein rein sensibler Nerv, der in Rezeptoren der Gesichtshaut unterhalb der Augenhöhle, der Schleimhaut der Nase, in der Oberlippe und in den Zähnen des Oberkiefers entspringt,

dem Unterkiefernerv (N. mandibularis), ein gemischter Nerv mit sensiblen und willkürlich motorischen Anteilen. Seine sensiblen Anteile versorgen die Haut des Unterkieferbereichs mit Unterlippe, Zahnfleisch und Zähnen des Unterkiefers. Die willkürlich motorischen Anteile ziehen zum Kaumuskel (M. masseter) und zur Mundbodenmuskulatur.
 
Wird der Nerv gereizt, so kommt es zur Trigeminusneuralgie mit anfallsweisen, meist einseitigen Schmerzen im Aus­breitungsgebiet. Die Schmerzen können von Zuckungen der mimischen Muskulatur, von Rötung der Gesichtshaut und einer gestörten Tränen- und Schweißsekretion begleitet sein.



VII. Hirnnerv

Beim VII. Hirnnerv (N. facialis, Gesichtsnerv) handelt es sich um einen gemischten Nerv mit willkürlich motorischen, sensiblen und unwillkür­lichen parasympathischen Anteilen. Die sensiblen Fasern kommen von den Geschmacksrezeptoren, die motorischen Fasern ziehen zur mimischen Gesichtsmuskulatur, die parasympathischen Fasern versorgen die Tränen-, Unterkiefer- und Unterzungen­speicheldrüsen.

Leitsymptom der Fazialislähmung ist der herabhängende Mundwinkel und die verstrichene Nasolabialfalte. Je nach Ort der Schädigung unterscheidet man zwischen zentraler und peripherer Lähmung.

Die zentrale Lähmung hat ihre Ursache im Gehirn (z.B. Hirnschlag). Die Lähmungen treten v.a. in der unteren Gesichtshälfte auf, so dass die Mundmuskulatur nicht mehr richtig bewegt werden kann. Das Auge kann geschlossen und die Stirn gerunzelt werden. 

Bei einer peripheren Lähmung liegt der Ort der Schädigung außerhalb des Gehirns. Ursache der Lähmung ist meist eine Virusinfektion oder ein Autoimmungeschehen. Der Betroffene ist nicht in der Lage die Stirn zu runzeln, das Auge zu schließen, zu pfeifen oder die Zähne zu zeigen. Es kann zu einer Störung der Tränensekretion kommen.



 

VIII. Hirnnerv

Der VIII. Hirnnerv (N. vestibulocochlearis, Hör- und Gleichgewichtsnerv) ist ein rein sensorischer Nerv, der aus zwei Anteilen besteht, und zwar dem Hörnerv (N. cochlearis), der die elektrische Erregung vom Hörorgan zum Thalamus leitet und dem Gleichgewichtsnerv (N. vestibularis), der am Gleichgewichtsorgan entspringt und die elektrischen Impulse ebenfalls zum Thalamus transportiert. Vom Thalamus aus können die Impulse des Hör- und Gleichgewichtsnervs weiter zum Großhirn geleitet werden, um hier bewusst zu werden.

 

Im Bereich des Hörnervs bildet sich verhältnismäßig häufig ein gutartiger Tumor, das Akustikusneurinom. Diese Tumoren können beachtliche Ausmaße erreichen. Sie führen zu Hörstörungen, Schwindelanfällen und Ohrgeräuschen (Tinnitus).

IX., XI., XII. Hirnnerv

Der IX. Hirnnerv (N. glossopharyngeus, Zungen- und Rachennerv) besteht aus willkürlich motorischen, sensiblen und unwillkürlich para­sympathischen Anteilen. Die willkürlich motorischen Fasern ziehen zur Rachenmuskulatur, die sensible Fasern entspringen in der Schleimhaut des Rachens und in Geschmacksrezeptoren und die parasympathischen Fasern ziehen zur Ohrspeicheldrüse.

Der XI. Hirnnerv (N. accessorius, Beinerv) ist ein rein willkürlicher motorischer Nerv, der zum Kapuzenmuskel (M. trapezius) und zum Kopfdreher (M. sternocleidomastoideus) zieht.

Der XII. Hirnnerv (N. hypoglossus, Unterzungennerv) ist ein rein willkürlicher motorischer Nerv, der die Zungenmuskulatur innerviert und somit willent­liche Zungenbewegungen ermöglicht.

X. Hirnnerv

Der X. Hirnnerv (N. vagus, umherschweifender Nerv) hat die Besonderheit, dass er nicht nur den Kopf- und Halsbereich versorgt, sondern mit seinen parasympathischen und sensiblen Anteilen in den Brust- und Bauchbereich hinabzieht. Es ist ein gemischter Nerv, mit motorischen, sensiblen und parasympathischen Fasern.

Seine willkürlichen motorischen Fasern ziehen zur Kehlkopf-, Rachen- und Gaumenmuskulatur, die sensiblen Fasern versorgen die Innenseite der Ohrmuschel, Teile des äußeren Gehörgangs und des Trommelfells, außerdem die Zungenwurzel, den unteren Rachen, Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien und Baucheingeweide bis zur Region der linken Dickdarmkrümmung, die parasympathischen Fasern ziehen in den Brust- und Bauchbereich, um hier z.B. den Herzschlag zu verlangsamen, die Herzkranzgefäße und die Bronchien zu verengen, oder die Bewegung der Magen- und Darmwand zu stimulieren.


Nervensystem, willkürliches

Das willkürliche (animale, somatische) Nervensystem ist für die Bewusstheit zuständig, und zwar sowohl für die Steuerung bewusster Bewegungsimpulse als auch für die Bewusstwerdung von Reizen, die von außen auf den Organismus einwirken.

 

Um eine bewusste Bewegung durchführen zu können, zieht ein elektrischer Impuls von der motorischen Großhirnrinde über die Pyramidenbahn bis zum Vorderhorn des Rückenmarks. Hier erfolgt die Umschaltung auf das 2. motorische Neuron (Motoneuron), das den Impuls zur motorischen Endplatte des Muskels bringt.

 

Damit ein Reiz bewusst werden kann, muss er auf einen passenden Rezeptor einwirken. Dieser erzeugt einen elektrischen Impuls, der die afferente Nervenfaser zum Rückenmark entlang läuft . Im Rückenmark erfolgt die Umschaltung auf das 2. sensible Neuron, das zum Thalamus zieht. Hier erfolgt die Umschaltung auf das 3. sensible Neuron, das den elektrischen Impuls zur Großhirnrinde bringt, wo die Bewusstwerdung erfolgt.

 

Nervensystem, unwillkürliches

Zum unwillkürlichen Nervensystem gehören die Anteile des zentralen und peripheren Nerven­systems, die die Vorgänge innerer Organe steuern, die nicht dem bewussten Willen unterworfen sind. Somit dienen sie der Regelung lebenswichtiger Funktionen wie Atmung, Verdauung, Herz­schlag und Kreislauf. Die Zielorte des vegetativen Nervensystems sind z.B. die glatte Muskulatur des Magens, des Darms und die Gefäßwände, das Herz und die Verdauungsdrüsen.

Darüber hinaus steuert das unwillkürliche Nervensystem zusammen mit dem Hormonsystem das harmonische Ineinandergreifen der Tätigkeiten der einzelnen Organe.

Beim vegetativen Nervensystem unterscheidet man drei Anteile: das sympathische, para­sympathische und intramurale System.


Sympathikus

Der Sympathikus wird auch als Kampf- und Fluchtnerv bezeichnet, weil er der Mobilisierung der Energie dient, die zur Selbsterhaltung in Kampf- und Fluchtsituationen notwendig ist.

So gehört es zu seinen Aufgaben, die Atmung und den Herzschlag zu beschleunigen, die Bronchien zu erweitern und die Gefäße, die das Herz und die Skelettmuskulatur versorgen. Außerdem veranlasst er einen Blutdruckanstieg, indem er die peripheren kleinen Arterien zu­sammenzieht. Er hemmt die Darmbewegung, die Tätigkeit der Verdauungsdrüsen und die Blasen- und Darmentleerung. Am Auge verursacht er eine Mydriasis.

 

Der Sympathikus wird auch als thorakolumbales System bezeichnet, weil er im Wesentlichen aus den Seitenhörnern des Thorax und des oberen Lumbalbereichs entspringt. Genauer aus dem 8. Halssegment, dem 1. bis 12. Brustsegment und dem 1. bis 3. Lendensegment.


 
Grenzstrang (Truncus sympathicus)

Beim Grenzstrang handelt es sich um eine wichtige Schaltstelle des Sympathikus. Er erstreckt sich rechts und links neben der Wirbelsäule, und zwar von der Schädelbasis bis zur Steißbeinspitze.

Er besteht auf jeder Körperseite aus 22 bis 23 Ganglien, die durch Verbindungsäste (Rami) miteinander verbunden sind, und zwar zum jeweils darüber und darunter liegenden Ganglion. Damit bildet sich gewissermaßen eine „Ganglienkette“. Es bestehen zusätzlich auch Verbindungen zu den Rückenmarkabschnitten in gleicher Höhe.

Obwohl die sympathischen Nervenfasern nur aus den Rückenmarksegmenten C8 bis L3 ent­springen, erstreckt sich die Ganglienkette von der Hirnbasis bis zur Steißbeinspitze. Das untere Ende der beiden Grenzstränge bildet ein unpaares Ganglion.


 
Eingeweideganglien

Die sympathischen Fasern, die zu den Bauch-Becken-Organen ziehen, haben den Grenzstrang ohne Umschaltung durchzogen. Sie werden in organnahen Eingeweideganglien umgeschaltet. Das bekannteste Eingeweideganglion ist das Sonnengeflecht (Plexus solarius, Plexus coeliacus). Dieses befindet sich um den Truncus coeliacus herum.

Genau genommen handelt es sich bei dem Sonnengeflecht um einen Teil des Bauchaorten-Ge­flechtes (Plexus aorticus abdominalis). Dieses erstreckt sich von der Durchtrittstelle der Aorta durch das Zwerchfell bis zu ihrer Teilungsstelle. Das Bauchaorten-Geflecht ist eine Durch­flechtung sympathischer, parasympathischer und viszerosensibler Fasern.


Parasympathikus, allgemeines

Da der Parasympathikus kranial (im Schädel) und im Sakrum (im Kreuzbein) entspringt, wird er auch als kraniosakrales System bezeichnet.

Der Parasympathikus hat seine Ursprungszentren in den Kernen des Hirnstamms des III., VII., IX. und vor allem X. Hirnnervs und außerdem in den Seitenhörnern der Kreuzbeinrückenmark­segmente S2 bis S4 (Sakralmark).

Die Axone der parasympathischen Fasern ziehen von den Kernen des Hirnstamms bzw. vom Sakralmark zu Ganglien, die entweder in der Wand des Zielorgans (intramurale Ganglien) liegen oder in dessen Nähe, wie z.B. das Sonnengeflecht bzw. das Bauchaortengeflecht.



Parasympathikus und N. vagus, Abgrenzung

Fälschlicherweise wird der Parasympathikus oft mit dem Nervus vagus (X. Hirnnerv) gleich­gesetzt. Dies ist aber nicht richtig, denn der Parasympathikus besteht nicht nur aus Fasern, die mit dem N. vagus verlaufen, sondern er hat außerdem noch Fasern, die anderen Hirnnerven (III., VII., IX.) beigeordnet sind und außerdem besitzt er noch Ursprünge in den Sakralsegmenten S2 bis S4.

 

Es ist auch deshalb nicht korrekt den Parasympathikus mit dem N. vagus gleichzusetzen, da der N. vagus nicht ausschließlich parasympathische Fasern führt, sondern darüber hinaus auch willkürliche motorische und sensible Fasern besitzt.


 
Intramurales System bzw. enteritisches Nervensystem (ENS)

Leider werden die Begriffe intramurales System, enteritisches System, Auerbach-Plexus (Plexus myentericus) nicht einheitlich verwendet. Außerdem überschneiden sich die Begriffe teilweise.

 

Intramurales System. Zum intramuralen System gehören die Geflechte vegetativer Nerven­fasern und Ganglien in der Wand der Hohlorgane wie z.B. Herz, Magen, Blase und Gebärmutter. Diese intramuralen Geflechte weisen bei ihrer Arbeit eine gewisse Eigenständigkeit auf.

 

Enteritisches Nervensystem. Genau genommen gehören nur die Nerven zum enteritischen Nervensystem, die sich in der Wand des Enterons (= Darm) befinden. Oft wird der Begriff aber für die Gesamtheit der Nervengeflechte benutzt, die sich von der Speiseröhre bis zum Afterschließ­muskel erstrecken.

Beim enteritischen Nervensystem kann man noch den Auerbach-Plexus und den Meissner-Plexus unterscheiden. Dabei handelt es sich um Nervengeflechte, die in der Wand des Ver­dauungstraktes liegen.
  • Auerbach-Plexus (Plexus myentericus). Er befindet sich zwischen der Längs- und Ringmuskelschicht der Wand im Verdauungskanal. Er regelt die peristaltischen und segmentalen Bewegungen und ist für die Aufrechterhaltung des Muskeltonus zu­ständig.

  • Meissner-Plexus (Plexus submucosus). Wie sein Name schon sagt, befindet er sich in der Submukosa, der Wand der Verdauungsorgane und ist zu­ständig für die Bewegungen der Schleimhaut. Außerdem stimuliert er die Abgabe der Verdauungssekrete der Epithelzellen.

Damit ist das enteritische Nervensystem ein Teil des intramuralen Geflechts.


Reflexe

Reflexe sind unwillkürliche, nach einem bestimmten Schema ablaufende Vorgänge. Ein solcher Reflex kann durch einen adäquaten Reiz ausgelöst werden, der entweder aus der Umwelt oder aus dem Körperinneren stammt. Damit unterscheiden sie sich grundlegend von bewussten Vorgängen, bei denen immer die Großhirnrinde mit beteiligt ist.

Die Reizaufnahme erfolgt durch einen Rezeptor und führt über einen Reflexbogen zur Reflexauslösung am Erfolgsorgan (Effektor). Letzteres geschieht bei Muskeln über die motorische Endplatte.



 

Reflexe, Übersicht

Beachten Sie bitte, dass sich im Folgenden die Begriffe zum Teil erheblich überschneiden können!!
  • physiologische Reflexe: sind beim Gesunden auslösbar.

  • pathologische Reflexe: sind beim Kranken auslösbar.

  • Muskeleigenreflexe: sind ein Schutzmechanismus des Muskels gegen Überdehnung.

  • Fremdreflex: Ort der Reizung und der Reaktion liegen in zwei verschiedenen Organen.

  • unbedingter Reflex: besteht angeborenermaßen und ist beim Gesunden immer auslösbar.

  • bedingter Reflex: tritt nur unter bestimmten Be­dingungen auf, da es sich um einen anerzogenen (konditionierten) Reflex handelt.

  • interozeptiver Reflex: erfolgt aufgrund eines Reizes aus dem Körper­inneren.

  • exterozeptiver Reflex: erfolgt durch eine äußere Reizeinwirkung, z.B. als Nies- oder Hustenreflex.

  • spinale Reflexe: sind Rückenmarkreflexe ohne Beteiligung von höheren Strukturen des ZNS.

  • Karotissinusreflex (kardiovaskulärer Reflex): Ein Druck auf die Teilungsstelle der A. carotis  führt zu einem reflektorisches Absenken der Herzfrequenz und des Blutdrucks.

—   gastrokardialer Reflex: Ein gesteigerter Druck auf das Herz, z.B. durch Meteorismus, führt zur Engstellung der Herzkranzgefäße und damit zum Roemheld-Syndrom.



 

Reflexbogen

Von einem Reflexbogen spricht man, weil der Ort der Reizung und der Reaktion meist dicht beieinander liegen und der Nervenimpuls somit vom Reizort über das ZNS zum Reaktionsort einen Bogen beschreibt.

Ein Reflexbogen setzt sich aus den folgenden Anteilen zusammen:
  • Rezeptor: Er nimmt den adäquaten Reiz aus der Um- oder Innenwelt auf und wandelt ihn in einen elektrischen Impuls um.

  • Afferente Nervenfaser: Sie leitet den elektrischen Impuls zum ZNS.

  • Schaltzelle (Interneuron): Sie kommen nur bei Fremdreflexen (s.u.) vor und dienen der Erregungsübertragung im Rückenmark. Beim Eigenreflex fehlen sie.

  • Efferente Nervenbahn: Sie tritt vom Vorderhorn des Rückenmarks aus und leitet den Impuls zum Erfolgsorgan (Effektor).

  • Effektor: Es handelt sich um das ausführende Organ, meist ein Muskel oder eine Drüse.

 

Ein solcher Reflexbogen befindet sich im gleichen Rückenmarksegment. Deshalb kann man durch Prüfung der wichtigsten Reflexe die Segmenthöhe einer Schädigung im Rückenmark bestimmen.



 





 

Eigenreflexe

Beim Eigenreflex liegt der Ort der Reizung und der Reaktion typischerweise in einem Skelettmuskel. Diese Muskeleigenreflexe sind monosynaptisch.

Kommt es zur Längenzunahme des Muskels, so wird dies von den Dehnungsrezeptoren registriert, die daraufhin elektrische Impulse produzieren, die zum Rückenmark laufen und hier auf die efferenten Nerven­fasern umgeschaltet werden. Diese bringen die elektrischen Impulse zu den Skelettmuskelfasern, die sich daraufhin reflektorisch zusammenziehen.

Damit bei den Eigenreflexen keine überschießenden Reaktionen auftreten können, werden diese durch Impulse von höher gelegenen Hirnzentren, v.a. durch Bahnen, die mit der Pyramidenbahn verlaufen, gedämpft.

Kennzeichen von Eigenreflexen sind kurze Reflexzeit, Unfähigkeit zur Summation und Unermüdbarkeit.



 

Fremdreflexe

Beim Fremdreflexe liegen der Ort der Reizung und der Reflexantwort in zwei verschiedenen Organen. Dabei liegt der Reizort in der Haut oder Schleimhaut und das Erfolgsorgan ist ein Muskel. Fremdreflexe sind polysynaptisch, da sie im ZNS mehrfach umgeschaltet werden.

 

Fremdreflexe unterscheiden sich von den Eigenreflexen durch eine längere Reflexzeit, da hier zahlreichere Umschaltungen notwendig sind als beim monosynaptischen Eigenreflex. Außerdem besitzen sie die Fähigkeit zur Summation, das heißt, bei zunehmender Reizintensität kommt es zu einer Aktivierung weiterer Muskel­gruppen und damit zu einer deutlicheren Reflexantwort. Ein weiteres Kennzeichen der Fremdreflexe ist ihre Ermüdbarkeit, d.h. dass bei wiederholter Reizung die Reflexantwort von Mal zu Mal schwächer wird.



 

Reflexantworten

Bei einer Reflexprüfung sind folgende Befunderhebungen möglich:
  • normaler Reflex

  • Hyporeflexie: abgeschwächter Reflex

  • Areflexie: fehlender Reflex

  • Hyperreflexie: gesteigerter Reflex

—   Klonus: sich schnell wiederholende, reflektorische Muskel­kontraktionen. Dabei unterscheidet man noch den erschöpflicher Klonus, der nach einigen rhythmischen Kontraktionen von allein aufhört. Dabei gilt ein seitendifferenter, erschöpflicher Klonus als Hinweis auf eine Pyramidenbahnschädigung. Bei einem unerschöpflicher Klonus dagegen hören die rhythmischen Kontraktionen nicht von alleine auf, sondern die Gliedmaßen müssen mit der Hand gestoppt werden. Er gilt als sicheres Zeichen auf eine Schädigung der Pyramidenbahn.



 





 

Pupillenreflex

Schon vor der eigentlichen Prüfung des Pupillenreflexes achtet man darauf, ob bei dem Patienten eine ein- oder beidseitige Pupillenverengung (Miosis), -erweiterung (Mydriasis) oder eine ungleiche Pupillenweite (Anisokorie) oder Pupillenentrundung vorliegt.

 

Zur Prüfung des Pupillenreflexes bringt man Licht in das rechte Auge und prüft, ob es hier zu einer prompten und ausreichenden Pupillenverengung kommt. Danach wird das Licht in das linke Auge geworfen und hier die Reaktion beobachtet. Zuletzt wird wieder in das rechte Auge geleuchtet und geprüft, ob sich daraufhin auch die linke Pupille ausreichend zusammenzieht.



 

Fußsohlenreflex und Babinski-Zeichen

Zur Prüfung des Fußsohlenreflexes (Plantarreflexes) streicht man mit der Nadel von der Ferse ausgehend an der Seite der Fußsohle in Richtung der Kleinzehe und weiter bis zum Großzehengrundgelenk. Beim Gesunden kommt es als Reflexantwort zu einer leichten Krümmung der Zehen, bei starker Ausprägung auch zu einer leichten Fluchtbewegung des Fußes.

 

Vom Babinski-Zeichen spricht man, wenn es bei der Prüfung des Fußsohlen­reflexes zu einer oder beiden der folgenden Reaktionen kommt: langsame Dorsalflexion der Großzehe und/oder Spreizung der Zehen (Fächerphänomen der 2. bis 5. Zehe). Das Auftreten eines solchen Babinski-Zeichens ist ein Hinweis auf eine Pyramidenbahn­schädigung, und zwar auf eine Schädigung des ersten motorischen Neurons. Eine solche Schädigung wird häufig durch Multiple Sklerose oder Urämie verursacht.

Beachten Sie jedoch bitte, dass ein Babinski-Zeichen physiologisch bis in das 2. Lebensjahr vor­kommt, da bis zu diesem Zeitpunkt das Pyramidenbahnsystem noch nicht vollständig ausgereift ist.



 

Nervensystem, apparative Untersuchungen

 

Bei einem EEG (Elektroenzephalogramm) werden Elektroden an der Kopfhaut befestigt und die elektrischen Potenzialschwankungen untersucht. Dadurch kann man Hinweise auf Epilepsie, Durchblutungsstörungen und Hirntumoren gewinnen. Demenz allerdings ist mit dieser Methode meist nicht nachweisbar.

 

Mit einer ENG (Elektroneurografie) wird die Nervenleitungsgeschwindigkeit der peripheren motorischen und sensiblen Nerven gemessen. So können Ausmaß und Verteilung von Nervenverletzungen bestimmt werden.

 

Bei einer EMG (Elektromyografie) werden die Aktionsströme eines Muskels abgeleitet und registriert. So lässt sich feststellen, ob eine Lähmung durch eine Muskel- oder Nerven­schädigung entstanden ist oder ob sie psychogen bedingt ist

 

Bei einer CT (Computertomografie) können mittels Röntgenstrahlen beliebige Querschnitte/Ebenen durch den Patienten sichtbar gemacht werden. So können raumfordernde Prozesse (Tumoren, Zysten) gut erkannt werden.

 

Bei einer MRT (Magnetresonanztomografie), auch Kernspintomografie bezeichnet, werden die Atome im Gewebe durch ein starkes äußeres Magnetfeld ausgerichtet. Die Methode wird eingesetzt, um Veränderungen am Knochen, Knorpel, Band- und Kapselapparat, Tumoren und vielem anderem eingesetzt.



 





 

Nervenwurzelsyndrom

Von einem Nervenwurzelsyndrom spricht man, wenn ein Rückenmarknerv an seiner Ein- bzw. Austrittsstelle aus dem Zwischenwirbelloch der Wirbelsäule geschädigt wurde. In diesen Fällen liegt die häufigste Ursache in degenerativen Veränderungen der Bandscheiben. Gelegentlich spielen jedoch Tumoren (v.a. Wirbelsäulenmetastasen) eine Rolle. Meistens ist die untere Lendenwirbelsäule betroffen, gelegentlich jedoch auch der untere HWS-Bereich.

 

Je nach betroffenem Nerv kommt es in dem betroffenen Bereich zu Schmerzen, Sensibilitäts­ausfällen und Lähmungen, evtl. mit Muskelatrophie und Hypo- oder Areflexie.

 

Die Therapie erfolgt durch einen Neurologen und ist abhängig von der Ursache und der Lokalisation der Schädigung. Die Gabe von Nervenvitaminen (Vitamin B1, B6, B12) kann hilfreich sein.



Meralgia paraesthetica (Inguinaltunnel-Syndrom)

 

Bei der Meralgia paraesthetica handelt es sich um eine Entzündung des seitlichen Ober­schenkel­hautnervs (N. cutaneus femoris lateralis). Die Ursache liegt meist in einer Kompri­mierung des Nervs im Leistenbereich, z.B. als sogenannte „Jeans-Krankheit“ oder durch einen „Hängebauch“ bzw. infolge von Schwangerschaft.

Es kommt im Ausbreitungsgebiet des Nervs am lateralen Oberschenkel („Generalstreifen“) zu Schmerzen und Sensibilitätsstörungen. Der Schmerz wird durch eine Rumpfbeugung nach hinten verstärkt.

Die Therapie muss sich an der zugrunde liegenden Ursache ausrichten. Symptomatisch können antientzündliche Enzyme und die Nervenvitamine gegeben werden.



 

Fallhand, Krallenhand, Schwurhand

Zur Fallhand kommt es durch eine Schädigung des Speichennervs (N. radialis) im Oberarmbereich.

Die Hand kann nicht mehr entgegen der Schwerkraft ausgestreckt werden.

 

Die Krallenhand beruht auf einer Schädigung des Ellennervs (N. ulnaris).
Die Fingergelenke sind in den Grundgelenken überstreckt und in den Mittel- und Endgelenken gebeugt.


 

Bei einer Schwurhand liegt eine Schädigung des Mittelarmnervs (N. medianus) vor. Die Hand kann nicht mehr insgesamt zur Faust geballt werden, sondern nur noch der kleine und der Ringfinger.



 





 

Polyneuropathie (PNP)

Bei einer Polyneuropathie handelt sich um eine Erkrankung peripherer Nerven, die nicht traumatisch bedingt ist. Die Ursache liegt häufig in einer Schädigung der Nerven durch Alkohol oder andere Nervengifte (toxische Polyneuropathie). Es kommen jedoch auch Diabetes mellitus, Zytostatikaeinnahme, Vitamin-B1-Mangel (Beri-Beri), B2-Mangel (Pellagra), Zöliakie und Infektionskrankheiten in Betracht.

Leitsymptome sind die Sensibilitätsstörungen und Parästhesien, die meist in den distalen Körperabschnitten beginnen, als sogenannte „Handschuh- bzw. Sockenmissempfindungen“, allerdings können die Beschwerden auch an den gesamten Armen und Beinen auftreten. Mit Fortschreiten der Erkrankung kann es zu schlaffen Lähmungen mit Muskelatrophie kommen. Diese sind ebenfalls symmetrisch und beginnen auch an den distalen Gliedmaßen.

Sind vegetative Nerven in das Krankheitsgeschehen mit einbezogen, so kommt es zu Hautveränderungen, verminderter Schweißsekretion, Magen-, Blasen- und Darmentleerungsstörungen (v.a. bei Diabetes mellitus). Gerade bei Diabetes mellitus kann sich die Polyneuropathie in unterschiedlichsten Störungen zeigen (z.B. Herzrhythmusstörungen, beidseitigen Ischialgien, Durchfällen).

Bei Verdacht auf Polyneuropathie wird der Patient zur Abklärung an den Neurologen überwiesen.

Die Therapie muss sich an der zugrunde liegenden Ursache ausrichten.



 

Horner-Symptomenkomplex 

Unter dem Horner-Symptomenkomplex fasst man die Trias zusammen: Enophthalmus (zurückgezogener Augapfel), Ptosis, ein herabhängendes Oberlides durch Lähmung des Oberlidhebers (M. tarsalis superior) und eine Miosis (Pupillenverengung).

Es kann auf der betroffenen Körperseite zur Hyperämie und Störung der Schweißbildung kommen, und zwar eine Anhidrose.

Die Ursache liegt meist in einer Schädigung der sympathischen Fasern, die die glatte Augenmuskulatur innervieren. Eine seltene Ursache sind Hirnstamminfarkte.



 

Ischias-Syndrom

Beim Ischias-Syndrom liegt in einer Reizung des N. ischiadicus oder seiner Wurzeln im Bereich L4/L4/S1 durch eine Bandscheibenprotrusion oder einen Vorfall vor. Ausgelöst wird die Ischialgie meist durch schweres Heben oder durch Verdrehen der Wirbelsäule durch eine bestimmte Bewegung. Tritt die Ischialgie beidseitig auf, so liegt die Ursache meist in Alkoholabusus oder Diabetes mellitus. In diesen Fällen liegt dann meist eine Polyneuropathie vor.

 

[font=Arial Narrow][s][size=medium]Es kommt typischerweise zu Schmerzen [/s
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#8
Ups,jetzt habe ich gerade gesehen, dass es mir den Rest doch noch abgeschnitten hatte.
Es hat noch dieser kleine Rest gefehlt.
(Jetzt glaube ich selbst, dass ich im Urlaub fleißig war).

Hier kommt GARANTIERT DER REST (das war ´s dann). Smile
Macht euch keine Gedanken, dass die Formatierung und das Schriftbild nicht stimmen. Das muss beim Übertrag in html eh alles neu gemacht werden.



Lähmungen

Man unterscheidet nach dem Ausmaß der Beeinträchtigung zwischen einer vollständigen Lähmung des Muskels, einer Paralyse (auch Plegie genannt) und einer Parese, bei der der Muskel nun eine Minderung der Bewegungs­fähigkeit zeigt.
Weiterhin unterteilt man zwischen einer schlaffen (peripheren) einer spastischen (zentralen) Lähmung.
Bei einer schlaffen Lähmung ist der Muskeltonus herabgesetzt, es zeigen sich eine Areflexie und eine Muskelatrophie. Bei einer spastischen Lähmung dagegen ist der Muskeltonus heraufgesetzt, es zeigen sich eine Hyperreflexie (oder Klonus), keine Muskelatrophie und es kommt zu einem positiven Babinski-Zeichen.
 
Man unterscheidet nach der Ausbreitung der auftretenden Lähmungen:
  • Monoplegie (Monoparese)
    Ein Arm oder ein Bein ist vollständig bzw. unvollständig gelähmt.
  • Paraplegie (Paraparese)
    Beide Arme oder beide Beine sind vollständig bzw. unvollständig gelähmt.

  • Hemiplegie (Hemiparese)
    Die rechte oder linke Körperhälfte ist vollständig bzw. unvollständig gelähmt.

  • Tetraplegie (Tetraparese)
    Beide Arme und Beine sind vollständig bzw. unvollständig gelähmt.

 

 
Multiple Sklerose (MS)
Die Multiple Sklerose ist bei uns eine der häufigsten Nervenerkrankungen. Betroffen sind überwiegend Frauen. Der Krankheitsausbruch liegt meistens zwischen dem 20. bis 40. Lebensjahr. Man unterscheidet einen akuten schubweisen, einen chronisch-progredienten und einen foudroyanten Verlauf.
Die genaue Ursache ist unbekannt. In 15 % der Fälle findet man eine familiäre Häufung. Man vermutet jedoch auch Autoimmunvorgänge, Viren, Chlamydien und Umwelteinflüsse.
Bei Multipler Sklerose können die folgenden Symptome auftreten: Parästhesien, Schielen, Sehnervenneuritis mit „Sehen wie durch Milchglas“, Nystagmus (Augenzittern), Intensionstremor, skandierende Sprache, spastische Lähmungen, Blasen- Darmentleerungs- und Potenzstörungen, Kopfschmerzen, Trigeminusneuralgie mit Dauerschmerzen, nachlassende Gedächtnisleistung und psychische Veränderungen.

 
Parkinson-Syndrom
Das Parkinson-Syndrom bricht meist um das 60. Lebensjahr herum aus. Dabei kommt es infolge eines (relativen) Dopamin-Mangels zu den Leit­symptomen: Tremor (Gliederzittern), Rigor (Muskelsteifheit), Hypo- bis Akinese (Bewegungs­armut bis Bewegungslosigkeit) und posturale Instabilität (Haltungsinstabilität). Mögliche Begleitsymptome sind psychische, vegetative und sensorische Störungen mit depressiven Verstimmungen, verlangsamten Denken, Salbengesicht, Kreislaufregulationsstörungen, Obstipation oder Diarrhoe, Dysfunktionen bei der Blasenentleerung und Parästhesien.
Meist beginnt die Erkrankung schleichend mit Pillendreher-Tremor einer Hand oder mit Rigor ohne Tremor der Muskulatur.
Die Behandlung erfolgt durch den Arzt. Hier spielt die Substitution des Dopamins (L-Dopa) die wichtigste Rolle. Der Heilpraktiker kann begleitend behandeln.


Apoplexie
Bei einem Schlaganfall (Apoplexie) kommt es zum „schlagartigen“ Ausfall bestimmter Hirnfunktionen. Je nachdem, welche Hirnbereiche betroffen sind, treten unterschiedliche Symptome auf.
Die Ursache ist entweder ein Hirninfarkt oder eine Hirnblutung. 
Deshalb unterscheidet man:
  • Hirninfarkt = weißer Insult, ca. 80 %. Hier ist es zu einem Gefäßverschluss durch einen Embolus oder Thrombus gekommen, die Folge ist eine Ischämie des betroffenen Gehirnareals. Risikofaktoren für einen Hirninfarkt sind Arteriosklerose, Hypertonie und damit vor allem Diabetes mellitus, Rauchen, Hyperlipidämie und Einnahme von Ovulationshemmern.
  • Hirnblutung (Massenblutung) = roter Insult, ca. 20 %. Hier ist es zur Gefäßruptur (Zerreißen eines Blutgefäßes) gekommen und damit zur Einblutung ins Gehirn. Als Hauptrisikofaktor gilt die Hypertonie.
Allein aufgrund der auftretenden Symptome ist meist keine sichere Unterscheidung zwischen Hirninfarkt und Hirnblutung möglich.


Hirninfarkt
Beim Hirninfarkt ist es zu einem akuten Verschluss einer Hirnarterie gekommen. Dabei kommen als Ursache ein Thrombus oder ein Embolus in Betracht. Durch den teilweisen (Thrombus) oder völligen (Embolus) Gefäßverschluss wird das betroffene Hirngewebe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt und beginnt abzusterben. Das Ausmaß der Schädigung hängt von der Größe des betroffenen Gebietes ab, von der Geschwindigkeit, mit der sich der Gefäßverschluss ausbildet und von der Fähigkeit Kollateralkreisläufe auszubilden.
 Leitsymptome sind Bewusstseinsstörungen, halbseitige Lähmungen, Fazialislähmung, Sprech-, Sprachverständnis-, Sensibilitäts- und Sehstörungen.
 
Der Gefäßverschluss stellt sich oft in den frühen Morgenstunden (zwischen 6 bis 8 Uhr) ein und nach dem Aufstehen, da dann der Blutdruck ansteigt. Er kann sich langsam (durch Thrombus) oder plötzlich (durch Embolus) entwickeln.
 
Hinsichtlich der Rückbildung der aufgetretenen neurologischen Symptome unterscheidet man TIA mit Rückbildung spätestens innerhalb von 24 Stunden, meist allerdings schon nach 10 Minuten; PRIND mit Rückbildung länger als 24 Stunden und den vollendeten Infarkt, bei dem die Symptome nicht mehr vollständig verschwinden.


Hirnblutung (Massenblutung)
Bei einer Hirnblutung ist es zur Gefäßruptur gekommen. Es tritt (massenhaft) Blut ins Gehirn aus. Die Prognose hängt wesentlich von der Größe des betroffenen Hirngefäßes und der austretenden Blutmenge ab. Das austretende Blut führt zur Hirndrucksteigerung.
Die häufigste Ursache ist, dass ein durch Arteriosklerose geschädigtes Gefäß rupturiert. Seltene Ursachen sind ein Aneurysma oder eine hämorrhagische Diathese.
Die Beschwerden setzen akut ein und verschlechtern sich dann durch die Raumforderung des austretenden Blutes noch weiter. Es kommt zu heftigen Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen, Blut­druckabfall, Augenmuskellähmungen, Pupillenstörungen (oft unterschiedliche Pupillengrößen und/oder gestörter Pupillenreflex auf Lichteinfall) und Stauungspapillen.
Je nach Lokalisation und Ausmaß der Blutung kann es – wie beim Hirninfarkt auch - zu Lähmungen, Schluck-, Sensibilitäts- und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma kommen. Kennzeichen des durch Hirnblutung verursachten Komas sind ein rotes, gedunsenes Gesicht und eine blasend-schnarchende Atmung und eine völlige Muskelerschlaffung mit Fehlen der Reflexe.
Bei Verdacht auf Apoplexie sollen die folgenden Funktionen geprüft werden:
  • Fazialisparese: Fordern Sie Ihren Patienten auf zu lachen und zu grimassieren.
  • Armparese: Im Liegen müssen der rechte und separat danach der linke Arm nach vorne gestreckt angehoben werden, bis zu einem Winkel von 45 Grad.
  • Sprache, Sprechen: Fordern Sie die Patienten auf einen Satz nachzusprechen und lassen Sie ihn einen bestimmten Gegenstand benennen (z.B. eine Tasse oder Schere).
  • Zunge: Bitten Sie ihn die Zunge herauszustrecken und achten Sie darauf, ob diese nach einer Seite abweicht.
Bei 80 bis 90 % der Schlaganfallpatienten kommt es bei mindestens einer dieser Funktionen zu einer Störung.

 
Epidural-, Subdural- und Subarachnoidalblutungen
 
Bei einer Epiduralblutung kommt es zur Einblutung zwischen der Dura mater und dem Schädelknochen. Die Ursache liegt meist in einer Kopfverletzung. Dabei kommt es zu Bewusstseinsstörung und nach einem freien Intervall, das Minuten bis Tage dauern kann, zur erneuten Bewusstseinstrübung bis zum Koma. Außerdem können Halbseitenlähmungen und Zeichen der Hirndrucksteigerung auftreten.
 
Bei einer Subduralblutung erfolgt die Blutung in den Raum zwischen Dura mater und Arachnoidea. Auch hier liegt die Ursache meist in einer Kopfverletzung. Es treten die gleichen Symptome wie bei der Epiduralblutung auf, allerdings entwickeln sie sich langsamer, d.h. in einem Zeitraum von Tagen bis Wochen.
 
Bei einer Subarachnoidalblutung erfolgt die Blutung in den Sub­arachnoidalraum. Eine Subarachnoidalblutung tritt fast immer ohne vorausgegangene Kopfverletzung auf, und zwar durch Zerreißen eines Aneurysmas (meist der A. basilaris).
Dabei kommt es typischerweise entweder nach körperlicher Arbeit oder aber im Schlaf zum „meningealen Syndrom“ mit Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit, aber ohne Fieber. Je nach Krankheitsschwere bleibt das Bewusstsein erhalten oder es kommt zum Bewusstseinsverlust bis zum Koma.

Merke: Bei Verdacht auf Apoplexie ist eine sofortige Krankenhauseinweisung notwendig.


 
Alzheimer-Krankheit
 
Die Erkrankung beginnt meist nach dem 65. Lebensjahr. Es kommt zum Absterben von Nervenzellen, sodass das Gehirn auf ein Drittel seines ursprünglichen Volumens schrumpfen kann. Die Hirnkammern sind stark erweitert und die normalerweise engen Hirn­furchen klaffen weit auseinander.
 
Die eigentliche Ursache ist unbekannt. Man vermutet, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, außerdem Störungen des Amyloid- und Eiweißstoffwechsels. Als Risikofaktoren vermutet man Östrogenmangel bei Frauen, außerdem Nikotin- und Alkohol­abusus, Hyperlipidämie, erhöhte Homocysteinwerte, ein niedriger Bildungsstand und Schädel-Hirn-Verletzungen.
 
Man kann drei Stadien unterscheiden:
 
Stadium 1: Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses und psychischen Veränderungen, wie Interesselosigkeit, Antriebs­störungen, Leistungseinbußen und depressiven Verstimmungen.
 
Stadium 2
Die Gedächtnisstörungen nehmen immer mehr zu. Außerdem kommt es zu räumlichen und zeitlichen Orientierungs­störungen
, zu Wortfindungsstörungen und zur Einschränkung des Urteilvermögens.
An Verhaltensänderungen können sich nun Unruhe, Verwirrtheit und Aggressivität einstellen.

 
Stadium 3
Selbst alltägliche Verrichtungen wie Anziehen und Einkaufen können nicht mehr bewältigt werden. Die Sprach- und Orientierungs­störungen nehmen immer mehr zu. Es kommt zum Verlust des Tag-Nacht-Rhythmus. Letztendlich werden die nächsten Angehörigen nicht mehr erkannt und es kommt zur Harn- und Stuhl­inkontinenz.


 
Epilepsie, allgemeines
Es handelt sich um einen Oberbegriff für eine Reihe von Anfallsleiden, die sehr unterschiedliche Ursachen haben können und in unterschiedlichen Schweregraden auftreten.
Charakteristische Symptome sind Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit, Schaum vor dem Mund, Zungen­biss und Einnässen.
 
Untersucht man das Gehirn während eines epileptischen Anfalls mit einem EEG, so findet man eine ungesteuerte, chaotische, elektrische Entladung der Nervenzellen, die die normale Hirn­funktion für eine gewisse Zeitspanne unterbricht.
 
Epileptische Anfälle können unterschiedlichste Auslöser haben, z.B. raumfordernde Prozesse wie Hirntumoren, intrakranielle Blutungen, hohes Fieber, Hitzschlag, Stoffwechselstörungen wie Hypokalziämie, Hypoglykämie, Hyponatriämie, Entzugssyndrome, wie z.B. Alkohol, Antidepressiva, flackerndes Licht (Autofahrten durch eine Allee, Diskobesuch, Fernsehen mit schnell wechselnder Bildfolge) und vieles mehr.

 


 
Epilepsie, Unterteilungen
 
Epilepsia major (Grand mal, großer Krampfanfall) ist eine schwere Form der Epilepsie mit folgendem typischen Ablauf. Der Betroffene wird blass, die Augen sind starr und weit geöffnet. Manchmal wird ein Initialschrei ausgestoßen. Es kommt zum Bewusstseinsverlust und der Be­troffene stürzt zu Boden. Arme und Beine versteifen durch eine tonische Kontraktion. Meist entleeren sich in dieser Phase auch Blase und Darm. Diese Phase dauert etwa 10 bis 30 Sekunden.
Danach folgen auf die Muskelstarre klonische Muskelzuckungen. Diese zweite Phase dauert meist ein bis zwei (wenige) Minuten. Danach fällt der Betroffene in einen Terminalschlaf. Erwacht er, so kann er sich nicht mehr an den Anfall erinnern.
 
Epilepsia minor (Petit mal, kleiner Krampfanfall), betroffen sind in erster Linie Kinder und Säuglinge. Es kommt nur zu leichteren Krämpfen und leichteren Bewusstseinstrübungen. Oft äußert sich ein solcher Anfall mit ruckartigen Bewegungen des Kopfes, der Arme und Beine. Beim Säugling kommt es zu einem plötzlichen Zusammenkrümmen des Körpers mit Verdrehen der Augen.
 
Absencen werden den Petit-mal-Anfällen zugerechnet. Sie beginnen meist im 6. bis 10. Lebensjahr und können pro Tag und Nacht zu zahlreichen Anfällen führen. Sie werden von den Eltern und Lehrern oft als Konzentrationsstörungen des Kindes fehlgedeutet.
Bei einer Absence kommt es zur Bewusstseinsstörung ohne motorische oder vegetative Symptome.
Bei diesen Absencen können Hirnnervenzellen absterben. Treten zahlreiche Anfälle auf, kann es zu schweren geistigen Beeinträchtigungen kommen.

 
Hirntumor, allgemeines
Bei den intrakraniellen Tumoren unterscheidet man gut- und bösartige Geschwulste. Innerhalb des Schädels sind auch gutartige Tumoren gefährlich, weil auch ein benigner raumfordernder Prozess zum Absterben von Nervengewebe führen kann.
Im fortgeschrittenen Stadium führen sowohl die gut- als auch die bösartigen Hirntumoren zur Hirndrucksteigerung.
Hirntumoren können vom Hirngewebe, den Meningen, Nervenscheiden oder der Hypophyse ausgehen. Bei den sekundären Hirntumoren handelt es sich um Metastasen von Tumoren außerhalb des Gehirns.
 
Die Symptome eines Hirntumors können sehr unterschiedlich sein. In einem frühen Stadium können sie symptomlos bleiben. Manchmal kommt es zu einem be­schwerdearmen Bild, bei dem lediglich Kopfschmerzen auftreten. Bei ungefähr jedem 3. Patienten mit Hirntumor kommt es zu epileptischen Anfällen. Diese können auch als einziges Symptom auftreten. Bei manchen stellt sich allerdings ein akutes, schlaganfallähnliches Er­scheinungsbild ein.

 


 
Hirntumor, Symptome
Man unterscheidet bei den auftretenden Beschwerden zwischen den Symptomen der Druck­steigerung und den Lokal- bzw. Herdsymptomen. Die Drucksteigerung entwickelt sich infolge einer Störung des Liquorabflusses, die Herdsymptome durch eine Schädigung des Nerven­gewebes durch die Verdrängung von Hirngewebe.
 
Symptome der Drucksteigerung sind Kopfschmerzen, zentrales Erbrechen, d.h. plötzlich auftretendes, explosionsartiges Erbrechen, v.a. bei raschen Kopfbewegungen, Wesensveränderungen wie Verlangsamung, Benommenheit, Schläfrigkeit, Stauungspapillen (knopf­förmiges Vorwölben der Sehnervenpapille).
 
Lokal- bzw. Herdsymptome sind Lähmungen, wenn der Tumor im Lobus frontalis sitzt,
Sensibilitätsstörungen, wenn sich der Tumor im Lobus parietalis befindet, motorische Aphasie (Sprechen ist erschwert, aber das Sprachverständnis ist erhalten), wenn der Tumor im Lobus frontalis sitzt, sensorische Aphasie (flüssiges Sprechen ist möglich, aber das Sprachverständnis ist gestört),
Apraxie (Störung der Ausführung willkürlicher, zielgerichteter und geordneter Bewegung bei intakter motorischer Funktion), Agnosie (Störung des Erkennens, d. h. es besteht ein Unvermögen, Sinnenwahr­nehmungen als solche zu erkennen, obwohl das Sinnesorgan Auge intakt ist.)
 
Bei allen diesen Verdachtshinweisen ist der Patient umgehend an den Neurologen zu verweisen!
Hirntumoren bei Kindern sind die zweithäufigste, bösartige Er­krankung. Bei Kindern gilt: Je jünger das Kind, desto unauffälliger sind die Symptome. Das sehr bösartige Medulloblastom tritt bei Kindern in den ersten zehn Lebensjahren gehäuft auf. Es kann sich in Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Verhaltens­änderungen und vegetativen Störungen wie Atemstörungen und Blutdruckveränderungen zeigen.

 
Demenz
Häufigste Ursache (ca. 80 bis 90 %) für Demenz ist die Alzheimer-Krankheit. Eine weitere mögliche Ursache sind Gefäßerkrankungen wie Hirnarteriosklerose. Mischformen sind häufig.
 
Eine Demenz kann sich auch sekundär einstellen, z. B. bei Morbus Parkinson, Multipler Sklerose, Hydrozephalus, TSE, Hirntumoren, Alkoholkrankheit (Wernicke-Enzephalopathie) und vielen anderen seltenen Erkrankungen, die zum Teil angeboren sind.
Eine weitere mögliche Ursache ist die frontotemporale Demenz, auch Morbus Pick oder Picksche Krankheit genannt. Dabei handelt es sich um eine vor dem 60. Lebensjahr auftretende Erkrankung, die zu einer Degeneration des Stirn- und Schläfenlappens des Gehirns führt. Allerdings ist hier das Leitsymptom zunächst eine Persönlichkeitsveränderung und Veränderungen von sozialen Verhaltensweisen, später stellen sich jedoch die Zeichen einer Demenz ein.
 
Zeichen einer Demenz sind Gedächtnisstörungen, wobei zunächst das Kurzzeitgedächtnis und später auch das
Langzeitgedächtnis betroffen ist. Es kommt zu Störungen des Denkens (z.B. Verfolgungswahn), Orientierungs-, Rechen-, Verständnis-, Sprach- und Sprechstörungen und zu Persönlichkeitsveränderungen (Interesselosigkeit, Stimmungslabilität, Ängstlichkeit, erhöhte Reizbarkeit, Aggressivität). Es stellt sich ein körperlicher Abbau ein und Stuhl- und Harninkontinenz.
Damit die Diagnose demenzielles Syndrom gestellt werden darf, müssen die Symptome über mindestens 6 Monate bestehen.
 
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